15. Kapitel

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Harry schweigt einen Moment. Er sieht mich an, öffnet seinen Mund ein Stück, sagt aber nichts. Ich seufze, und holen meinen Fahrradschlüssel heraus. „Ich bin nicht tot.", sagt er dann plötzlich. „Ich lebe, ich... du bist kein Witwer." – „Du hast es wirklich nicht verstanden, oder?", frage ich trocken. „Es geht nicht darum, dass du lebst, es geht darum, dass mein Mann nicht mehr existiert.", erkläre ich erneut. Harry schüttelt den Kopf. „Nein. Das stimmt nicht." – „Und wo war mein Mann dann in den letzten Monaten? Jahren?", frage ich sarkastisch. „Ich –" – „Ich möchte nicht wirklich eine Antwort darauf.", unterbreche ich ihn sofort. Er schließt seinen Mund wieder und sieht an mir vorbei.

„Wir sehen uns.", murmle ich noch, drehe mich auf dem Absatz um und verschwinde mit schnellen Schritten aus dem Gebäude. Erst, als ich auf dem Weg nach Hause bin, merke ich, wie viel leichter meine Brust sich anfühlt. Scheiße, endlich! Grinsend fahre ich durch die Straßen und genieße, wie unbeschwert ich mich plötzlich fühle. Das soll so bleiben! Die Tür Zuhause ist nicht abgeschlossen und kurz erfasst mich ein Angstgefühl. Augenblicklich kommt mir der Gedanke, dass Harry hier ist, aber diesmal kann es nicht so sein. Er war gerade noch im Trainingscenter und einen Schlüssel hat er auch nicht mehr.

„Neo?", frage ich laut und schließe die Tür hinter mir. „Terrasse!", höre ich ihn rufen. Ich hole mir ein kühles Bier aus dem Kühlschrank und trete nach draußen. Neo sitzt am Tisch und schaut auf den Laptop vor sich. „Hi." – „Ich habe noch nicht gekocht.", meint er direkt. „Wir bestellen.", beschließe ich schulterzuckend und setze mich zu ihm. „Bin gleich fertig." – „Ich wette das hast du vor einer Stunde auch schon gesagt.", antworte ich amüsiert. „Mhm... möglich.", antwortet er konzentriert. Ich schmunzle, stelle ihm mein Bier hin und hole mir selbst ein neues.

Als ich wieder auf die Terrasse trete, lehnt er sich zurück und trinkt einen Schluck, bevor er den Laptop zuklappt. „Feierabend?" – „Ja. Ich mache morgen weiter.", beschließt er. „Wie war das Training?" – „Anstrengend.", antworte ich schulterzuckend. „Also wie immer.", entgegnet er. „Mhm." Einen kurzen Moment sieht Neo mich skeptisch an. „Ich weiß nicht wieso, aber ich habe das Gefühl, es ist noch etwas passiert." Ich verdrehe die Augen. „Manchmal hasse ich dich." – „Bullshit." Ich drehe die Bierflasche in meinen Händen, bevor ich antworte. „Harry und ich haben geredet." Verwundert sieht er mich an. „Geredet?" Es ist nicht zu überhören, dass er nicht ganz sicher ist, ob er es gut oder schlecht finden soll. „Ja, wegen der Scheidung." – „Ah ja." – „Er will sich nicht scheiden lassen."

Perplex sieht er mich an, dann fängt er an zu lachen. „Wie bitte?" Ich zucke mit den Schultern. Neos Lachen ist ansteckend, und so kann ich nicht anders, als auch zu grinsen. „Er will sich nicht... was? Habe ich in einer Parallelwelt gelebt?", fragt er kopfschüttelnd. „Ich will nicht mit ihm noch länger verheiratet sein." – „Ich hoffe, dass hast du ihm klar gemacht." Ich nicke. „Ja, habe ich. Und es fühlt sich wirklich gut an.", gebe ich zu. „Ich denke, es wird mir helfen, ihn bald nicht mehr zu lieben und über ihn hinweg zu kommen." – „Wenn es so weit ist, sagst du Bescheid und wir schmeißen mit allen eine Party." – „Du bist bescheuert." – „Ich bezahle das Bier." – „Okay.", stimme ich zu und trinke noch einen Schluck.

Am nächsten Tag ist das dritte Spiel gegen die Bruins. Vormittags komme ich an der Arena an und gerade, als ich durch die Tür gehen möchte, bekomme ich eine Nachricht.

Neo: Bin heute wahrscheinlich erst ab dem zweiten Drittel da.

Me: Okay. Das Ticket hast du bekommen?

Neo: Ja. Ich glaube, ich sollte mir für die nächste Saison einfach eine Dauerkarte zulegen.

Me: Sag einfach Ethan Bescheid, der müsste inzwischen wissen, wer du bist :D

Lightning's HattrickWhere stories live. Discover now