54. Kapitel - Große Halle

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Ein paar Knirpse drängen eilig sich an Jane vorbei, auf den Weg zu ihrem Haustisch, während Erwähnte nur schleppend langsam zum Tisch der Slytherin schlürft.

Blaise hat sich mit einem entschuldigenden Blick zu einem unnatürlich blasen Draco gesetzt, welcher nur gedankenverloren in die Leere starrt. Fast wäre Jane gewillt gewesen, sich einfach unangenehm schweigend zu ihnen zu setzten, aber - wie sollte es auch anders sein - hatte eine Pansy Parkinson ihre Krallen so gleich in Jane's Auserwählten gerammt und betudelt ihn nun von vorn bis hinten. Jane kann vieles ab, aber sich das anzutun ist eindeutig unter ihrer Würde!

Mit verzogener Miene zwingt sie sich einen neuen Platz zu suchen, wobei ihr die verängstigten Zweitklässler, welche immer noch glauben Snape die Riesenfledermaus würde Kinder essen, wäre wohl keine so gute Idee. Die recht leere Ecke am Tischende lächelt sie schon verführerisch an, als ein blondes Haarkneul sich plötzlich ungehalten um ihren Hals wirft.

"Jane!", ruft eine erleichterte Mia, welche sie sogleich mit ihren strahlend azurblauen Augen auf mögliche Verletzungen abscannt. "Mia, ich freu mich auch dich zu sehen", sagt Jane etwas belächelnd.
"Herr Gott, weißt du was ich mir für Sorgen um dich gemacht habe? Es hieß du wärst mit Potter ins Ministerium eingebrochen und dann warst du im Krankenflügel. Danach hat dich niemand mehr gesehen! Du hast dich nicht verabschiedet, von niemanden. Noch nicht einmal eine Eule hast du geschickt", sagt Mia ganz aufgebracht und klingt dabei ziemlich vowurfsvoll, so dass sich einige zu ihnen umdrehen. "Es gab Gerüchte, das dein Vater dich von Hogwarts genommen hat...- manche meinten sogar er hätte dich vermutlich vor Zorn umgebracht", flüstert sie leise während sie die junge Snape nochmal vorsorglich begutachtet.

Jane lacht darauf amüsiert auf, "Ja das hätte er wohl gern. Tut mir leid, dass ich nicht geschrieben habe, aber meine Ferien waren keinesfalls erholsam. Ich wäre auch eine Narrin gewesen, wenn ich dachte mein Vater würde mich von der Leine lassen."
Mia hat einen nachdenklichen Blick aufgesetzt, während sie sich unaufgefordert in Jane's Arm einharkt und sie in Richtung Slytherintisch zerrt. Als sie Jane's Widerstand spürt, als sie sich Draco und Blaise nähern, bleibt sie mit hängenden Schultern stehen.
"Es stimmt also", flüstert sie niedergeschlagen, "Du und Draco habt euch wirklich getrennt".

Jane schluckt den unangenehmen Kloß in ihrem Hals runter und nickt nur traurig. Sorfort wirft sich die Blondine wieder um ihren Hals und streicht ihr mitleidig über den Rücken. "Das tut mir so leid."
Sie löst sich von ihr und Jane kann beobachten wie sich beunruhigender Weise langsam ein breites Grinsen bildet. "Das bekommen wir ganz schnell wieder hin!", sagt Mia mit neugefundendem Enthusiasmus und zerrt Jane erbarmungslos mit sich.

"Mia! Mia! das ist keine gute Idee", versucht Jane ihr mit leiser Stimme Vernunft einzuhauchen, doch die blonde Schönheit hat sich ihr Ziel schon klipp und klar in den Kopf gesetzt. Sie würde sich doch nicht ansehen, wie sich Pansy an Jane's Eisprinzen wirft, während ihre beste Freundin leidet! Jane hat diese Beziehung mehr als nur gut getan und sie so glücklich und aufgeschlossen zu sehen, im Gegensatz zum Anfang letzen Jahres, hat sie ebenfalls glücklich gemacht. Jane hatte Mia zwar nie direkt erzählt wovor sie sich so sehr fürchtet, aber Mia hat genug verstanden, um zu wissen, dass Draco ihr ein Teil dieser Angst nimmt. Er hatte sie von diesem eigenartigen Buch weggeschliefen und sie hat ihn irgendwie weniger fies werden lassen. Mia ist entschlossen. Sie würde das mit den zwei wieder hinbekommen, so wie sie es auch endlich schaffen würde, Blaise zu sagen, das sie sich mehr wünscht als ungezwungende Knutscherreien und Gefummel.

"Mia, du bist verrückt! Tu mir das bitte nicht an!", zischt Jane nun ziemlich ungehalten. Doch noch bevor sie sich losreißen kann, sind sie auch schon vor zwei attraktiven Herrschaften und einer mürrischen Schnepfe.

"Jane", sagt Pansy abwertend und verzieht ihr Gesicht zu einer angewiderten Fratze. "Pansy", erwidert sie genau so herablassen und lässt sich ihr gegenüber nieder. Mit giftigen gelben Augen versucht sie ihre Rivalen zu erdolchen, muss jedoch resigniert feststellen, das es nicht funktioniert. Mia scheint etwas enttäuscht, dass sie sich nicht gegenüber von Draco niedergelassen hat, aber das würde sie auch noch hinbekommen.

Auffällig anzüglich legt Pansy ihre Hand auf Draco's Arm und betätschelt ihn wieder, was Jane innerlich kochen lässt. Zufrieden grinst Pansy über den roten Schimmer in Jane's Augen, welchen sie jedoch schnell wieder in Griff bekommt und mit Anstrengung und einigen Malen blintzeln wieder bei ihren grünen Augen ist.

Draco wird durch die plötzliche Berührung aus seinen Gedanken gerissen und blickt etwas verdutz zu seinen Arm. "Wenn du lieber wo anders sitzen willst, dann können wir uns auch umsetzen, Dracolein", sagt Pansy mit zuckersüßer Stimme. Erst jetzt bemerkt Draco die schwarzhaarige Schönheit, welche ihre nun gelblichen Augen in seine bohrt, und dabei eine deutliche Spannung ausstrahlt.

Tief blickt sie in das kalte Strumgrau, welches ihr von so viel Leid berichtet, während sie auf eine Reaktion seinerseits wartet. Doch jener blickt nur genau so eindringlich in ihre Augen, welche es nicht wagen eine Emotion zu offenbaren. Müsste er sich nicht angewidert abwenden? Müsste er sie jetzt nicht beschimpfen und sie für sein Leid verantwortlich machen? Nun es ist unwahrscheinlich, das er hier vor allen Anwesen einfach herum posaunt eine unlösbare Aufgabe vom dunklen Lord bekommen zu haben, aber müsste er nicht dennoch ihr in irgendeiner Weise seinen Hass kunt tun?

Nichts. Weiterhin starren sich beide einfach nur ausdruckslos an, während es für die anderen am Tisch schon fast unheimlich ist. Blaise und Mia werfen sich nur wissende Blicke zu und ein zufriedenes Grinsen schleicht sich auf ihre Lippen. Pansy, welche immer noch eine Antwort bekommen hat, läuft von Zeit zu Zeit roter an und zieht schließlich unwirsch ihre Hand von seinem Arm.

Die ruckartige Bewegung holt ihn erneut ins Hier und Jetzt und lässt ihn stumm wieder seinen Blick abwenden. Seine Gedanken schwirren, wie so oft in letzter Zeit, um seine Aufgabe und wie wichtig es sei, Jane aus der Sache heraus zu halten. Er müsste sich geehrt fühlen und er müsste ihr doch eigentlich näherbringen, was es doch für eine Ehre ist, den dunklen Lord zu unterstützen, aber es ist Humbuck und das weiß er. Oft haben sie darüber gesprochen, warum der dunkle Lord nichts von ihr erfahren soll. Jane resigniert seine Abwendung mit einem traurigen Starren auf die Tischplatte und versucht erneut den schweren Kloß in ihren Hals runter zu schlucken.

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