69. Kapitel - "Kleiner dummer Junge"

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Eilig blickt sich Jane in dem dunklen Gang um, doch von ihrem Vater oder Draco ist nichts mehr zu sehen. Resigniert seufzt sie, während sie sich schon auf den Weg in den nächsten Korridor macht, als sie plötzlich erneut gepackt wird und in eine Nische gezogen wird. Erschrocken keucht sie auf, bis sie Harry genau vor sich erkennt, welcher sie wütend anfunkelt. Sie will sich von ihm lösen und ihn ordentlch die Leviten lesen, sie gefälligst nicht so zu erschrecken, doch Harry hält sie weiter an die Wand gepinnt. Seine Nähe ist ihr fast schon unangenehm, was durch sein intensives Stieren in ihr Gesicht nicht besser wird. Einen Moment hat sie sogar das Atmen vergessen, bis sie sich aus ihrer Starre reißt und wütend schnaubt.

„Harry was soll das?", zischt Jane ihn gefährlich an. „Was weißt du über Malfoy's Aufgabe und wie wird Snape ihm dabei helfen?", fragt der Auserwählte gerade heraus, den Griff immer noch um ihrem Oberarm.

„Ich weiß nicht wo von du sprichst und jetzt lass mich los!", zornig funkeln ihre Augen rot und Harry kann allmählich spüren, wie seine Handfläche wärmer werden. Wäre ja auch zu einfach, wenn sie ihm so plötzlich das Herz ausschütteln und ihn über Draco's böse Machenschaffen aufklären würde.

Mit einem Zischen lässt er sie los und blickt auf seine gerötete Handfläche, welche er sich doch tatsächlich an seiner Mitschülerin verbrannt hat. Erbost schnauft er. "Du steckst doch genau so mit denen unter eine Decke. Ich verstehe nicht wie Dumbledore einem Todesser vertrauen kann."
Nun packt Jane Harry am Kragen, dreht sich mit ihm um und fixiert ihn mit ihrem Unterarm an seiner Kehle, an der Wand. "Du weißt rein gar nichts Potter", zischt sie aufgebracht. "Du denkst du wüsstest immer alles, müsstest immer alles heraus bekommen und hast ein Recht alles zu wissen. Nicht alles hat mit dir zu tun! Du denkst du wärst der Einzige der gegen den dunklen Lord kämpfen würde. Der einzig Wahre, der ja so unglaublich leidet...", sie deutet einen kindlichen Schmollmund an, während sie Snape's spöttischen Ton angenommen hat, "...aber soll ich dir was sagen, Potter? Du bist einer von vielen! Jeder andere hat auch Menschen die er liebt verloren, hat gelitten und leidet noch immer. Was macht dich so viel besser als Neville? Als Hermine? Du bist ein unwissender unerzogener kleine Junge, welcher seinen Gehirngespenstern hinterher lächzt mit der lauten Ankündigung, du würdest damit dem Dunklen Lord ein Ende eine setzten."

Harry verzieht abhorrierend das Gesicht. "Hör dich doch reden, wie du ihn den dunklen Lord nennst. Wie ist es vor ihm auf Füßen zu kriechen? Ihn seinen Saumen zu küssen, in froher Erwartung, ihn zufrieden stimmen zu können? Bist du stolz auf das Mahnmal auf deinem Arm? Ergötzt sich Snape an dem Anblick seiner so treuen Todessertochter und seinem Todesserschwiegersohn?". Nun ist es Harry's Stimme die vor Hohn trieft, was Jane ihren Druck auf seine Kehle verstärken lässt. Doch kurz darauf reißt sie sich von ihm los, worauf er kurz röcheln muss um wieder an Luft zu gelangen, während Jane den spitzenbesetzen Ärmel ihres Kleides hochzieht und ihm nur die unschöne Brandnarbe auf ihren linken Arm präsentiert. Missmutig presst er die Lippen aufeinander.

"Du hälst dich für sooo schlau. Für Dumbledore's größten Fürsprecher, aber du bleibst der kleine dumme Junge, auf den die Erwachsenen immer ein Auge haben müssen, bevor er sich in seinem Wagemut noch selbst verletzt. Wie oft hat dir mein Vater jetzt schon geholfen? Wie oft, ohne dass du es bemerkt hast? Ohne das du dich bedankt hast? Hast du letztes Jahr auch nur im Geringsten gedacht, mein Vater, Tränkemeister von Hogwarts, hätte kein Veritaserum mehr? Oder denkst du du hättest auch nur noch eine Woche so etwas annähernd ähnliches wie Schlaf gefunden, wenn dir mein Vater nicht die Grundkenntnise der Okklumentik beigebracht hätte, bei selbst der du erbärmlich scheiterst. Er hat sich selbst vor einen verfluchten Werwolf gestellt um dich ignornante Göre zu schützen, in dem Wissen das es Zuhause jemanden gab, der auf seine unversehrte Rückkunft wartete. Du bist blind vor Hass und der einzige der dir hier ihm Weg steht bist du selbst und deine krankhafte Paranoia, dass hinter jeder Ecke eine Verschwörung gegen dich oder Dumbledore lauert.".

Mit diesen Worten wendet sich sich kopfschüttelnd ab und rauscht den Gang entlang ins Dunkel. Der Plan endlich Draco zur Rede zu stellen, wäre dank Potter dann auch wieder ins Wasser gefallen, doch will sie sich nicht so schnell geschlagen geben. Routiniert geht sie einen Ort nach dem anderen ab, an dem er sich gelegentlich aufhält. Der Gemeinschaftsraum, Draco's Zimmer, die Bibliothek, die große Halle, selbst das Mädchenklo im zweiten Stock, wo sie glücklicherweise von Myrte erfahren hat, dass Draco sich wohl öfters dort aufhält. Doch schlussendlich musste sie resigniert feststellen, dass er auch dort nicht war. Blieben noch der Astronomieturm und der schwarze See, zu dessen Zeit er sich nicht mehr dort aufhalten dürfte.

Mit letzer Hoffnung schleppt sie sich die eindutzend Treppen hinauf. Oben angekommen lässt sie flüchtig ihren Blick über die Fläche gleiten, um enttäuscht zu seufzen. Sie will gerade schon die Treppe wieder hinab steigen, als eine brüchige Stimme leise ihren Namen flüstert.

"Jane"

Schlagartig dreht sie sich um und entdeckt Draco ein Stück weit an einer Säule lehnen und sie sehnsüchtig anblicken. In seinen Augen funkelt der Schmerz und die Erschöpfung der letzten Wochen. Jane hingegen strahlt förmlich vor Schönheit. Durch ihr elegantes dunkelgrünes Kleid sieht sie für ihn aus wie eine Prinzessin. Seine Prinzessin...
wehmütig senkt er seinen Blick wieder.

Er hatte sie hier nicht erwartet. Von allen Menschen nicht sie. Ihr Vater hatte einen unbrechbaren Schwur geleistet. Und dabei weiß sie doch gar nicht, was ihm bevor steht. Sie müsste sich darüber freuen. Ihn hassen, so wie er sie beleidigt hat. Und doch strahlten ihre Augen so viel Erleichterung aus, als sie den hellen Blondschopf endlich entdeckte. Seine Haare wirken in dem spärlichen Mondlicht wie weiß und seine Augenringe noch tiefer und dunkler.

"Draco", haucht nun auch Jane leise, so das ihre Worte fast vom Wind verschluckt wurden. Sofort schellen Dracos Augen wieder zu ihren, welche in einem sanften Grünton sein Blick wie paralysiert erwidern.

Todesengel Where stories live. Discover now