Kapitel 39

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Ich brauchte einen Tag, an welchen Ruhe herschte. Einen Tag um runter zu kommen und alles mal verarbeiten zu können. Doch dieser schien für mich nicht kommen zu wollen, jeder Tag brachte Stress, neue Erkenntnisse und brachte mich Näher an den Abgrund. Niemand sah mich, niemand wusste, was ich brauchte. Woher denn auch? Die Männer, die ich traf, sahen mich nicht wirklich an, außer es war nötig. Nur der jüngste von ihnen, sah mich an, nahm mich in den Arm und küsste mich. Er war der einzige der mich sah und er genoss es, dass er der Dreh- und Wendepunkt in dieser Zeit für mich war.

"Wolltest du nicht putzen?" Fragte ich ihn, wobei die meisten Worte im Kissen ersticken.

Er war der einzige, der wirklich sah und auch darüber sprach. Er musste es, zwang mich sogar, aber ich musste zugeben, auch wenn er das Problem war, so war es gut, jemanden bei sich zu haben, der zuhört.

"Sebastian hat sich bereit erklärt die unterste Etage zu machen, den Rest kann ich dann morgen in Ruhe erledigen." Behauptete der Mann und verlagerte sein Gewicht etwas.

Ein Stöhnen entkam mir, als der Knoten sich löste.

"Die machen fast mehr in dein Haus, als du." Gelassen lag ich da.

Ich würde gerne mit jemand anderen reden können, jemand der die Situation von außen beurteilen könnte. So jemand würde ich aber nicht finden.

"Nicht wirklich, schließlich sind sie ja auch Arbeiten." Er fand den nächsten Knoten, was mich das Gesicht verziehen ließ.

"Du magst es mich zu quälen oder?" Meckerte ich.

"Wenn du nicht so verspannt wärst, könnte ich dich gar nicht quälen." Kommentierte er nur.

Nachdem er diesen gelöst hatte, beugte er sich zu mir runter und verteilte Küsse auf meinen Rücken. Ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, was er zum Glück nicht sah.

"Na komm, lass uns aufstehen, Kitten."

"Ich bleib im Bett." Bestimmte ich und umarmte mein Kissen demonstrierend.

Ein raues Lachen ertönte und ich hörte ihn, wie er mein Zimmer verließ. Kurz bevor ich wieder eindöste, kam er wieder und weckte mich mit Toast-Schinken-Ei auf.

"Wenn du mich immer mit essen bestechen willst, werd ich fett." Kommentierte ich und richtete mich auf.

"Dann entkommst du mir nicht mehr." Grinste er und setzte sich mit seinen Essen neben mich.

Auch wenn es vielleicht als Scherz gemeint war, so wusste ich, dass er das Gesagte auch schnell ändern konnte. Aus Spaß wurde ernst, so sagt man doch so schön. Ich fing an in ruhe zu essen. Er wusste genau woran ich dachte, dumm war er ja leider nicht, wobei dumme Menschen seine Tätigkeit wohl nicht so erfolgreich, wenn man es so nennen durfte, ausführen könnten. Ich wusste nicht, was in seinen Kopf vorging, doch ganz normal war er nicht. Sicher hatte er mich damals angelogen, als er behauptete, dass seine Kindheit normal war. Wer konnte sowas denn bitte tun, wenn man kein Trauma hatte? Vielleicht hatte sich das Trauma auch erst wärend des Berufs entwickelt.

"Du denkst wieder zu viel nach." Brachte Kyle mich wieder ins hier und jetzt.

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich mitlerweile mit dem Essen fertig war und mit dem leeren Teller ins Leere starrte.

"Ja wahrscheinlich." Gab ich zu.

Der junge Mann stellte seinen Teller zur Seite und nahm stattdessen meine Hand.

"Das ist alles so verrückt."

Das war es ja schließlich auch. Ich saß mit meinen Peiniger auf den Bett, der sich in der Vergangenheit schon öfter an mir vergriffen hat und wurde am Vortag fast vergewaltigt und wurde von meinen anderen Vergewaltiger gerettet. Das schlimmste war, dass ich Gefühle für denjenigen hatte, die ich weder in Hass noch in Liebe definieren konnte. Aber konnte mich an das alles nicht erinnern. Ich erinnerte mich nicht an seine groben Handgriff, erinmerte mich nicht daran, wie er mich umbringen wollte. Hat er es mir damals gesagt? Oder konnte ich erst im letzten Moment begreifen, was er gleich tun würde? Ich hasste ihn. Ich hasste ihn, für Dinge, die ich aus dritter Hand erfahren hatte, obwohl diese auch meine Vergangenheit ins negative beeinflussten. Ich hasste ihn für das, was er tat, was er den Menschen antat, die ihn einen scheiß juckten. Doch ich liebte ihn. Hals über Kopf war ich in den Kerl verschossen, den ICH kennengelernt habe. Die letzten Monate, seit ich denken konnte, war er immer da gewesen, war an meiner Seite. Ich liebte ihn dafür, wie er mir das gefühl gab, gewollt zu sein. Ich hatte diese Gefühle ihn gegenüber, da er mir eine Sicherheit gab, die nicht mal meine Freunde bei mir auslösten.

"Wem sagst du das." Lachte er leicht und stelle meinen Teller zur Seite.

Ich wurde in diese Welt hineingeworfen, als 16 jährige, die zwar immer Leute um sich hatte, aber nie das Gefühl hatte, jemanden an seiner Seite zu haben.

"Den Verrücktesten von allen!" Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen.

In dieser Einsamkeit, war ich immer froh, wenn eine neue Nachicht von ihn kam. Er schien mich von anfang an Aufzufangen.

"Hey!" Er schmiss mich nach hinten, sodass ich auf den Bett lag. "Na komm, nimm das zurück." Forderte Kyle und fing an mich durch zu kitzeln.

Ich konnte nicht anders, fing an zu lachen. Er kannte alle stellen, wo ich extrem kitzlich war.

"Aufhören! Kyle!" Schrie ich lachend.

Alle anderen wollten, dass ich so war, wie immer. Man sah es ihnen an, diese kleine Enttäuschung, wenn ich irgendwas, was für mich üblich war, änderte. Man sah die Enttäuschung, wenn ich mich komisch verhielt oder nicht mitreden oder lachen konnte, weil ich mich nicht erinnern konnte.

"Na komm, nimm es zurück!" Obwohl ich gekitzelt wurde, lachte er ebenso.

Kyle nahm es hin. Von Anfang an. Egal wie nah wir uns damals vielleicht gestanden haben, er ließ mich so sein, wie ich bin. Es gab keine Enttäuschung oder Verwirrung, weil ich anders war. Nur Angst, dass war das einzige, was er hatte. Angst, als er herrausgefunden hatte, dass ich es wusste. Er hatte Angst mich zu verlieren und reagiert mit Agression. Es war seine Macke, eine die nicht in Ordnug war, doch es machte ihn aus.

Ich kämpfte darum, ihn loszuwerden, doch ich schaffte es nicht. Er war stärker, deutlih stärker sogar und so langsam ging mir die Luft durchs lachen aus.

"Ok, Ok! Luft!" Versuchte ich irgendwie raus zu bekommen.

Sofort hörte er aus, aber hielt drohend seine Hände weiter an der Stelle.

"Ich nehme es zurück." Behauptete ich.

Wir wussten alle, dass er verrückt war.

Kyle grinste auf mich hinab, nahm meine Hände und hielt sie über meinen Kopf zusammen. Sanfte legte er seine Lippen auf meine. ich erwiederte den zarten Kuss sofort und spürte das nervöse krippeln in der Magengegend.

"Ich liebe dich, Kitten."

Er, der mich als einziger wirklich so nahm, wie ich war, war über mir gebeugt. Mein Brustkorb hob und senkte sich schnell, noch immer aus der puste.

"Ich liebe dich auch."

Amokarlam II -Die Geliebte eines PsychosWhere stories live. Discover now