53. Kapitel

2.6K 375 100
                                    

Harry kommt auf mich zu. Er hält meinen Blick gefangen und wischt zart über meine Wangen. Ich werde schwach, seine Berührung macht mich fertig. „Es tut mir leid, Louis. Es tut mir wirklich leid." Wieder fluten Tränen meine Augen. „Glaub mir bitte", sagt er leise. Ich beiße auf meine Unterlippe und keinen Ton von mir zu geben. „Schatz...", haucht er. Ich schluchze auf. „Ich wollte nicht gehen, Louis", beteuert er. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie du dich gefühlt haben musst, mir hat es gereicht, wie es mir ging", spricht er weiter. „Und es tut mir so leid, dass ich mich nie bei dir entschuldigt habe."

Ich will ihm glauben. Seine Augen glänzen verräterisch, seine Stimme ist so sanft. Er sagt die Wahrheit, es kann gar nicht anders sein. „Warum?", will ich wissen. „Wieso bist du gegangen?" Er schüttelt den Kopf. „Ich bin wahrscheinlich ein absolutes Arschloch, aber das sollten wir nicht jetzt klären." Ich schließe die Augen. Natürlich kann er es mir nicht erklären. Wieso war ich auch so blöd und habe angenommen, es könnte anders sein? „Darf ich dir versprechen, dass ich es dir bald erklären werde? Alles?" – „Wann ist bald?" Er seufzt. Sein Blick ist so liebevoll, fuck, ich wünschte, ich könnte ihm glauben. Harry seufzt leise und bricht unseren Blickkontakt. Er sieht zwischen uns auf den Boden. „So bald es geht. Ich kann nicht mehr tun, als es dir zu versprechen."

Ich fange an zu lachen. Laut, schallend und mit bitterem Unterton. „Das... du findest das lustig?", fragt er irritiert und schüttelt leicht den Kopf. Gleichzeitig werden meine Wangen wieder nass. „Nein, ganz und gar nicht." Ich schniefe. „Es ist nur so, dass du versprochen hast, an meiner Seite zu sein. Weißt du noch? Unser Ehegelübde? Da hattest du mir schon einmal etwas versprochen." – „Ich weiß."

Alles in mir schreit daran, ihm zu glauben. Und gleichzeitig schreien die Zweifel in mir mich an, ganz schnell dort abzuhauen. Ich bleibe wie festgeklebt stehen. „Du hast es mir versprochen." – „Es tut mir so leid, Schatz", haucht er und legt seine Hand an meine Wange. Hauchzart streicht er darüber. „Louis beantworte mir bitte eine Frage." Ich nicke. Er atmet tief ein und wieder aus. „Willst du diese Scheidung wirklich? Wenn ja, bitte geh wieder rein und unterschreib diese Papiere. Du wirst mich nach dieser Saison nie wieder sehen." Ich bleibe stehen. „Ich kann die Papiere nicht unterschreiben, du hast es doch mitbekommen", antworte ich ihm. „Ich dachte nicht, dass dir an dem Baum etwas liegt." Was soll ich darauf antworten? Bevor ich es weiß, spricht er weiter: „Aber ich habe es verstanden. Er wird bei dir im Garten stehenbleiben." – „Sicher, dass das in Ordnung ist?" – „Wenn es verhindert, dass du noch einmal eine Panikattacke bekommst, ja."

Ich sehe seitlich an ihm vorbei. „Du hättest es nie mitbekommen dürfen." – „Ich habe es schon in der Nacht nach dem letzten Heimspiel mitbekommen." – „Auch das hättest du nicht mitbekommen dürfen", entgegne ich. Ich hasse es, dass er mir in solch einem Zustand gesehen hat – und das mehrfach. „Louis, bitte." – „Du wirst mich anlügen." – „Nein, werde ich nicht." Harry lehnt seine Stirn gegen meine. Ein Schauer durchfährt meinen Körper. Ich spüre die Wärme seiner Haut und seinen Atmen auf meinen Lippen. „Bitte." – „Wieso hast du unterschrieben? Willst du die Scheidung?" – „Ich dachte, du wolltest sie. Ich dachte, so könntest du wieder glücklich sein." Ich weiche einen Schritt zurück. „Ich wollte immer, dass du glücklich bist." – „Du lügst." – „Nein, Louis, tue ich nicht." Wieder wird mir schwindelig. Ich blinzle ein paar Mal. Wieder wird mir kalt. Er lügt.

Plötzlich umgibt meinen ganzen Körper Druck. Augenblicklich werde ich ruhiger. Harry hat mich in seine Arme geschlossen. „Ich weiß, dass du mir nicht vertrauen kannst, ich weiß, dass ich es nicht erwarten kann, aber ich kann dich darum bitten, mir zu glauben." Seine Stimme ist ruhig und leise. Ich drücke mich an ihn. Herr Gott, wie lange ist es her, dass ich ihm so nah war? „Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn es sich wiederholt", gebe ich zu, ohne darüber nachzudenken. „Das wird es nicht." – „Das weißt du nicht." – „Ich werde nie wieder einfach so verschwinden, hörst du? Nie wieder." Dieser Moment sollte niemals enden. Für einen kleinen Augenblick denke ich sogar, dass es mir gut geht.

„Was ist denn hier los?" Ich zucke zusammen, löse mich von Harry und sehe zur Tür. Drew steht dort und sieht uns irritiert an. Ich spanne mich an. „Wir müssen los, oder?" – „Ja, aber war keine Antwort auf meine Frage." – „Wir sind gleich am Bus", antwortet Harry ihm. Drew verschwindet wieder ins Innere des Gebäudes. Harry streicht meine Haare nach hinten und sieht mich an. Er lächelt ein wenig und mein Blick fällt sofort auf seine Lippen. Fuck, diese Lippen. „Darf ich mich im Bus zu dir setzen?" – „Du... äh... willst dich –" – „Ja, sehr gerne sogar." Ich zucke mit den Schultern. „Okay. Ich denke, das ist okay." Er lächelt etwas mehr. „Danke. Ich werde jetzt gehen, aber nur weil ich meine Sachen holen muss. Wir sehen uns in ein paar Minuten am Bus." – „Okay." Einen kurzen Augenblick sieht er mich noch an, dann endet der Kontakt zwischen unseren Körpern und er läuft schnellen Schrittes zum Gebäude.

Meine Gedanken überschlagen sich, als ich mit meinem Team vor dem Bus zum Flughafen stehe. Ms Moore hat sich gerade verabschiedet, nun warten wir darauf, einsteigen zu können. „Du warst mit ihm vor der Halle", sagt Ian plötzlich. „Mhm." – „Habt ihr geredet?" – „Irgendwie schon, es – ich weiß selbst nicht, was gerade geschieht." Ian versteht es und fragt nicht weiter nach. „Kannst du spielen, Louis?", möchte Drew dann wissen. „Natürlich, Coach." – „Jeder versteht, wenn es nicht geht, Tomlinson. Sag es nur bitte, falls es so sein sollte." – „Ich kann definitiv spielen", verspreche ich ihm. Die Tür des Busses wird geöffnet und wir steigen ein. Ian setzt sich ans Fenster. Ich sehe auf den freien Platz, wähle dann aber den Fensterplatz in der Bank gegenüber. Fragend sieht er mich an. Ich schweige und sehe zum Eingang des Busses. Das Team kommt herein, Zayn setzt sich neben Ian, Kenny, Drew und Ethan nehmen ebenfalls Platz. Schließlich betritt Harry den Bus.

Sein Blick fängt meinen und er steuert zielsicher auf den freien Platz neben mir zu. „Ernsthaft?", fragt Ian ihn, als er sich gesetzt hat. „Es ist in Ordnung", gehe ich sofort dazwischen. Ian sieht mich fragend an. Ich antworte nicht, sondern richte meinen Blick zu Harry. „Ich habe noch kurz mit Lucas telefoniert, deswegen bin ich so spät", erklärt er sofort. „Ich habe doch gar nichts gesagt." – „Musstest du nicht", entgegnet er lediglich. War es so offensichtlich, dass ich bereits bezweifelt habe, dass er noch zum Bus kommt? Ich hatte bereits dutzende Ausreden im Kopf, die er hätte nutzen können, wenn er es doch nicht geschafft hätte.

„Hier." Er hält mir einen Schokoriegel hin. „Äh... für mich?" – „Ja. Ich war gerade auch noch am Automaten. Nach diesem... Nachmittag solltest du etwas Zucker essen." – „Danke." Ich öffne den Schokoriegel und merke, dass er recht hat. Mein Kreislauf hatte etwas Zucker bitter nötig. „Besser?" – „Mhm." Er lächelt. Verdammt. Mein Herz schlägt schneller und schnell beiße ich wieder von dem Riegel ab. Es ist seltsam neben ihm zu sitzen und mehr oder weniger normal mit ihm zu sprechen. Es ist ungewohnt und doch fühlt es sich unfassbar vertraut an. „Und ich habe Kaugummi mitgebacht. Du weißt schon, weil –" – „Ich habe gerade Zähne geputzt. In der Kabine", unterbreche ich ihn und räuspere mich. „Es war eklig." – „Es ist menschlich", korrigiert er. Ich sehe auf unsere Beine. Nur wenige Zentimeter sind zwischen unseren Knien. Harry folgt meinem Blick und stupst mit seinem Knie sanft meins an. Mein Körper kribbelt bis in die Fingerspitzen. Ich fühle mich wieder wie ein Teenager, der keine Ahnung hat, was er hier eigentlich tut. Vielleicht, weil ich keine Ahnung habe, was ich hier tue.

„Wir sollten noch über etwas anderes sprechen", sagt er plötzlich. Sofort erlangt das Gefühl der Angst die Überhand. „Worüber?" – „Über die Nacht, als du verprügelt wurdest", antwortet er mir. „Ich möchte es gerne klären, ist es okay, wenn wir das im Flugzeug machen?" – „Wieso im Flugzeug?" – „Da haben wir mehr Zeit", antwortet er und zuckt mit einer Schulter. „Wenn es dir zu viel für heute ist, können wir es wann anders machen." – „Nein, geht schon." Denke ich zumindest. Harry drückt sein Bein gegen meins. Es fühlt sich gut an. Ich erwidere den Druck und sehe aus dem Augenwinkel, dass er breiter lächelt. 

-- -- -- -- --

Da ist ja einiges geschehen. Was meint ihr, was genau möchte Harry besprechen? 

Love, L

Lightning's HattrickWhere stories live. Discover now