65. Kapitel

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Weils so schön ist (oder eigentlich eher nicht) ... Live-Reactions? 

„Louis! Verdammt, Louis wach auf!" Ich höre es erst nicht richtig. Jemand rüttelt an meinem Körper, denke ich. „Louis, wach auf!", höre ich es lauter. Ich spüre etwas Kaltes unter meiner Handfläche. Es ist laut um mich herum. Was ist das? „Verdammt, mach die Augen auf!" Mein ganzer Körper tut weh, alles verkrampft sich. „Louis!" Ich kann es nicht kontrollieren. Ich klammere mich in die Bettdecke, glaube ich. Das habe ich lange nicht mehr gemacht und doch ist es, als würde mein Körper automatisch handeln. Meine Hand trifft die kühle Matratze und sofort setzt mein Herz einen Schlag aus. „Tomlinson!" Ich öffne die Augen und sehe die weiße Decke. Klar denken kann ich noch nicht. Ich bin müde, verschlafen und gleichzeitig fluten Gedanken meinen Kopf, die wirr durcheinander schwirren und nicht zulassen, dass ich die Situation vollkommen verstehe. Ich fühle mich, als hätte ich einen Marathon hinter mir. Ich schwitze und atme angestrengt. Mir wird eiskalt und ich spüre, wie mein Herz augenblicklich schneller schlägt. Ich spüre es bis zum Hals und ein bitterer Geschmack macht sich in meinem Mund breit.

Plötzlich werde ich in eine sitzende Position gezogen. Ich sehe mich verwirrt um. Hotel. Ich bin in einem Hotel.

„Louis, schau mich an!" Ich folge der Stimme und blicke plötzlich Ian ins Gesicht. Gleichzeitig wird es ruhiger um mich herum. Ich zittere, glaube ich. Ich habe eine Gänsehaut am ganzen Körper und mein Kopf dröhnt wie verrückt. „Verdammt, endlich." Drew. Und Kenny. Ich sehe an mir herab. Mein Shirt ist durchgeschwitzt. Hecktisch durchstreift mein Blick den Raum. „Weg", murmle ich abwesend. „Wissen wir", seufzt Kenny und wischt mir mit einem kühlen Lappen die Stirn ab. Ich zucke zusammen und sehe meinen Teamcaptain an. Sein Blick ist mitleidend.

„Trink das." Drew hält mir ein Glas Wasser hin. Ich nehme es ihm ab, aber es rutscht mir aus der Hand. Meine Handfläche ist nass und ich habe keinerlei Kraft in meinem Körper. Das Wasser tränkt die Bettdecke. „Ich hole ein Neues", sagt er und öffnet den kleinen Kühlschrank. „Kalt." Habe ich das gesagt?

„Komm, wir gehen duschen." Die Decke wird weggeschlagen und ich werde auf die Beine gezogen. Es sind Ian und Kenny, die mich ins Bad bringen. Ich lasse sie machen. Ich höre das Wasser, aber das Piepen in meinem Kopf übertönt das Rauschen der Dusche fast. Mir wird das Shirt über den Kopf gezogen und ich spüre warmes Wasser auf meiner Haut. Es ist fast, als würde ich neben mir stehen und zusehen, was passiert. Ian nimmt den Duschkopf aus der Halterung, Kenny wäscht mir die Haare. Ich kann nichts anderes tun, als stumm dort zu stehen.

„Louis?" Ich reagiere nicht. Ich höre, dass Ian seufzt und merke, wie er den Schaum von meinem Körper wäscht. „Er ist so ein Arschloch", sagt Kenny. Ich reagiere nicht. „Weißt du, wo er hin ist?" – „Keine Ahnung." Das Wasser wird aus gemacht und wie in Trance trete ich aus der Dusche. „Louis? Kannst du dich abtrocknen?", fragt Ian mich. Ich nehme das Handtusch mit schwachem Griff. Meine Teamkollegen geben mir Kleidung. Waren Sie in meinem Zimmer? „Es wird besser", bemerkt Kenny und mir treten Tränen in die Augen. Ich bin so dämlich.

Die Tür wird aufgestoßen. „Hey, Louis, ich war nur – was ist hier los?" Es ist Harrys Stimme die mich aufblicke lässt. „Was ist passiert? Louis, geht es dir gut?", fragt er mich mit großen Augen. „Harry", krächze ich. „Du verschwindest ganz schnell wieder hier!" Drew drückt ihn aus der Tür und schließt sie. „Harry", murmle ich wieder. „Du solltest erst einmal etwas essen", sagt Kenny besorgt. Ich atme tief ein und wieder aus. „Es ist wieder passiert, oder?" – „Mhm." Ian nickt und presst die Lippen zusammen. „Scheiße", murmle ich und wische mir über die Augen. Mein Verstand ist langsam aber sicher wieder da und ich verstehe, was geschehen ist.

„Komm mit. Wir gehen frühstücken." Ich nicke und folge meinem Trainer. Zayn steht neben der Tür. „Besser?" – „Ein bisschen", antworte ich und sehe mich um. Meine Sinne sind immer noch ein bisschen vernebelt, als ich mich zwinge, etwas zu essen und einen Tee zu trinken. „Wann hat es angefangen?", möchte ich wissen und sehe auf die Uhr. „Um kurz nach halb sieben", antwortet Ian mir. „Drew hat sich den Zimmerschlüssel geholt und wir sind etwa um viertel vor sieben Harrys Zimmer gekommen. Wir haben dich geweckt und geduscht." – „Danke", antworte ich leise. Ich hatte gehofft, dass es nie wieder passieren wird. Es ist seit einem Jahr nicht mehr passiert, zumindest nicht mehr in diesem Ausmaß.

„Er war weg." – „War er", bestätigt Zayn. Ich sehe mich um. Er ist nicht hier. Ich stehe auf und verlasse das Restaurant. Ich laufe durch die Flure und das Foyer. Ich entdecke ihn in der Bar. Er steht dort mit Ian. Sie unterhalten sich. Ich gehe etwas näher ran, sie bemerken mich nicht.

„Sag schon, Ian, was war das vorhin?" – „Deine Schuld", antwortet mein Kollege nur und verschränkt die Arme vor der Brust. „Ich war nicht einmal dort, wie soll das meine Schuld gewesen sein?", will er wissen. „Genau deswegen", erklärt Ian ihm und ich beiße mit auf die Unterlippen und still zu sein. „Es war nicht das erste Mal. Es war eine ganze Zeit so, nachdem du das erste Mal verschwunden bist. Er hat kaum geschlafen, fast jede Nacht hat er Albträume. In den ersten Wochen war es so schlimm, dass er sich aus dem Schlaf geschrien hat. Wir konnten ihn nicht allein lassen." – „Er hat was?", fragt Harry leise und ich höre seine Stimme zittern. „Diese Nacht wieder, deswegen waren wir dort. Er hat geschrien." – „Er hat..." – „Ja", unterbricht Ian ihn angepisst. „Und es ist deine Schuld. Du warst nicht da. Du bist wieder verschwunden."

Harry schweigt einen Moment, ehe er antwortet: „Ich war doch nur... ich wollte ihn nicht wecken. Ich musste telefonieren und bin runter vor die Tür des Hotels gegangen." – „Das interessiert mich nicht. Es geht darum, dass Louis Höllenqualen gelitten hat und keiner von uns es zulassen wird, dass du ihn erneut dadurch schickst", stellt Ian klar. „Ich verstehe nicht, wieso Louis dir offenbar doch noch eine Chance gibt, das versteht übrigens niemand von uns, aber es ist so." – „Ich konnte doch nicht wissen, dass –" – „Musst du aber", stellt Ian klar. Dann geht er. Er verlässt die sonst leere Bar durch einen anderen Ausgang. Ich bleibe stehen und sehe, wie Harry sich die Handballen gegen die Augen presst. Dann flucht er leise. Mir ist immer noch kotzübel.

Er sieht auf und dreht sich um. Sein Blick trifft meinen und er bleibt wie angewurzelt stehen. „Louis", haucht er und öffnet seinen Mund ein Stück. Es kommt kein Ton heraus. „Ian hat es dir gesagt", bringe ich hervor. Er nickt. „Ich wusste nicht – Es tut mir leid." Ich schweige. „Hätte ich gewusst, dass... ich wäre nicht gegangen." – „Du hast mich wieder allein gelassen", sage ich leise. Er wischt sich über die Wangen und kommt auf mich zu. „Du hast versprochen, mich nicht mehr allein zu lassen." – „Es tut mir so leid. Ich dachte... ich wusste nicht...", stottert er unbeholfen. Ich zucke zurück, als er mich berühren möchte. Ich kann nichts dafür, es ist eine Reaktion meines Körpers.

Wir stehen voreinander und wissen nicht, was wir sagen oder machen sollen. Es ist schrecklich. Harry räuspert sich. „Nimmst du deswegen die Schlaftabletten?" – „Nicht mehr oft. Fast gar nicht mehr." – „Waren die Albträume der Grund?" – „Wenn ich schlafe, habe ich welche. Manchmal. Als das angefangen hat, es war so wie heute. Oder ich habe gar nicht geschlafen", erzähle ich knapp.

„Ian meinte, dass sie sich nicht mehr allein lassen konnten." – „Müssen wir darüber sprechen?" Ich habe keine Kraft dazu, nach so einer Nacht bin ich völlig ausgelaugt. „Nein, natürlich nicht", erwidert er sofort. „Uhm... geht es dir jetzt besser?" – „Es ist ein bisschen so, als hätte man einen schrecklichen Kater." – „Oh." Ich zucke mit den Schultern. Mir ist klar, wie ich aussehen muss. Meine Augen fühlen sich dick und angeschwollen an. Ich merke, dass meine Wangen und meine Nase rot sind und meine Haare habe ich nur provisorisch nach hinten gestrichen.

„Uhm... vielleicht sollten wir zurück zu den anderen gehen." Ja, vermutlich. Ich drehe mich um und gehe zurück. Harry ist anzusehen, dass er nicht weiß, was er tun soll. Er spricht mit niemandem. Er ist nicht viel und verzieht sich aus dem Restaurant. Als ich in den Bus steige sitzt er bereits darin. Kurz denke ich darüber nach, den Platz neben ihm zu wählen, aber stattdessen setze ich mich neben Ian. „Ich weiß, dass du uns gehört hast. Ich habe dich im Spiegel hinter der Theke gesehen", sagt er plötzlich. „War es okay, dass ich es ihm erzählt habe?" – „Ich denke schon." – „Er ist ein Arsch." Ich schweige. Ian seufzt. „Er tut dir nicht gut, Louis." – „Vielleicht." Der Bus fährt los. Ich sehe aus dem Fenster und kann nicht anders, als mich zu fragen, was passiert wäre, wenn ich neben ihm aufgewacht wäre und nicht schreiend meine Teamkollegen geweckt hätte.

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Findet ihr, Harry hätte wissen sollen, dass Louis so reagieren könnte? Habt ihr damit gerechnet? 

Love, L

Lightning's HattrickWhere stories live. Discover now