49. Kapitel - Winkelgasse

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Unruhig klopft Severus auf der Lehne seines Sessels herum. Das Chaos war beseitigt, der Alkohol aus seine Blut, doch das schlechte Gewissen nagt ihm immer noch an der Seele. Die Decke, welche über ihm gelegt wurde, war eindeutig der Verdienst seiner Tochter, und doch hat sie auf sein minutenlanges Klopfen nicht reagiert. Er war sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt da war, doch ihre aufgewühlten Schritte die durch den Raum klingen, zeugen von ihrer Anwesenheit.

Das energische Poltern, eines die Treppe hinunter stolperndem Mädchens, lässt ihn schließlich aus seinen Gedanken fahren. Jane springt gerade in voller Montur die letzten Stufen eifrig hinab und betritt mit einem unergründlichem Lächeln das Wohnzimmer.
"Jane-", beginnt er und ist schon augesprungen, wird jedoch einfach unterbrochen.
"Ich gehe zu den Wealey's in die Winkelgasse, meine Schulsachen für Übermorgen holen", trälert sie ihm überraschend gut gelaunt entgegen.
"Zu den Weasley's?", fragt er verwirrt und ungläubig.
"Ich war gestern bei ihnen zum Abendessen und Fred hat mir eben eine Eule geschickt, ob ich mir nicht ihren neuen Laden ansehen will. Ich brauche sowie so noch einige Sachen und es bietet sich an.", erklärt sie sich sanft lächelnd und nichts an ihr deutet auf die gestrige Situation hin.
"Jane, wegen ges-"
"Vergiss es einfach", meint sie nun weniger erfreut und ein ernster Gesichtsausdruck legt sich auf ihre weichen Züge.
"Wir sollten darüber reden, ich.. es-", beginnt Severus und rauft sich aufgewühlt sie Haare.
Er erwartet von ihr, das sie ihn anschreit, ihn Vorwürfe macht was er doch für ein schrecklicher Vater ist und das sie ihn hasst. Doch sie will nicht einmal darüber reden, die Sache einfach beruhen lassen und so tun als wäre es nicht geschehen. Er will ihr doch wenigstens erklären warum es nötig war so schroff zu sein.

"Ich hab es eilig", sagt Jane nun abblockend und ohne ihn aussprechen zu lassen, geht sie zur Tür und verlässt ihr kleines unfarmiläres Zuhause.

Jane hat die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Ihre Gedanken plagten sie wie so oft und das ewige Klopfen am Morgen war für ihr müdes Gemüt ätzend. Sie hatte ihren Vater schon gestern verziehen, aber sie wollte nicht darüber reden. Sie wollte nicht darüber nachdenken und vor allem wollte sie die nächsten paar Stunden einfach nur ein ganz normales Mädchen sein was ihre Schulsachen besorgt. Ohne unnatürliche starke Magie, ohne Prophezeiung, ohne Todesser-doppel-Spion-Vater und ohne die Sorge um den Jungen den sie liebt. Nur für einen Moment will sie nur Jane Scarlett Snape sein. Nur sie und das ganz ohne Drama.

In der Winkelgasse angekommen fühlt sie sich fast schon etwas trostlos. Die Gasse ist sogut wie menschenleer und nur ein paar lange Gesichter kommen ihr entgegen. Der Großteil der Läden ist verlassen und zugenagelt, während überall Fahndugsbilder von Todessern hängen. Wenn Jane die einst so aufbrausene anmutige Winkelgasse sieht, muss sie tragischer Weise die momentane Ähnlichkeit mit der Nokturngasse feststellen. Doch ein Lichtbringer hat das ganze, denn mit fröhlicher Musik und leuchtenden Lichtern wirkt der bunte Scherzartikelladen der zwei Zwillinge ziemlich einladent und vielversprechend.

Kaum setzt sie ein Fuß in diesen, stehen auch schon zwei Zwillinge unmittelbar neben ihr und hacken sich in jeweils einen ihrer Arme ein.

"Haben schon auf dich gewartet", meint George verschmitzt grinsend.
"Konnten es gar nicht erwarten unser kleinen Slytherin-Prinzessin unser Sortiment zu zeigen", meint Fred und sogleich steht Jane vor allen möglichen Scherzartikeln.

"Wie wäre es, wenn du den hier deinem Vater schenkst", die Zwillinge deuten auf einen alten Kupferkessel. "Eine falsche Zutat und der Kessel rennt schreiend weg", meint Fred grisend.
"Nur das mein Vater keine falschen Zutaten in einen Trank macht", lacht Jane fast schon etwas stolz.
"Für Neville allerdings, wäre der wirklich klasse", lacht sie weiter und blickt neugierig zu ein paar schwarzen kleinen Perlen.

"Die hauen dich im Handumdrehen um, kleine"
"Ob im Kaffee"
"Im Kürbissaft"
"In der Kürbispastete"
"Oder unwirsch in den Mund gestopft", säuseln die Jungs wie einstudert völlig im Einklang hinunter.
"Diese kleinen Nachtriegelperlen, hauen dich schneller um als jeder Schlaftrank"

Jane sieht die beiden ungläubig an, "Ist es überhaupt legall so etwas zu verkaufen?"
Die Zwillinge grinsen sich nur unverfroren an, "Grauzone".
George legt ihr eine zwinkernt in die Hand und meint so etwas wie für den Notfall, bevor sie Jane zum nächsten Artikel schleppen.

Als Jane mit dem Rundgang fertig ist, verabschiedet sie sich von den zwei Scherzkecksen und macht sich auf den Weg zu Madam Malkins. Bleibt jedoch abrupt stehen, als sie die zwei edel gekleideten Gestalten heraus treten sieht.

Draco köchelt vor Wut als er aus den Laden heraus tritt, trotz den Versuchen seiner Mutter ihn zu beruhigen. Nicht nur das Potter die Frechheit besitzt sich so über seinen Vater auszulassen, wagt er es allen Ernstes auch noch abfällig über seine Mutter zu reden, während er mit einem Schlammblut unterwegs ist. Zu allem Übel hätte Madam Malkins es auch noch fast geschafft sein Dunkles Mal zu entdecken und es am besten noch vor Potter zu präsentieren.

Draco's Gedankengänge werden durch seine Mutter gestoppt, welche ihm ungeduldig am Ärmel zupft. Genervt sieht er sie an, doch sie deutet nur auf eine junge Frau nicht weit von ihnen, welche in ihrem energischen Gang abrupt stehen bleibt und die beiden mit großen Augen betrachtet.
Draco bleibt für einen Moment die Luft weg als er Jane so sieht. Wie es sich doch nach diesem Anblick gesehnt hat. Und doch schmerzt es ihn so unerträglich, dass er den Blick abwendet und zu Boden starrt.

"Wollen wir nicht rüber gehen und ihr Hallo sagen? Sie scheint allein zu sein und ich dachte ihr zwei wärt, naja...", fragt Narzissa vorsichtig, als die Reaktion ihres Sohnes bemerkt. Sein Gesicht ist schmerzverzerrt und die Mutter spürt, dass er leidet.
"Nein.", sagt Draco kühl und ähnelt dabei erschreckender Weise stark seinem Vater.
"Nun, ich werde gehen", sagt Narzissa überzeugt. Diese junge schöne Frau hatte sich für ihren Sohn eingesetzt und das nicht bei einer banalen Sache wie dem Streit in Malkins Laden, sondern sie würde vor den Dunklen Lord persönlch für ihren Sohn tretten. Natürlich könnte sie das Draco nicht einfach so sagen, aber sie hätte dennoch mehr von ihm erwartet.

"Guten Tag, meine Gute", begrüßt Narzissa Jane liebevoll und zieht sie in eine schwigermütterliche Umarmung, weche Jane mehr als unangenehm ist. Es hat sie einiges an Willenskraft gekostet nicht vor der, auf sie zulaufende, Narzissa zu fliehen, und jetzt umarmt diese sie auch noch.
"Guten Tag, Mrs. Malfoy", begrüßt auch Jane die Frau mit gequältm Lächeln.

"Oh nenn mich ruhig Narzissa. Möchtest du nicht Draco "Hallo" sagen kommen?"

"Nichts für Ungut... Narzissa..., aber Draco macht nicht gerade den Eindruck mich sehen zu wollen. Er hat deutlich gemacht, dass ich für ihn nicht mehr als eine Missgeburt bin", antwortet Jane zögerlich, sieht traurig zu Draco und dann mit glasig grauen Augen auf einen Punkt neben Narzissa's Gesicht.

Die Mutter sieht sie, ungläubig über das Verhalten ihres Sohnes, mit großen Augen an. "Oh Liebes ich muss mich für meinen Sohn entschuldigen... er... du-", beginnt sie mit einem Schwung von Enttäuschen.
"Das macht nichts. Wirklich nicht", winkt Jane nur ruhig ab.
"Dennoch hast du ihn vor deinen Vater verteidigt. Wärst bereit gewesen zum Dunklen Lord zu gehen..., für meine Sohn. Und dabei begrüßt ihr einander nicht einmal", ihre Stirn liegt in Falten und ihre Stimme klingt wieder so traurig wie am Vortag.
"Wo die Liebe hinfällt, nicht?", lacht Jane etwas verlegen und macht die Situation nur um einiges unangenehmer für sie.

Sie verabschiedet sich von Narzissa und geht zur Schneiderin, während Narzissa zurück zu ihrem ungeduldigen Sohn torckelt und ihn etwas unsanft am Arm ergreift.
"Ich dachte ich hätte dir beigebracht wie man mit Frauen umgeht. Und dann noch so ein hinreißendes hübsches Mädchen", sagt sie scharf und schüttelt enttäuscht den Kopf.
Draco bleibt stumm und lässt die Schmach über sich ergehen. Er hat nichts einzuwerfen und schämt sich auch sonst schon für seine Worte.

Todesengel Where stories live. Discover now