95. Kapitel - Zauberstab

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„Er wird aus der Deckung kommen müssen. Was den Jungen angeht, ich werde mich persönlich um ihn kümmern. Es hat in der Vergangenheit zu viele Fehler gegeben, manche davon waren meine eigenen. Das Potter noch lebt ist mehr meinen Irrtümern zuzuschreiben, als seinem Erfolg. Doch jetzt weiß ich es besser. Ich muss derjenige sein, der Potter tötet, und der werde ich sein.", Voldemort spricht mit so ruhiger Stimme, dass es unheimlich ist. Immer noch betrachtet er den Körper über sich als er spricht, „Ich werden mir von einem von euch den Zauberstab ausleihen müssen, ehe ich mich auf den Weg mach, Potter zu töten".

Entsetzen ist jedem seiner Gefolgschaft ins Gesicht geschrieben. Niemand würde freiwillig seinen Zauberstab weggeben. Es ähnelt fast der Bitte sich einen Arm oder ein Auge ausleihen zu dürfen und selbst da wäre die Bereitschaft höher. „Keine Freiwilligen?". Voldemort's Blick gleitet zu Jane, welche mit ihrem Vater wohl die Einzige ist, die ruhig auf ihrem Stuhl sitzt. „Jane, Liebes, was ist mit dir? Du benötigst bei deiner Magie doch keinen Zauberstab oder irre ich mich?"
Zögerlich schüttelt Jane ihren Kopf und runzelt die Stirn, ihre Augen sind in einem gelben Ton übergegangen, welcher den dunklen Lord zu gefallen scheint. Langsam legt sie den verzierten Zauberstab auf den polierten Tisch, wobei das helle Holz ihres Stabes einen deutlichen Kontrast zum dunklen, fast schwarzen Holz der Platte bildet. Begierig ergreift der dunkle Lord das Stück Holz und dreht es in seiner Hand. „Kern?", fragt er fast schon abgelenkt von seinem neuem Besitztum. Wenn Jane schon so mächtig ist, wie mächtig müsste dann erst ihr Zauberstab sein? Doch wird er jäh enttäuscht als Jane ihm antwortet. „Er besitzt keinen Kern, My Lord". Sofort schellen seine Augen zu ihr. „Keinen Kern?"

Jane schüttelt den Kopf, „Er ist allein für mich hergestellt worden. Er besitzt keine Magie, sondern bündelt lediglich meine eigene". Um ihre Worte zu bestätigen schwingt Voldemort ihren Zauberstab und richtet ihn direkt auf eine Gruppe seiner Anhänger, welche sich darauf hin schreiend zur Seite werfen, um seinen Fluch auszuweichen. Doch kein Zauber verlässt die Spitze des Stabes und zornig wirft Voldemort den Stab auf den Tisch. „Lucius!", zischt er Zähne knirschend und Angesprochener zuckt sofort zusammen und blickt von der Tischplatte auf. „Ich wüsste keinen Grund, warum du noch einen Zauberstab besitzen solltest"

„Herr?", fragt Lucius heiser, sein Unglaube ist ihn ins Gesicht geschrieben.

„Deinen Zauberstab, Lucius. Ich verlange deinen Zauberstab!", zischt ihn sein Herr harsch an. Lucius blickt hilfesuchend zu seiner Frau, doch Narzissa starrt weiter stur gegen die Wand, als würde sie erwarten dass das Gestein ihren Blick erwidert. Aus seinem Umhang holt der Reinblüter schließlich seinen dunklen Holzstab und überreicht ihn seinen Herren.

„Woraus ist er?"

„Ulme, Herr", antwortet Lucius zittrig.

„Und der Kern?"

„Drachen- Drachenherzfaser"

„Gut", antwortet der dunkle Lord schlicht, setzt sich jedoch nicht wieder, sondern umrundet schleichend die große Tafel, während er weiter spricht. Mit einem Schlenker seines neuen Stabes versetzt er Charity einen Stoß, worauf diese schmerzhaft stöhnend zu erwachen scheint.
„Erkennst du unseren Gast, Severus?", fragt er fast schon amüsiert und Boshaftigkeit ziert seine bleiche Fratze. Erst jetzt wagt Severus es sich nach oben zu blicken. Er weiß wer dort hoben schwebt. Er hatte sie schon beim Eintreten erkannt und auch ihren Zeitungsartikel gelesen. Ihr schmerzerfülltes Gesicht dreht sich zu ihm und Severus mustert es ausgiebig, als die Augen seiner Kollegin auch ihn fokussieren. „Severus! Helfen Sie mir!", fleht sie doch verliert sie seinen Blick, als sie sich weiter in der Luft dreht. „Ah ja", sagt Severus lahm und anteilslos. „Draco? Jane? Ihr?", durch Draco geht ein Ruck als er angesprochen wird und verhemmend schüttelt er mit den Kopf und wendet seinen Blick von der Frau ab. Auch Jane schüttelt schlicht den Kopf, wendet aber anders als ihr Geliebter nicht den Blick ab. Sie kann nicht, zu viel Schmerz steht im Gesicht dieser Frau, das Jane sich zusammenreißen muss nicht selbst ihre Miene gequält zu verziehen. „Ihr hattet ja auch keinen Unterricht bei ihr. Für die von euch, die es nicht wissen: Wir haben heute Charity Burbage als Gast. Vor kurzen noch, hat sie an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei gelehrt". Ein Gackern und Kichern geht leise durch den Raum, während einige der Anwesenden ihre gelben Zähne präsentieren.

„Ja... Professor Burbage hat den Kindern von Hexen und Zauberern alles über die Muggel beigebracht... das wir ihnen gar nicht so unähnlich sind.", nun scheinen die Todesser welche eben noch lachten angewidert. Sie geben angeekelte Geräusche von sich oder spucken auf den Boden. Burbage, welche sich eine weitere Runde um ihre Achse gedreht hat, blickt nun wieder flehentlich zu Severus. „Severus... bitte... wir sind doch Freunde", haucht sie und interessiert betrachtet der dunkle Lord nun Severus's Miene, doch diese bleibt weiterhin unberührt. Keine Gefühlregung ist in seiner Mimik, seinem Ausdruck oder in seinen Augen zu finden, lediglich die geschundene Gestalt spiegelt sich in dem dunklen Obsidian wieder.

„Severus, bitte-"

„Schweig!", herrscht sie Voldemort an und schnippt mit dem Zauberstab, so das die Professorin verstummt. „Nicht genug damit, dass sie den Verstand von Zaubererkinder verdirbt und besudelt, hat Professor Burbage letzte Woche auch noch eine flammende Verteidigung der Schlammblüter im Tagespropheten geschrieben. Sie sagt, dass Zauberer diese Diebe ihres Wissens und ihrer Magie akzeptieren müssten. Die abnehmende Zahl der Reinblüter ist laut Professor Burbage ein höchst wünschenswertes Phänomen... sie würde uns am liebsten alle mit Muggeln paaren... oder sogar noch lieber mit Werwölfen...", Wut, Abneigung und Verachtung liegen in seinen Worten und in seiner Stimme und animieren die Anwesenden die selben Gefühle in ihren Gesichtern widerzuspiegeln. Und mit dem letzten Schnipsen von Lucius's Zauberstab in Voldemorts Hand findet die Professorin schließlich ihr Ende.

„Avada Kedavra!"

Charity stürzt mit einem dröhnenden Schlag auf die Tischplatte und blickt mit starren, geröteten Augen direkt in Jane ihre, welche das Gefühl hat sich übergeben zu müssen.
„Abendessen, Nagini", spricht Voldemort liebevoll zu seinem Haustier, welches sich auf der polierten Tischplatte windet und sich zu seinem Abendschmaus begibt, während Jane nichts anderes übrig bleibt als zuzusehen, wie die übergroße Schlange ihr Maul aufreißt und auf widerliche Art und Weise den Körper in ihren eigenen aufnimmt. Erst als Charity vollständig in der Schlange verschwunden und diese kaum noch bewegungsfähig ist, erklärt der dunkle Lord die Sitzung für beendet. Anders als sonst ist Jane dieses Mal die Erste, die denn großen Saal verlassen will, denn sie kann nicht sagen wie lang sie ihre eigene Magensäure noch in sich behalten wird.

„Jane!", augenblicklich erstarrt die Snape zu einer Salzsäule, dreht sich fast schon in Zeitlupe zu ihrem Herren um und schluckt mehrmals die Galle in ihrem Hals hinunter. „Herr?", krächzt sie und muss sich räuspern um ihre Stimme wiederzufinden. Sie kennt diese Situation schon und Angst steigt in ihr auf. Was könnte der dunkle Lord dieses Mal von ihr verlangen? Ihr Blick geht zu ihrem Vater, welcher Voldemort nur erwartungsvoll anblickt. Anders als das letzte Mal schickt Riddle ihn jedoch nicht weg, sondern ignoriert schlichtweg seine Anwesenheit.

„Wenn wir uns den Jungen schnappen, wirst du nicht dabei sein. Ich kann nicht riskieren dich durch einen dummen Fehler einer der Unseren zu verlieren. Im Ministerium allerdings, werde ich deine Fähigkeiten gut gebrauchen können. Wenn es soweit ist, wird es fallen und du wirst mich dieses Mal nicht enttäuschen", seine Stimme ist wieder ruhig, fast schon schmeichelnd, doch nimmt sie zum Ende hin etwas harsches an. Fast schon wie eine von Umbridge's überfreundlichen Drohungen. „Natürlich nicht, mein Herr", antwortet Jane unterwürfig und verbeugt sich tief vor ihm. Mit einem Rucken seines Kopfes deutet er ihr zu gehen und dicht gefolgt von ihrem Vater verlässt sie das Manor und appariert zurück nach Spinner End's.

„Du solltest dich bei den Treffen mehr zurückhalten", sagte Severus so beiläufig zu ihr, als würde er sie ans Zähneputzen erinnern. Einen Moment blickt Jane ihn verdutzt an, nickt jedoch nur müde und begibt sich leise zur Treppe in Richtung Zimmer. „Jane", sagt Severus leise und seine Tochter stoppt auf den Stufen. Sie dreht sich nicht zu ihn um, sondern verharrt lediglich still in ihrer Bewegung.
„Du weißt das ich dich liebe", sagt Severus immer noch leise und mustert ihren Rücken, da ihm ein Blick in ihr Gesicht verwehrt bleibt. Einige Sekunden vergehen ohne eine sichtliche Reaktion, bis Jane schließlich still ihren Weg fortsetzt. Severus seufzt als sie hinter ihrer Zimmertür verschwindet und diese mit einem leisen Klicken verschließt. Von allen Männern die jemals Vater hätten werden oder noch werden können, ist er wohl am ungeeignetsten dafür. Und ausgerechnet ihn musste das Leben so übel mitspielen. Nicht das er sich selbst bemitleidet, nein er hat in seinen Augen kein Mitleid verdient, für nichts was ihn wiederfahren ist und zuletzt für seine Tochter, welche sein Leben um so viel Glück bereichert. Nein er bemitleidet seine Tochter, welche es mit ihrem grimmigen, erbarmungslosen und zynischen Vater nicht hätte schlechter treffen können.

Severus reibt sich erschöpft die Nasenwurzel. Er bräuchte jetzt erstmal einen Feuerwhiskey...

Todesengel Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz