84. Kapitel - Sectumsempra

1K 69 0
                                    

Den Kopf auf den Hand gestützt stochert Jane lustlos in ihrem Essen herum. Die Wochen sind nur so dahin gezogen und das Schuljahr nähert sich allmählich dem Ende und somit auch Jane's unausweichliche Aufgabe Dumbledore zu töten. Seid dem letzten Treffen schläft sie kaum noch. Entweder wirre und grauenhafte Träume suchen sie heim, ihr dunkles Mal pulsiert unangenehm fast schon schmerzvoll oder ihre Magie baut sich ihn ihrem Körper auf wie ein Wirbelsturm, um schmerzhafte Stiche in ihrem Brustkorb zu verursachen. Müde reibt sie sich die Augen, reißt sie allerdings wieder recht schnell auf. Jedes Mal wenn sie ihre Augen schließt sieht sie den grünen Lichtblitz der auf die junge geschudene Frau zurast und auch den letzte Funke Leben in ihren Augen erlöschen lässt. Immer wieder spürt sie den plötzlichen Schmerz der durch ihren Körper strömte und sie in die Knie zwang. Nachdenklich betrachtet sie die blassen feinen Linien an ihrem Handgelenk, welche nur zu erkennen sind, wenn man auch wirklich weiß das sie da sind. Schwer lastet diese Nacht auf ihrer Seele.

Severus hat sie schon öfters gefragt was denn passiert sei, doch immer wieder schüttelt Jane nur verhemmend mit dem Kopf. Sie konnte und wollte ihm es nicht sagen und genau das beunruhigt ihn so sehr. Er hat die grauenvolle Vermutung das genau das eingetroffen ist, was er so sehr fürchtete. Das die Seele seiner Tochter genau so verloren sein könnte wie seine, wenngleich sie all diese grausamen Dinge aus Zwang tut und nicht weil sie daran glaubt, so wie Severus es einst getan hat.

Severus schluckt schwer bei den Gedanken was gewesen wäre, wenn der dunkle Lord sich Longbottom ausgesucht hätte und nicht Potter. Er hätte nie Dumbledore angefleht Lily zu beschützen. Er hätte nie Dumbledore die Treue geschworen und sich vom dunklen Lord losgesant. Er würde jetzt noch Todesser sein, in Askaban sitzen oder tot sein. Der dunkle Lord wäre vielleicht nie gefallen und Severus hätte sicher kein Kind.
Nein Jane's Seele wird nie so verloren sein wie seine. Das ist für Severus eine unbestreitbare Tatsache!

Jane zischt gerade genervt auf und reibt sich die Stirn. Sie ist müde und ihre Kopfschmerzen würden sie noch umbringen. Sie hebt gerade wieder ihren Blick in Richtung Eingang, als Draco auch schon hinein eilt, doch noch im selben Moment in seiner Bewegung erstarrt und seine, durch die Eile errötete Haut, augenblicklich erbleicht. Stirnunzelnd folgt sie seinem Blick und sieht sogleich Potter mit Katie Bell sprechen. Die Gryffindor hatte gerade noch so den Fluch der Opalhalskette überlebt und lag wochenlang im St. Mungo's. Ein hervorragender Zeitpunkt das sie wiederkommt, denkt Jane ironisch, weiß sie doch um Draco's Schuldgefühle.

Es beliebt ihr nicht das gerade Potter mit ihr redet und Draco anscheinend auch nicht, denn mit aschfahlen Gesicht stürmt er aus der Halle, gefolgt von einem misstrauischem Harry, welcher sich schon genau denken kann was geschehen ist. Auch Jane springt auf und versucht den zwei Erzfeinden zu folgen, doch zu ihrem Pech strömt eine große Schülerscharr gerade in die Halle und bietet ihr kaum eine Chance sich durch diese hindurch zu drängen. Als sie es nun endlich doch geschafft hat, nicht ohne ein knurrendes Fluchen, blickt sie sich suchend um.

Genervt stöhnend stellt sie fest, das weder von Draco noch Harry eine Spur ist. Es ist wie die Situation auf Slughorn's Weihnachtsfeier, doch dieses Mal weiß sie genau wo sie nach Draco suchen muss. Zielgerichtet steuert sie das Mädchenklo im ersten Stock an. Ihre Schritte nehmen an Tempo an, denn sie weiß das Draco und Potter irgendwo allein nichts Gutes bedeuten kann. Sie ist gerade die Treppe runter und in den Gang gebogen, als sie auch schon Myrtes Klagerufe hören kann und etwas feuchtes ihre Füße benetzt. Aus der Mädchentoilette strömt literweise Wasser und Jane ist sicher das Myrte nicht das Klo gesprengt hat.

"MORD! MORD IM MÄDCHENKLO!", jault der Plagegeist erneut auf und nun ist es Jane, welche ein aschfahles Gesicht bekommt. Eilig läuft sie auf die auf die Tür zu, reißt diese auf und blickt in die Mitte des Raumes, wo die Liebe ihres Lebens blutend und mit schmerzverzerrten Gesicht am Boden liegt. Wie vom Donner gerührt sieht sie Harry an, welcher über Draco gebeugt ist und ihn fast schon flehend ansieht, als würde seine Wunden dadurch heilen.

"Was hast du getan?", haucht Jane und ihre Stimme verliert sich in einem Krächzen. Harry reißt seinen Kopf hoch und blickt jetzt nun flehend zu Jane. "Ich- ich wollte... Ich wollte das nicht Jane! Bitte ich-", Harry weiß selbst nicht so recht was geschehen ist. Er hat den Zauber aus dem Buch des Halbblutprinzen verwendet, nachdem Draco ihn mit einem missglückten Cruciatus angegriffen hat.
Mit zittrigen Knien nähert sich Jane den beiden Jungs. Ein gequälter Laut entweicht ihr und Tränen rinnen ihr über die Wange, während sie sich den Blonden kniet. Dieser Anblick ist schlimmer als der vom Todessertreffen.

"Sectumsempra", krächzt sie, als sich den blutenden Körper besieht auf welchen sich neue Wunden bilden als würde ein unsichtbares Messer auf ihn niederstechen. "Ich- ich wollte... das Buch", Harry stottert vor sich her, weiß sich nicht zu erklären.

"Heilzauber, Heilzauber, Heilzauber", wiederholt Jane wie ein Matra und rauft sich die Haare. Ihr Kopf droht vor Gedanken zu explodieren, doch noch nie war er so leer wie jetzt. Sie kauert genau so vor ihrem Freund wie einst vor Scott, wissend das sie nichts tun kann. Doch jetzt könnte sie etwas tun, doch viel zu groß ist die Panik in ihr.

Vorsichtig will sie die Hände auf Draco legen und ihn mit Hilfe ihrer Magie heilen, als sie diese ruckartig zurück zieht. Rote Striemen bleiben auf der leichenblassen Haut zurück und Jane starrt apartisch auf die Brandwunden, welche sie eben auf Draco hinterlassen hat. Harry hingegen starrt mit tellergroßen Augen auf Jane's Hände, über welche sich dunkle Adern hinweg ziehen. Eh er etwas sagen kann wird die Tür erneut aufgestoßen und eine schwarze große Gestalt mit wutverzerrtem Gesicht kommt hineingestürmt.

Snape.

Könnte es noch besser werden?, denkt Harry ironisch und betrachtet weiter die hyperventilierende Jane. Severus ist sofort losgeeilt, als ein stechender Schmerz in seiner Brust ihn an seinen Schwur erinnert hat. Natürlich muss Potter etwas damit zutun haben, doch seine Aufmerkamkeit liegt eher bei seiner Tochter, welche wie ein Schlosshund weinend über Draco gebeugt ist und ihre zitternden Hände hilflos über ihn in der Luft schwebend hat. Sie wagt es nicht ihn erneut zu berühren und Severus erkennt sofort die dunklen Adern und ebenso tiefschwarzen Augen, welche ein großes Unheil ankündigen.

Den schwarzhaarigen nicht beachtend kniet er sich neben seine Tochter, schiebt sie mit sanfter Gewalt von dem Jungen weg und ignoriert dabei das Brennen an seinen Fingern. "Beruhig dich Jane. Es ist alles in Ordnung, du hast es unter Kontrolle!", redet er beruhigend auf sie ein, wendet sich dann aber zu Draco. Würde er nicht bald etwas tun, dann würde er verbluten.

Den Zauberstab gezückt lässt er ihn immer wieder über seinen Körper fahren, während er fast schon melodisch immer wieder den Zauber "Vulnera Sanentur" wiederholt. Das Blut was sich über den Fußboden verteilt hat sucht sich seinen Weg zurück in den Körper und die tiefen Schnittwunden beginnen zu heilen. Sofort verstärkt sich der flache Atem des Slytherins wieder.

Severus dreht sich zu seiner Tochter, welche wie ein Häufchen Elend noch immer an der Stelle kauert wo Severus sie hin geschoben hat. Aphatisch starrt sie auf den am Boden liegenden Körper und weder ihre Augen noch die Adern sind zurück gegangen. Immer noch rinnen heiße Tränen über ihre Wange und ihre Atem ist japsend. Nun sieht sie identisch aus wie die 13 jährige Jane, welche er ebenso vom Körper ihres toten besten Freundes schieben musste.

Doch Draco ist nicht tot und er würde auch nicht sterben, doch müsse er zu Madam Pomfrey und das ohne Umschweife, sofort! Severus hadert mit sich selbst, ob er seine Tochter allein lassen könnte. Er würde höchstens 10 Minuten brauchen und vielleicht würde sie sich beruhigen, wenn sie den reglosen Körper ihres Freundes nicht mehr vor sich sieht. Mit einem Schnippsen seines Zauberstabes schwebt Draco vor ihm und grob packt er nun Potter und zerrt ihn aus dem Mädchenklo.

"Sie betreten unter KEINEM Umständen diesen Raum und sorgen dafür das es auch sonst niemand tut! Ich werde gleich wieder da sein und DANN Potter, knöpfe ich Sie mir vor!", mit diesen Worten eilt er auch schon den Gang Richtung Krankenflügel entlang und lässt den Schwarzhaarigen noch immer geschockt und perplex zurück. Vorsichtig dreht sich Harry zur offenstehenden Tür und späht zu seiner Mitschülerin. Die Laute die sie von sich gibt klingen wie schmerzvolles Jammern und er bezweifelt keinesfalls das sie Schmerzen hat. Ihre Haltung ist gekrümmt, sie rauft sich die Haare und krallt ihre Hand immer wieder in ihren Brustkorb. Ihre Haut wirkt gräulich und Harry blidet sich ein die dunkle Aura förmlich sehen zu können. Spüren kann er sie ohne Zweifel.

Vorsichtig tritt er noch einen Schritt an die Tür und spricht sie leise und besorgt an.

"Jane?"

Todesengel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt