76. Kapitel - Fuchsbau in Flammen

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Gedankenverloren schneidet Jane die Vetraknollen in hauchdünne Scheiben, während Severus still neben ihr arbeitet und gerade dabei ist die Temperatur des Kessels zu kontrollieren. Ihm ist die geistige Abwesenheit seiner Tochter nicht entgangen, welche sie jetzt schon seit 2 Tagen an den Tag legt. Es gefällt ihm nicht. Natürlich wäre es um einiges beunruhigender, wenn die Sache mit den dunklen Mal und ihre Rekrutierung einfach belanglos an ihr vorbei gehen würde, aber sie sich den Kopf zerbrechen zu sehen ist für ihn auch nicht besser.

Während er sie so von der Seite mustert, bemerkt er, dass sie mittlerweile die dritte Knolle schneidet, obwohl sie nur zwei brauchen. Kopfschüttelnd unterbricht er ihre Arbeit, in dem er ihr sanft das Messer aus der Hand nimmt, das Brettchen mit den Knollen in den Kessel schüttelt und ihr Discusbohnen zuschiebt. Das alles beobachtet sie nur stumm und kaum sieht sie die Bohnen vor sich, dreht sie sich auch schon um, um den Tiegel zu holen. Das dumpfe Geräusch von aufschlagenen Holz ertönt und Severus kann ein Zischen hören, worauf er sich verwundert umdreht.

Jane hat ihre Finger in ihren linken Arm gekrallt und schmerzhaft das Gesicht verzogen. Severus kennt diesen Anblick, er weiß genau was das bedeutet. "Er ruft dich", sagt er monoton in die Stille hinein. Einen Moment steht die Zeit völlig still, bis Jane sich gerade aufrichtet und tief durchatmet. Ihre Augen wirken glasig und haben einen stechenden Gelbton angenommen. Severus kann sich noch gut daran erinnern wie er das erste Mal gerufen wurde. Auch in ihn hatte sich Panik breit gemacht, denn selbst wenn er den Todessern freiwillig beigetreten ist, so war die Angst vor dem dunklen Lord und was er verlangen würde stets präsent. "Ich sollte gehen", sagt sie heiser und macht Anstalten das Labor zu verlassen. Severus sieht ihr nur ausdruckslos hinterher. Ihn beunruhigt es, dass der dunkle Lord anscheinend nur sie sehen will, denn sein Mal blieb unberührt.

Er weiß nicht ob seine Tochter gleich jemanden foltern würde, ob sie als Mörderin wiederkommen würde oder ob sie überhaupt wiederkommt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der dunkle Lord sie tötet ist zwar um einiges gesunken, doch gibt es noch unzählige andere Gefahren. Wer weiß ob sie sich verletzt, ob sie es vielleicht ist, die gefoltert wird. Er selbst hatte sich darüber anfangs noch wenig Gedanken gemacht, doch spätestens als der dunkle Lord zurückgekehrt ist, stellte sich Severus in seinem Kopf vor, was im nächsten Moment wohl auf ihn zukommen würde.

Jane eilt mittlerweile schon über den hellen Kiesweg zum Manor. Ihr ist nicht entgangen, dass der dunkle Lord explizit sie sehen will, was sie deutlich nervöser macht. Ihr Vater spielt seine Rolle perfekt, sie ist ihm ins Fleisch und Blut übergangen. Doch kann Jane ihre Rolle so perfekt spielen? Was wenn sie sich verrät? Verrät dass sie den dunklen Lord eigentlich verabscheut, dass ihr Vater gegen ihn agierrt und das sie auf seinen Tod hinarbeiten.

Wie auf Knopfdruck fährt Jane jegliche Okklumentikschilder, beim Betreten des Manors, auf volle Leistung und bemüht sich um eine möglichst ausdruckslose Miene. Mit viel Kontrolle blinzelt sie ihre gelben Augen weg und läuft geradewegs die Treppe hinauf. Glonk, welcher ihr die Tür geöffnet hatte sieht ihr nur mit großen Augen hinterher, wagt es sich jedoch nicht sie aufzuhalten. Den dunklen Lord lässt man nicht warten, dass wissen die Hauselfen mitunter am besten.

Ungestühmt stößt Jane die dunkle Doppeltür auf und erhascht sogleich vier Gestalten vor sich. Der dunkle Lord steht bedrohlich vor einen der Kamine, während drei Personen vor ihm knien. Es ist Jane schon fast peinlich in die Situation geplatzt zu sein.

"My Lord", sagt sie kühl mit einer tiefen Verbeugung und bleibt etwas hilflos im Saal stehen. Die drei Personen haben sich nicht umgedreht, doch Jane würde die wilde Lockenmähne von Bellatrix wohl überall wieder erkennen. Ihr Herr allerdings hat sich mit schlangenhaften Grinsen zu ihr umgedreht und mustert sie mit funkelnden roten Augen. "Jane, wird auch Zeit.", er klingt zu ihrem Überraschen eher belustigt als verärgert, was sie beunruhigt.

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