43. Kapitel

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Niemand fragt nach. Ich bin froh, dass es bei kurzen, skeptischen Blicken bleibt und Drew schnell damit beginnt, die Strategien für heute durchzusprechen. Harry ist nirgends zu sehen. Aber wieso sollte er auch hier sein? Es gehört nicht zu seinen Aufgaben, die Strategien und Spielzüge zu kennen. Ich folge Drews Worten und Anweisungen, aber zu 100% bin ich nicht bei der Sache. Das müsste ich sein. Verdammte Scheiße, ich bin Profispieler der NHL, ich muss mich definitiv fokussieren können! Ich straffe die Schultern und setze mich gerade hin. Ich merke, wie Kenny mich verwundert ansieht, aber er sagt nichts dazu.

Zumindest nicht, bis das Meeting beendet ist und wir den Besprechungsraum verlassen. „Tomlinson." – „Lass gut sein, Captain", antworte ich Kenny sofort. „Vergiss es." Ich verdrehe die Augen und bleibe stehen. „Was wollte Harry von dir?", möchte er wissen. Was hätte er auch sonst fragen sollen. „Nichts wichtiges. Ist geklärt." – „Geklärt?", fragt er überrascht. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dir abkaufe, dass du und Harry mal eben etwas klärt?" – „Es war unwichtig, Kenny, wirklich." Er mustert mich. „Das kaufe ich dir nicht ab." – „Bist du jetzt Psychologe?" – „Ich bin dein Teamcaptain. Also entweder sagst du mir jetzt was los ist oder du wirst heute das Spiel wieder im Anzug auf der Bank verbringen", beschließt er mit strengem Ton und verschränkt die Arme vor der Brust. „Das ist nicht dein Ernst." – „Doch, komm mit." Er lässt nicht zu, dass ich widerspreche. Er kehrt zurück in den Besprechungsraum und ich folge ihm widerwillig. Drew ist noch dort.

„Also, Klartext", fordert Drew. Ich sehe zwischen den beiden hin und her. „Ihr habt das geplant?" – „Anders rückst du ja nicht mit der Sprache raus", entgegnet Drew lediglich. Ihr Arschlöcher! „Harry wollte wissen, wie das Date mit Oliver gelaufen ist." Kurz sehen sie einander an. Ich seufze und fasse die Geschehnisse der letzten Nacht zusammen. „Scheiße", antwortet Drew. „Ach was."

„Kannst du so spielen?" – „Wieso sollte ich das nicht können?", frage ich meinen Teamcaptain. „Ich konnte sogar spielen, als Harry mich damals verlassen hat. Ich werde es hinbekommen. Mir ist egal, dass Harry zusehen wird. Und das Oliver heute hier ist, bedeutet nur, dass ich ihn um eine zweite Chance bitten kann." – „Also magst du ihn?" – „Er ist nett." Drew verdreht daraufhin die Augen. „Nett?" – „Ja, nett. So gut kenne ich ihn noch nicht, lass es gut sein, okay? Dass ich wieder jemanden date, hat nichts mit dem Spiel gleich zu tun", stelle ich klar. „Schon gut, Louis, aber wenn du weiterhin so impulsiv und unüberlegt handelst, werden wir daraus Konsequenzen ziehen müssen." – „Ich handle weder impulsiv noch unüberlegt. Ich bin einer der besten Spieler des Teams."

„Geh zu den anderen." – „Sicher, Coach", antworte ich angespannt und verschwinde aus dem Raum. Bevor ich zu den anderen gehe, tragen meine Beine mich jedoch wo anders hin. Ohne zu klopfen, betrete ich den Raum. Perplex sieht Harry mich an. „Äh... hi." – „Stimmt es?" – „Was?", fragt er irritiert. Ich verschränke die Arme vor der Brust. „Stimmt es, dass du verschwinden wirst?", will ich wissen, aber er sieht mich nach wie vor verwirrt an. „Wovon redest du?" – „Laut des Flurfunks verschwindest du nach Ende der Saison wieder. Ich will wissen, ob es stimmt."

Er blinzelt ein paar Mal und nimmt die Hände von seiner Laptoptastatur. „Wer sagt das?" – „Das ist irrelevant. Gib mir einfach nur eine Antwort." Harry räuspert sich und erst jetzt fällt mir auf, wie er aussieht. Seine Haare stehen wild ab, seine Wangen sind rot und unter seinen Augen prangen dunkle Schatten. Fuck. „Ich weiß noch nicht, wo ich nächste Saison sein werde, aber aktuell ist geplant, dass ich mich nach New York zum Hauptstandort versetzen lassen. Wieso fragst du das?" – „Du musst verschwinden." Harry schweigt daraufhin. Er presst die Lippen zusammen und auf seiner Stirn bilden sich Falten, aber er sagt nichts. „Ich möchte bei Lightning Captain werden, ich will hier bleiben und du wirfst alles durcheinander. Du gefährdest meine Karriere." – „Es tut mir leid, dass ich dich vorhin von deinem Team weggezogen habe. Das war unüberlegt", antwortet er und auch, wenn mich diese Entschuldigung überrascht, reicht sie noch lange nicht aus. Ganz abgesehen davon, dass ich sie ihm nicht abkaufe.

Lightning's HattrickWhere stories live. Discover now