7. Kapitel

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„Doch! Er steht bestimmt auch dich!" – „Wer steht auf wen?", fragt plötzlich jemand und ich schließe die Augen. Das musste ja passieren. „Nichts.", sagt Zayn sofort. „Du hast Louis fast die ganze Zeit angeschaut.", sagt Jerry gut gelaunt. „Und du willst uns jetzt verkuppelt.", schlussfolgert Harry lediglich. „Es sei denn, du stehst nicht auf Männer." – „Jerry.", warnt Kenny, aber dafür ist es sowieso schon zu spät. „Du hast recht.", sagt Harry dann plötzlich und irritiert sehe ich auf. Dumm. Ich sollte ihn nicht ansehen, dann denke ich nicht mehr vernünftig. Harry sieht zu mir und erneut trifft seinen Blick meinen. Oh, bitte nicht. Harry hält meinen Blick gefangen. „Ich habe ihn angesehen, wie könnte ich auch nicht?" Ich könnte schreien, aber ich bleibe stumm auf der Bank sitzen.

Ich muss es wissen. Das Warm-Up läuft und mir will die Frage, wie er heißt, nicht aus dem Kopf gehen. Ich fahre zu Jerry. „Kannst du mir einen Gefallen tun?" – „Worum geht's?", fragt er verwundert. „Besorg mir eine Visitenkarte von Harry. Vor dem Spiel." – „Ich bin sicher, du kannst ihn nach seiner Nummer auch so fragen.", erwidert er amüsiert. „Immerhin konnte er seine Augen wirklich nicht von dir lassen." – „Find einfach raus, wie er mit Nachnamen heißt. Vor dem Spiel." – „Äh, okay? Wieso ist das wichtig?" Weil er seinen Ring noch trägt. Ich antworte nicht, sondern wärme mich weiter auf.

Wir kommen gerade vom Eis, als Harry zu uns tritt. „Jerry wollte meinen Nachnamen wissen.", sagt er. „Und?" – „Wieso fragst du nicht selbst." – „Weil ich es wissen wollte.", grätscht Zayn sofort dazwischen. Harry seufzt. „Euer Rookie hat mir gesagt, dass Louis ihn darauf angesetzt hat." Verdammt, Jerry! „Du trägst deinen Ring noch.", antworte ich nur. „Und du hast dich nur mit deinem Vornamen vorgestellt." Er nickt. „Ich wusste nicht, wie viel das Team weiß und wissen soll, also die neuen Spieler.", erklärt er mir. Ich nicke verstehend. „Tomlinson, also." – „Wir sind verheiratet.", antwortet er mir. „Sind wir das?" Er seufzt. „Louis –" – „Spar's dir, Harry!", unterbricht Zayn ihn sofort und zieht mich weiter. Nur weg von ihm.

Der Rookie steht neben der Kabine, als wir dort ankommen. „Tomlinson?", fragt er zögerlich. Ich nicke. „Es... kann ich fragen?", möchte er vorsichtig wissen. „Wir sind verheiratet.", antworte ich nur. „Und jetzt konzentrier dich aufs Spiel." Er nickt und merkt offenbar, dass er in mehr als nur ein Fettnäpfchen getreten ist. Harry steht in der Box. Er steht nicht hinter mir, er steht hinter Kenny, das ganze Spiel über. Ich zwinge mich, nicht zu ihm zu sehen. Sofort verfalle ich in alte Muster. Vor jedem Bully verspüre ich den Drang zu ihm zu sehen und mir ans Ohrläppchen fassen zu wollen. Nein, das tue ich garantiert nicht.

In der Pause bekomme ich eine Nachricht von Neo.

Neo: Ich schaue das Spiel mit Rick. Wir haben Harry in der Box stehen sehen. Ich soll dir von Rick sagen: Zeig diesem Arschloch, dass du besser den je bist! Ihr werdet das Spiel gewinnen und er wird merken, dass du ihn nicht mehr brauchst, dass du es auch ohne ihn schaffst!

Neo: Du schaffst das :)

Ich lächle bei der Nachricht und stecke das Handy wieder weg. Ich merke, dass er mich ansieht, aber das kümmert mich nicht. Soll er doch denken, was er will. Aber die Wahrheit ist wohl, ich rede mir ein, dass es mich nicht kümmert. Natürlich tut es das. Ich schnappe mir einen Proteinriegel und höre den Worten unseres Trainers zu. Wenigstens sagt Harry nichts.

Das Spiel gewinnen wir tatsächlich. 4:3. Es ist ein guter, fairer Sieg und ein gelungener Start in die Play-Offs. In zwei Tagen spielen wir in Bosten erneut gegen die Bruins.

Wir fliegen am nächsten Tag und ich treffe auf Harry vor dem Flughafen. Ich weiß nicht, wie ich ihn begrüßen soll. Oder ob ich es überhaupt tun soll. Er nimmt mir die Entscheidung ab. „Hi." – „Hi.", antworte ich angespannt und umfasse den Schulterriemen meines Rucksacks fester. „Die anderen sind schon drinnen.", bemerkt Harry dann und ich nicke stumm. Er zögert und bleibt stehen. „Meinst du, wir könnten im Flugzeug sprechen?" – „Miteinander?" Perplex sehe ich ihn an. „Äh, ja." – „Wieso sollten wir?", frage ich, bevor ich es denken kann. „Ich denke, es wäre hilfreich." – „Wofür?", will ich wissen und ein flaues Gefühl macht sich in meinem Bauch breit. „Immerhin bleibe ich eine Weile.", merkt er an. „Also wäre es wahrscheinlich sinnvoll, zu besprechen wie wir mit der Situation umgehen sollten." – „Mit der Situation umgehen?" Entgeistert sehe ich ihn an. Er nickt und möchte gerade zur Antwort ansetzen, als ich ihn unterbreche. „Wir gehen so damit um: du hältst dich von mir fern und spricht nicht mit mir, wenn es dein Job nicht gerade verlangt. Oder noch besser: dann spricht Lucas mit mir: so wie die letzten zwei Jahre auch." – „Louis –" – „Los, die Anderen warten." Ich will nicht hier draußen diskutieren. Ich will überhaupt nicht diskutieren.

Ich betrete den Flughafen und achte nicht darauf, ob er mit mir Schritt halten kann. Ach was, ich weiß sowieso dass er das kann, seine Beine sind viel länger als meine. Ich stelle mich zu den Jungs und hoffe darauf, dass Harry es nicht tut. Er macht es nicht. Zayn und ich steigen zum Schluss ein. Plötzlich bleibt er mitten im Gang stehen und sieht sich kurz um. „Da vorne bei Liam ist noch Platz.", sagt er mir und setzt sich dann. Neben ihm sitzt Harry. Dieser und der Platz neben dem Goalie waren die letzten beiden. „Zayn..." – „Setz dich einfach." – „Danke.", antworte ich und mir entgeht Harrys Blick nicht. Ich gehe zwei Reihen weiter und lasse mich in den Sitz fallen.

„Wie geht es dir?", möchte Liam kurz danach wissen. „Wie wohl?" Liam schweigt und ich hole meine Kopfhörer heraus. Es hilft mir nicht, ständig darüber zu sprechen, wie beschissen es ist, dass mein... Ehemann hier ist. Ist er mein Ehemann? Auf dem Papier ist er es. Und er hat sich selbst so bezeichnet. Ich weiß nicht, was ich denken möchte. Oder kann. Ich sehe mich nicht als Single an, aber verheiratet bin ich auch nicht mehr wirklich. Ich sehe auf den Ring an meinem Finger. Er brennt schon wieder. Ein vertrautes Gefühl. Laut diesem Ring bin ich sehr wohl verheiratet. Schon fast zwei Jahre.

Boston kommt immer näher und schließlich landen wir. Es dauert nicht lange, bis wir den Flughafen verlassen und in den Bus steigen, der uns zum Hotel bringt. Ian setzt sich sofort neben Harry, als wir in den Bus einsteigen und ich sehe, dass Zayn ihm zunickt. Ich kann nicht anders, als ein wenig zu lächeln. Sie helfen mir, ohne, dass ich darum gebeten habe. Sie wissen, was sie tun können und machen es. Wir steigen am Hotel aus. Harry bleibt direkt vor dem Bus stehen. Ian quetscht sich an ihm vorbei und ich tue es ihm gleich. Dann verstehe ich, wieso er sich plötzlich keinen Zentimeter mehr bewegt hat. Meine Augen werden groß. 

„Was machst du hier?", frage ich perplex und fange an zu grinsend. Mit schnellen Schritten gehe ich auf meinen besten Freund zu, der mich in eine brüderliche Umarmung zieht. „Du dachtest doch nicht, ich lasse dich alleine." – „Das... danke. Ehrlich." – „Ach was, schon gut.", winkt Neo ab und sieht hinter mich. Ich drehe mich um und bemerke, dass Harry und stumm ansieht. „Hätte nicht gedacht, dich je wiederzusehen.", sagt er laut genug, dass er es hören kann. „Ähm... du bist in Bosten?" – „Offensichtlich.", entgegnet er nur. Harry nickt und nimmt sein Gepäck. „Dann sehen wir uns beim Spiel schätze ich.", antwortet er und verschwindet im Hotel. Dort verteilt Lucas die Schlüssel. „Noah, du hast Zimmer 307, oder?" – „Ja, genau." – „Hier, Louis, 308." Lucas reicht mit die Karte. Mir entgeht Harrys Blick nicht und mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Es hat sich verändert. Akzeptiert das endlich. Es hat sich alles verändert.

„Welche Zimmer gibt es noch?", möchte er dann wissen und ich sehe Lucas bittend an. Er hat noch zwei Schlüssel in der Hand und sieht kurz zu mir. „Hier, 302 ist noch frei." – „Nichts anderes?", möchte Harry wissen. Lucas zögert, schüttelt dann aber den Kopf. „Nein, das letzte Zimmer habe ich.", antwortet er schließlich. „Welches?" – „Wieso ist das wichtig?", fragt er. Harry schweigt und geht zum Aufzug. Ich warte mit Neo, bis Harry eingestiegen und die Türen sich geschlossen haben. Genau genommen, wartet das ganze Team, bis er weg ist. Erst danach machen wir uns auch auf den Weg zu den drei Aufzügen und rufen sie. Auf dem Flur ist niemand zu sehen, er ist offenbar schon in seinem Zimmer. Ich bleibe vor meiner Tür stehen und bemerke, dass Lucas das gleiche tut. 

„Du hast 309, oder?" – „Ja.", nickt er und sieht auf den Schlüssel. Er ist zwar irgendwie mein Chef, aber ich wüsste nicht, wieso ich Schwierigkeiten bei TAA bekommen sollte, nur weil er das Zimmer am anderen Ende des Flurs bekommen hat.", antwortet er mir. „Danke." Er winkt ab. „Ach was, wenn es dir damit besser geht, mache ich das gerne."

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Das Team hilft Louis. Hättet ihr das gedacht? Und wie findet ihr es?

Love, L


Lightning's HattrickWhere stories live. Discover now