16. Kapitel

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Flashback

„Noch haben sie nicht entschieden." Ich verdrehe die Augen. „Es ist über zwei Wochen her, seitdem wir im Büro waren. Meinst du wirklich, der Vorstand hat sich nicht schon längst entschieden?", frage ich genervt und drehe die kühle Bierflasche in meinen Händen. Harry steht am Herd und nimmt sich einen Teelöffel, um die Sauce zu probieren. „Ich sage nur, dass sie sich noch nicht gemeldet haben. Das ist wie Schrödingers Katze. Wenn -" – „Was für 'ne Katze?", frage ich irritiert. Was hat eine Katze mit meiner Situation zu tun?

„Schrödingers Katze", wiederholt er. „Muss man die kennen?", möchte ich wissen. Harry dreht sich zu mir und lehnt sich an die Arbeitsplatte neben dem Herd. „Schrödinger war Wissenschaftler. Stell dir vor, du sperrst eine Katze in eine Box mit einem vergifteten Stück Fleisch." – „Wieso sollte ich so etwas tun?" – „Du kannst nicht sehen, was in der Box passiert", spricht Harry weiter und übergeht meine Frage damit. „Du weißt also nicht, ob die Katze tot ist, weil sie das Gift gefressen hat, oder lebt. In diesem Moment sind beide Varianten wahr." – „Und wie hilft mir das weiter?" – „Solange der Vorstand dich nicht anruft, und dir sagt, was Sache ist, bist du sowohl gefeuert, als auch immer noch NHL-Spieler. Beides trifft zu. Der Punkt ist, dass du nach wie vor NHL-Spieler bist", erklärt er mir.

„Wer kommt auf die Idee, eine Katze für so einen Schwachsinn vergiften zu wollen?", frage ich missmutig. Harry verdreht die Augen. „Darum geht es nicht. Es -" Er hält inne, als er bemerkt, dass ich ein wenig schmunzle. Natürlich weiß ich, worauf er mit diesem Vergleich hinaus wollte. Er kommt zu mir und stellt sich zwischen meine Beine. Ich sitze auf der Kücheninsel und stelle mein Bier neben mich, um seine Locken um meine Finger zu drehen. „Wie schaffst du es, so optimistisch zu sein?", möchte ich von ihm wissen. Er zuckt mit den Schultern und legt seine Arme locker um meine Hüfte. „Dich zu feuern, wäre ein PR-Albtraum", erwidert er lediglich. „Vor allem, mitten in der Saison. Ich weiß nicht, wie nach dem Stanley-Cup aussieht, aber ich vertraue Mitch. Er wird es genauso sehen wie ich und dem Vorstand schon klarmachen, dass es das denkbar dümmste wäre, dich nicht zu unterstützen und weiterhin Flagge zu zeigen."

Ich nicke verstehend und lege meine Stirn gegen seine. „Ich stelle mir vor, wie es sein könnte, wenn es tatsächlich klappt, weißt du?" – „Wenn du Eishockeyspieler bleibst?" – „Mhm. Ich würde dich immer küssen. Ständig und überall. Du hättest keine freie Minute mehr." Harry lacht und grinst dann. „Ich denke, damit komme ich klar. Dann könnte ich dir schließlich endlich direkt nach dem Spiel einen Gewinner-Kuss geben." – „Du würdest mich also nur küssen, wenn wir gewinnen?" – „So sieht's aus", antwortet er kokett. „Ich merke doch, was dich motiviert, das hat doch schon ein paar Mal geklappt", erinnert er mich und mein Herz flattert. Wie recht er hat.

Sobald der Gedanken durch meinen Kopf geschossen ist, kommt der nächste direkt hinterher: Das wird nicht mehr nötig sein. Mein Lächeln fällt und ich sehe auf Harrys Brust. „Schatz?", fragt er und legt vorsichtig mittleren Knöchel seines Zeigefingers seitlich unter mein Kinn, um meinen Kopf ein Stück hochzudrücken. „Es wird klappen, Love. Und wenn es nicht Lightning wird, nimmt dich ein anderes, ein besseres Team." – „Dann müsste ich umziehen." Harry zuckt mit den Schultern. „Und? Mein Vertrag geht doch sowieso erst einmal bis Ende der Saison." Ach ja, da war ja was.

„Nein, Lou, bitte mach dir darüber keine Gedanken", merkt Harry sofort. „Wir kümmern uns darum, dass du deinen Job behalten kannst, okay? Alles andere kommt danach." Ich nicke leicht und lehne mich zu ihm. Seine Augen blitzen und er schmunzelt. Er weiß ganz genau, was ich möchte. Ich spüre seine Lippen auf meinen, hauchzart und sanft wie ein dünnes Tuch. Gerade, als ich ihn richtig küssen möchte, löst er sich von mir. „Was soll das?", frage ich ihn perplex. Harry grinst, geht einen weiteren Schritt rückwärts. „Harold?" 

Lightning's HattrickWhere stories live. Discover now