Kapitel 12

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Zusatzkapitel zum Mittwoch

Nachdem das abgeklärt war, machten wir aus, dass Kyle morgen seine Sachen, die er brauchen würde herbringt. Auch beschloss ich, dass er auf der Couch schlafen sollte. Ich meine, wir waren nicht zusammen oder so, zudem wollt ich ihn auch seinen Platz geben. Ich räumte mit Kyle zusammen seinen Einkauf aus, wobei ich schon erkannte, dass er vor hatte Lasagne zu machen.

"Was ist hier drinne?" Fragte ich.

Es war so ne Alubox, die man bekam, wenn man irgendwo bestellte.

"Dönerfleisch." Berichtete Kyle.

"Nicht dein Ernst."

"Denkt ja nicht, ich mach langweiliges Essen." Er zwinkerte mir zu und ich räumte das Fleisch in den Kühlschrank.

"Na dann bin ich mal auf heute abend gespannt."

"Wie wäre es, wenn wir bis dahin eine Serie schauen?" Schlug Kyle vor, als wir dann fertig waren.

"Gerne, schon ne Idee?"

"Attack on Titan."

"Was soll das denn sein?" Fragte ich.

Das klang ja albern.

"Etwas, wo ich mir denke, dass du es lieben wirst." Er ging vorraus ins Wohnzimmer und nahm sich die Fernbedienung vom Couchtisch.

Er hatte sich kein einziges mal umgeschaut. Das war komisch. Aber naja, vielleicht interessierte es ihn einfach auch nicht, wie es hier aussah. Ich holte noch aus der Speisekammer etwas zu trinken und gesellte mich dann zu Kyle auf die Couch. Als ich mich jedoch mit etwas Abstand zu ihn setzte, sah er mich an. Doch mein Blick lag auf dem Fernseher. Ein Anime? So hätte ich Kyle ja gar nicht eingeschätzt. Aber nun gut, wenn er es umbedingt schauen wollte.

"Was soll der Abstand?" Fragte er etwas verwundert.

Nun sah auch ich ihn an, doch er wendete seinen Blick ab, drückte auf Start und legte die Fernbedienung weg. Dannach umgriff er meine Taillie und zog mich näher an sich ran. Ich ließ es zu. Wärend der Anime lief, hatte wir uns irgendwann nach hinten gelehnt und mein Kopf lag auf seiner Brust. Und was soll ich sagen? Schon in der ersten Folge flossen meinerseits die ersten Tränen. Kyle hatte Taschentücher parat gehabt. Ich hätte nicht dacht, dass mich so eine Serie mal mitreisen würde.

"Schau du ruhig weiter, ich mach Abendessen. Ich kenn es ja schon." Flüsterte der Mann und ich richtete mich auf, um ihn aufstehen zu lassen.

Er verbrachte eine ganze Folge indem er essen machte. Ich fühlte mich nicht schlecht ihn in der Küche alleine zu lassen. Ich hatte einfach alles ausgeblendet, war einzig und alleine auf den Bildschirm fixiert. Ich lag wortwörtlich auf der Couch, als der Erwachsene wiederkam.

"Und wo hab ich jetzt Platz?" Fragte er belustigt, als er mich da so liegen sah.

Daraufhin drehte ich mich auf den Rücken, rutschte zur Lehne, sodass ich nur halb lag und streckte meine Arme aus. Der volltattoowierte kam auf mich zu und legte sich bauchlinks auf die Couch, wobei er seinen Kopf auf meinen Bauch legte. Ich fing an seinen Kopf und Nacken zu kraulen, was ihn entspannt Brummen ließ. Leise konnte man die Eieruhr hören, wärend wir weiterschauten. Und als es klingelte, drückten wir auf Pause und wir gingen in die Küche.

Es roch so gut, ne Mischung aus Lasagne und Dönerfleisch. Ich wollte eigentlich den Tisch decken, doch das hatte Kyle schon getan. Er nahm die Flasche, die die ganze Zeit neben der Couch gestanden hatte und schenkte uns ein, dann holte er die Lasagne aus dem Ofen und stellte sie auf dem Tisch.

"Ich mach den Aufwasch." Bestimmte ich.

"Na gut."

Ohne Diskussion, sehr schön. So kann es öfter sein. Denn das Problem ist, er hat ja meistens recht beim diskutieren. Das Essen war echt gut. Ich könnt fast dahin schmelzen. Kyle hatte auf jeden fall ein Händchen für Gewürze.

"Wo hast du das gelernt?" Wollte ich wissen.

"Ich hab experimentiert." Ja, amüsier dich ruhig, dass ich dahin schmelze. Ist in Ordnung.

"Kannst du es mir beibringen?"

"Nein, sonst kocht du dann und lässt mich nicht mehr." Schüttelte er ab.

"Bitte."

"Nein, Kitten."

Er beobachtete genau wie ich reagierte. Ich konnte den angenehmen Schauer gar nicht verstecken. Es war fast unmöglich. Er sollte aufhören es so zu betonen, wenn er es aussprach. Als wir mit dem Essen fertig waren, fing ich an abzuräumen, wärend Kyle an sein Handy ging und sich irgendwas durchlaß.

Wir unterhielten uns, wärend ich Abwusch. Es gab keine Rester, da Kyle von Anfang an eine kleine Auflaufform benutzt hatte.

"Ich kann mir immernoch nicht vorstellen, dass du dich an gar nichts mehr erinnerst." Meinte Kyle.

Er hatte sich mitlerweile auf die Kücheninsel gesetzt.

"Kann ich mir vorstellen. Ich wünschte, ich wüsste noch etwas. Es würde ein paar Fragen beantworten." Ich griff nach den Topf um ihn abzutrocknen.

"Wieso googelst du einfach nicht?"

Ich antwortete darauf nicht. Natürlich hatte ich mit den Gedanken schon gespielt. Ich war verschwunden, irgendwas muss ja vorgefallen sein.

"Du hast Angst davor." Erkannte Kyle.

"Vielleicht ist es ja so besser, vielleicht will dein Schicksal ja, dass du dich nicht erinnerst." Er hüpfte runter, trat an mich ran und nahm mir den Topf ab, wobei er mir fest in die Augen sah.

"Vielleicht warst du ja unzufrieden mit dir selbst. Vielleicht gab es Sachen, die selbst dem Schicksal so leid tat, dass er es dich vergessen lassen wollte."

"Du glaubst an das Schicksal?"

"Nein." Er legte seine Hände an meine Hüfte und trat näher an mich ran, wärend er mich noch zusätzlich leicht zu sich zog.

"Jedoch bin ich mir sicher, dass man nicht alles negativ sehen sollte. Entschuldige mich."

Ich wusste nicht, ob ich nicht reagierte wollte oder konnte. Doch als seine Hand mein Kinn locker ungriff und nach oben drücke, als seine Lippen sich auf meine legten und er mir meinen ersten Kuss stahl, bereute ich nichts. Ich hatte meine eine Hand auf seine gelegt, welche um meiner Hüfte lag. Vorsichtig erwiederte ich den Kuss, wärend die Schmetterlinge in meinem Bauch Purzelbäume schlugen. Als Kyle den Kuss vorsichtig löste und seine Stirn an meine legte, wusste ich nicht, was ich sagen sollte, wie ich reagieren sollte.

"Ich möchte, dass du mein Mädchen bist, Kitten. Und zwar nur meins." Es war keine wirkliche Frage, es war so als würde er es bestimmen.

"Nur wenn du mich noch mal küsst." Erwiederte ich.

Der volltattoowierte konnte den amüsierten Ton nicht unterdrücken, doch trotzdem legte er seine weichen, wohlgeformten Lippen auf meine. Ich konnte mein freudiges Lächeln einfach nicht unterdrücken.

Warte mal. Heißt das jetzt wir sind zusammen?!

Amokarlam II -Die Geliebte eines PsychosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt