92. Kapitel - Schuld

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Starr blickt Jane auf das Baldachin des Himmelbettes ihres Vaters. Sie wagt es nicht ihren Kopf auf seine Brust zu betten und so wenigstens ein wenig Linderung zu erlangen, denn sein Körper weist noch immer das nachwirkende Zucken des Cruciatus auf.

Der dunkle Lord war nicht erfreut das Jane es nicht gewesen ist, die seinen größten Widersacher getötet hat, doch im gefiel die Ironie dabei, dass es Severus war. Der Mann, dem Albus am meisten vertraute, in dem er immer das Gute sah und auf den er auch bis zu seinem letzten Atemzug zählte. Dumbledore ist tot. Sein größter Feind ist tot. Diese Tatsache hat seine Laune wohl dermaßen gehoben, dass er ihren Vater lediglich mit einem einzigen Cruciatus bestrafte, bevor er ihn bei seinen Anhängern in den höchsten Tönen lobte.

Severus ist das ganze Treffen über kalt geblieben. Keine Miene hat er verzogen, es wirkte fast als wäre er innerlich tot, als hätte ein Dementor ihm die Seele geraubt. Und jetzt... jetzt liegen sie beide hier. Jane hatte ihrem Vater geholfen nach Hause zu gelangen und auch in sein Schlafzimmer gebracht. Normalerweise steckt er einige Folterflüche weg, doch der Todesfluch gegen seinen Mentor hatte ihn jegliche Kraft geraubt und der dunkle Lord hatte ihm schließlich den Rest gegeben. Severus hatte es wortlos über sich ergehen lassen, als Jane ihm unter die Arme griff und schließlich mit ihm apparierte. Er hatte bisher auch sonst kein Wort mit ihr geredet, sondern nur gequält die Augen geschlossen und die Schwärze vor Erschöpfung willkommen geheißen.

Jane war nicht gegangen. Sie hatte das Bett umrundet und sich auf die andere Seite gelegt. Besorgt hatte sie ihn gemustert, während sie immer wieder näher rutschte. In ihrem Kopf spielt sie immer wieder die Szene auf dem Astronomieturm Revue. Sie kann es nicht glauben, ihr Vater hat Albus Dumbledore getötet. Sie hätte es tun sollen! Nicht das sie nicht froh ist es nicht gewesen zu sein, doch lieber wäre sie es die leidet. Schuld durchfrisst sie, denn er musste es nur tun weil sie zögerte, weil sie nicht in der Lage war ihre Aufgabe zu erfüllen. Sie wusste doch dass sie es tun würde, sie hatte es Dumbledore doch mitgeteilt und beim dunklen Lord noch energisch verkündet. Sie wollte es doch für Draco tun und vielleicht auch für diesen vermaledeiten alten Zauberer, welcher sonst ein weitaus schmerzvolleres Ende genommen hätte. Doch hinter all ihren Worten stand schließlich nichts. Sie hatte es nicht getan, sie hätte es nicht gekonnt.

„Es war dumm von dir zu glauben ich würde von deinem Vorhaben nichts erfahren. Und noch dümmer, dass du dachtest ich würde dich das wirklich tun lassen", krächzt eine Stimme rau und reißt sie so aus ihren Gedanken. Severus hat sie jetzt schon eine Weile beobachtet, als er bemerkte das er nicht allein in seinem Bett liegt. Ihre Gedanken schreien ihn förmlich an, auch ohne das er Legillimentik benutzt. Ihre Augen wechseln bei jedem ihrer Gedanken die Farbe von Schwarz zu Gelb und schließlich zu Grau. Bei ihren rasenden Gedanken sieht es schon fast albern nach einem von Zonko's Wunderbällen aus.

„Du wusstest es", flüstert Jane leise mit brüchiger Stimme. Sie sieht ihn nicht an, zu groß ist die Angst auf seine Augen zu treffen. „Ich wusste es", bestätigt Severus fest doch noch immer recht rau. Er konnte Jane Luft ziehen hören und ahnte schon den Redeschwall der gleich auf ihn einbrechen würde, voll mit Vorwürfen, Fragen und Mitleid. Er nimmt ihr das Wort aus dem Mund, „Ich werde dich nicht für meine Fehler leiden lassen. Es ist meine Aufgabe und meine Schuld, nicht deine". Seine Stimme lies kein Widerwort zu, doch Jane schüttelt dennoch entrüstet den Kopf, bevor sie ihren Kopf mit einen leisen Schniefen auf die Brust ihren Vaters legt. Sanft streicht Severus ihr durch ihr Haar, während er sich selbst wieder in seine Gedanken und Erinnerungen verliert.

Nun war Albus tot. Der Pläneschmieder war fort und nun müsste alles so laufen wie der alte Kauz es geplant hat, auch wenn er niemanden in diesen vermeintlichen Plan vollends einbezogen hat. Vielleicht hatte er auch gar keinen Plan und setzte alles nur auf Glück und Wahrscheinlichkeit. Doch das scheint Severus unwahrscheinlich, Albus wusste schon immer mehr als für andere ersichtlich. Nun würde es wohl an Severus hängen und vor allem an Potter. Einem halben Kind das noch nicht einmal annähernd eine Ahnung hat was alles auf ihn zukommt. Nun hatte Severus ihn auch seinen letzten Verbliebenen geraubt. Jemand der für ihn eine Vaterrolle einnahm oder eher Großvater. Ohne ihn hätte der Junge noch seine Eltern, er hätte noch seinen Paten und er hätte noch Albus. Severus droht das Gefühl von Schuld in seiner Brust zu erdrücken. Wenn er könnte, würde er den Raum in Schutt und Asche legen, eigentlich das gesamte Haus, doch mal abgesehen von Jane's Anwesenheit, würde er es auch körperlich momentan nicht schaffen. Er würde höchstens sich selbst zerstören, auch wenn das durchaus in seinem Interesse liegt.

Severus kann kaum in Worte fassen wie sehr er sich selbst anwidert, wie seine Rolle die er spielt ihn anwidert. Sie ist ihn mittlerweile schon so in Fleisch und Blut übergangen, dass er manchmal Zweifel hat was davon nur noch gespielt ist. Und es würde noch eine Weile so weitergehen. Er kann nicht einmal behaupten das er sich sein Überleben dieses Krieges wünscht, doch da ist noch seine Tochter welche da auf seiner Brust liegt und mittlerweile erschöpft eingeschlafen ist. Er kann sich an solch eine Situation erinnern da war sie gerade mal 9. Sie hatte sich nach einem Albträume laut schluchzend in sein Bett geschlichen und ist sofort unter die Decke zu ihm geschlüpft. Sie hatte geträumt das ihre Magie ihm am Ende das Leben kostete und er hatte in seinem noch schläfrigem Zustand Mühe, sie zu beruhigen, zumal er zwischen ihrem Schluchzen kaum ein deutliches Wort verstand.

Doch jetzt ist sie 17 Jahre alt. Sie ist volljährig und hat schon mehr gesehen und erleiden müssen als gut für sie ist. Sie ist reif und erwachsen geworden und vor allem ist sie stark geworden. Das war es was Severus sich vom ersten Moment an für sie gewünscht hat, doch nun wo er den Weg kennt der zu dieser Stärke geführt hat, kommt es ihm falsch vor. Sie sollte ein junges Mädchen sein, was von Jungs, der neuesten Mode und Kosmetik schwärmt. Severus ist froh das sie nicht so ist, bei Merlin das letzte was er will ist eine zweite Lavender Brown als Tochter zu haben, doch deren Probleme wären erträglich für ihn. Im Grunde genommen sind ihre Probleme lächerlich im Vergleich zu Jane's.

Auch Severus wird langsam wieder von der Schwärze empfangen. Nun würde die Geschichte ihren Lauf nehmen und Severus kann nur hoffen das sie in einem Happy End endet.

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