68. Kapitel

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Flashback

Über eine Woche. Zehn Tage. So lange schon habe ich nichts mehr von ihm gehört. Es klingelt und wie sonst auch, springe ich aus dem Bett. Jedes Mal habe ich die Hoffnung, dass Harry dort steht, aber wie so oft, ist es jemand anders. Heute ist es Zayn. Ich seufze enttäuscht. „Ich bringe dir Mittagessen." – „Ich brauche nichts", antworte ich kraftlos und lasse mich aufs Sofa fallen. Dort schlafe und lebe ich. Ich schaffe es nicht, in Harrys und meinem Bett zu schlafen. Nicht im Moment. „Dein Kühlschrank ist leer", antwortet Zayn mir. Ich reagiere darauf nicht. „Ian meinte schon, dass es dir nicht gut geht, aber ich dachte, du wärst zumindest duschen gewesen", spricht er weiter. „Verschwinde, Zayn", murmle ich und ziehe die Decke höher.

„Ich gehe mal davon aus, du hast ihn bisher nicht erreicht." – „Ach was, Sherlock", murmle ich und fasse sofort meinen Ehering an. Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen und mir wird noch kälter als sowieso schon. „Ian meinte, du schläfst nicht gut", spricht Zayn weiter. „Was geht dich das an." Es ist schon schlimm genug, dass der Rookie mich nicht in Ruhe lässt. Noch haben wir Sommerpause, kein Training oder Spiele. Ich kann machen, was ich will.

„Wann hast du das letzte Mal einen Fuß vor die Tür gesetzt?", möchte Zayn wissen und kommt wieder ins Wohnzimmer. „Halt die Klappe." – „Steh auf, Louis." – „Verpiss dich." – „Los, aufstehen, Tomlinson", antwortet er und zieht mir die Decke weg. „Alter, du musst echt duschen." – „Verpiss dich einfach", antworte ich wütend und greife nach der Decke, aber Zayn ist zu schnell. „Fick dich." – „Du stinkst. Geh duschen." Ich schnaube und setze mich ab. „Arschloch." – „Los, geh ins Bad. Ich koche so lange", erwidert er nur. Ich verdrehe die Augen und trotte ins Bad. Den Blick in den Spiegel meide ich bewusst. Ich will gar nicht wissen, was für einen Anblick ich darbiete. Er kann nicht schön sein.

Heißen Wasser prasselt auf meinen Körper und ich greife nach dem Shampoo. Es ist Harrys Shampoo, er hat es hier gelassen. Genau wie sein Duschgel uns sein Parfum. Sein Geruch hüllt mich ein und ich schließe die Augen. Für einen kurzen Moment stelle ich mir vor es wäre mein Mann, der dort unten in der Küche kocht und auf mich wartet und nicht mein Teamkollege. Mir treten Tränen in die Augen und ich schluchze auf. Meine Kraft verlässt meinen Körper und ich sinke zu Boden. Er ist weg. Er kommt nicht wieder. Alle meine Nachrichten und Anrufe verlaufen ins nichts. Niemand keiner Kollegen und Freunde weiß, wo er ist. Nicht einmal seine Schwester Gemma hat mir eine Antwort geben können.

Ich sitze lange hier, glaube ich zumindest. Ein bitteres Gefühl hat meinen Körper ergriffen, schon vor ein paar Tagen. Es wird immer stärker. Mein Magen dreht sich um, aber er ist leer. Ich muss würgen, bekomme keine Luft mehr und meine Sicht verschwimmt stärker.

„Louis? Alles okay?", höre ich Zayn rufen, aber ich reagiere nicht, ich kann nicht. Er ruft wieder, klopft an der Tür. Es sollte Harry sein, der dort steht. Ich schnappe nach Luft und mir wird schwindelig. Ich merke kaum, wie die Tür geöffnet und das Wasser abgestellt wird. „Scheiße", murmelt der Verteidiger und schnappt sich mein Handtuch. „Los, steh auf." Er zieht mich auf die Beine. Ich lasse ihn machen. Er holt Kleidung und zieht mich an. Dann führt er mich ruhiger ins Wohnzimmer. „Du musst dringend etwas essen. Wann hast du das letzte Mal gegessen?" Ich zucke mit den Schultern. Zayn schüttelt den Kopf. „Ian war vor zwei Tagen hier." – „Dann wohl vor zwei Tagen", entgegne ich emotionslos und stochere im Essen herum. Ich vermisse es, Harry beim Kochen zuzusehen. Ich vermisse es so sehr, mit ihm zu Abend zu essen.

Stumm sitzen wir einander gegenüber. Mir ist kalt und dieses Haus scheint mir fremd zu sein. Zayn Essen schmeckt bestimmt gut, doch es ist nichts Harrys. Ich esse es nur, weil ich weiß, dass er mich wohlmöglich sonst dazu zwingen würde. Ich habe weder Hunger noch Appetit.

„Ian hat Noah angerufen", sagt er dann plötzlich. „Mhm." – „Du hast ihm nicht erzählt, dass Harry... äh..." – „Nein", antworte ich knapp. Er wird wiederkommen. Er wird zu mir zurückkommen. Es gibt eine Erklärung für all das hier. Bestimmt. Sorgen zerfressen meine Brust. Es wird von Tag zu Tag schlimmer. „Er kommt her. Er sich für nächste Woche einen Flug gebucht." Verwundert sehe ich den Schwarzhaarigen an. „Was?" – „Wir sind deine Freunde, Louis. Meinst du, wir schauen alle nur zu, wie du dich hier gehen lässt?", fragt er mich. Ich schweige. „Ich habe es dir nur gesagt, damit du dich nicht wunderst, wenn er nächste Woche hier auftaucht." – „Okay." Ich zucke mit den Schultern.

Plötzlich klingelt mein Handy. Ich zucke zusammen, ehe ich aufspringe und durchs Wohnzimmer haste. Es liegt auf dem Sofatisch. „Hallo?", frage ich, ohne vorher aufs Display zu schauen. „Hi, hier ist Drew." Ich seufze und laufe enttäuscht zurück zum Esstisch. „Tut mir leid, ich weiß, du hast gehofft, es wäre Harry", fügt er hinzu. „Schon gut", murmle ich nur. Zayn sieht mich fragend an. „Drew", antworte ich stumm. „Hast du inzwischen etwas von ihm gehört?", möchte unser Trainer wissen. „Nein." – „Scheiße", höre ich ihn fluchen. „Wieso fragst du?", will ich wissen und merke, dass ich anfange, zu zittern. Oh fuck.

„Ich habe bei TAA nachgefragt. Erst wollten sie nichts verraten, aber schließlich haben sie mir gesagt, dass Harry immer noch bei TAA arbeitet und offenbar einen neuen Auftraggeber hat. Ich habe so getan, als würde Lightning ihn unbedingt wiederhaben wollen. Das scheint keine Option zu sein."

Mir treten erneut Tränen in die Augen. „Es geht ihm gut", antworte ich Drew. „Dann – dann geht es ihm gut." – „Es geht ihm gut. Ihm ist nichts passiert. Ich habe keine Ahnung, wo er ist oder was er macht, aber es scheint ihm gutzugehen." Ich schluchze auf und mein Handy rutscht mir aus der Hand. Zayn steht auf und hebt es vom Boden. Dann stellt er auf Lautsprecher. „Hallo Coach", sagt er und setzt sich wieder. „Zayn, du bist bei Louis?" – „Können wir nachher darüber sprechen? Ich habe es gerade geschafft, dass er etwas isst." – „Sicher", antwortet Drew sofort. „Was ist mit Harry?", fragt Zayn. Mein Körper bebt und meine Gedanken überschlagen sich. Ich höre wage, wie Drew ihm erklärt, was los ist.

„Das bedeutet...", stottert Zayn und sieht mich mitleidend an. Ich schüttle den Kopf. „Nein, er ist nicht einfach so gegangen!" – „Louis..." – „Nein!", unterbreche ich ihn vehement und werde wütend. „Das würde er nicht tun! Er hätte mir etwas gesagt!" Zayn seufzt. Ich sehe ihm an, was er denkt. Nein, das kann nicht sein.

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Könnt ihr verstehen, dass das Team nicht ganz so angetan von der Situation ist? Wie wird es mit den beiden wohl weitergehen? :)

Love, L

Lightning's HattrickTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang