63. Kapitel

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Wir haben gewonnen. Grinsend klopfe ich Ian auf dem Helm und laufe zur Kabine. Ich betrete den Raum als erstes. Direkt nehme ich die Karte vom Regal und stecke ihn in meine Sporttasche. Im gleichen Moment betritt der Rest meiner Mannschaft die Kabine. „Gutes Spiel", lobt Kenny uns. Und legt seinen Helm weg. Schnell lege ich die Ausrüstung ab und verschwinde in dem Duschraum. Die anderen folgen mir nach und nach.

„Nervös?", fragt Kenny mich plötzlich. „Was? Wieso? Das Spiel ist doch vorbei", antworte ich irritiert und nehme mir mein Shampoo. Zayn verdreht die Augen. „Das ist ziemlich dumm, was du tust", sagt Liam plötzlich. „Ich stimme ihm selten zum, aber ausnahmsweise sehe ich das genauso", ergänzt Zayn und sieht kurz zu dem Goalie. „Es ist nicht dumm... vielleicht doch." – „Ist es", sagt Ian nun auch. Ich seufze und wasche mir den Schaum aus den Haaren. „Ich brauche diese Intervention nicht." – „Wir wollen nicht...", fängt Kenny an und schüttelt den Kopf. „Wir denken nur, dass du vorsichtig sein solltest, ihm nicht blind vertrauen solltest. Das ist alles." – „Danke, dass ihr ich daran mal wieder erinnert", antworte ich trocken.

Harry sitzt bereits neben Drew im Bus, ich dort einsteige. Die Karte zu seinem Zimmer steckt immer noch in meiner Sporttasche. Ich hole sie erst aus, als ich auf dem Bett in meinem eigenen Hotelzimmer sitze. Unschlüssig sehe ich darauf. Ich weiß, dass mein Team recht hat. Und doch sitze ich nur auf meinem Bett, anstatt darin zu liegen und zu schlafen. Ich weiß nicht, wie lange ich hier sitze, aber es vergeht so viel Zeit, dass ich mich frage, ob Harry nicht schon schläft. Ich atme tief ein und wieder aus, bevor ich aufstehe. Ich halte vor dem Spiegel im Flur, ich zupfe ein par Strähnen zurecht und schaue dann auf mein Handy. Scheiße, doch schon später, als ich dachte. Schnell gehe ich ins Bad, mache mich fertig und lege einen Spritzer Parfum auf. Das sollte so gehen, oder? Verdammt, Tomlinson!

Bevor ich es mir anders überlegen kann, verlasse ich mein Hotelzimmer und gehe rüber zur nächsten Tür. Ich öffne sie vorsichtig und leise, falls er schon schlafen sollte. Das Licht ist ausgeschaltet. Ich trete auf Zehenspitzen ein und schließe die Tür wieder. Erst als ich schon am Bett stehe, gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit und ich erkenne, dass dort niemand liegt. Was? Verwundert sehe ich mich um. „Harry?", frage ich laut. Auch im Badezimmer ist kein Licht an, es ist leer. Plötzlich höre ich, wie ein Vorhang zur Seite gezogen wird. „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken", sagt er sofort und schließt die Balkontür hinter sich. „Ich hatte den Vorgang zur zugezogen, damit keine Tiere ins Zimmer fliegen", fügt er hinzu.

„Äh... ja. Natürlich." Hör auf zu stottert, verdammt! Ich räuspere mich unbeholfen und mein Blick haftet an seinem Körper. Er trägt lediglich seine kurzen, engen, schwarzen Pants. „Ich wusste nicht, ob du schon schläfst." – „Ich musste noch telefonieren", erwidert er und kurz liegt mir die Frage auf der Zug, mit wem er gesprochen hat. Ich verkneife sie mir. Stattdessen zupfe ich am Saum meines Shirts und sehe auf das Hotelbett. „Also... äh... ich war schon im Bad." Er lächelt. „Okay, leg dich ruhig schon mal hin. Ich komme sofort zu dir, in Ordnung?" Ich nicke stumm und sehe zu, wie er ins Badezimmer geht und hinter sich die Tür schließt.

Fuck! Die Stimmung zwischen uns ist zum Zerreißen gespannt. Ich ziehe die Decke bis zur Brust und starre an die Decke. Mein Herz will keine Ruhe geben und ich frage mich, wie ich so einschlafen soll. Ich schließe die Augen, jedoch nur für einen Moment. Die Badezimmertür wird wieder geöffnet und sofort schaue ich zu dem Mann, der dort heraustritt. Er sieht mich kurz prüfend an. „Okay?" Ich nicke. Er läuft um das Bett herum und schlägt die Decke zurück. Ich drehe mich auf die Seite, als er sich hinlegt. Er tut es mir gleich und sieht mich an. Ich mustere ihn, seine grünen Augen, seine geschwungenen Lippen, sein Bartschatten, den er bestimmt morgen früh abrasieren wird. Er ist so unfassbar schön.

„Es freut mich, dass du hergekommen bist", durchbricht er mit sanfter Stimme die Stille, die uns einhüllt. „Du weißt, dass du jederzeit sagen kannst, wenn es dir zu schnell geht?" – „Ja", antworte ich ehrlich. Langsam bewegt er seine Hand auf mich zu, so, als würde er sichergehen wollen, dass es wirklich in Ordnung ist. Ich weiche nicht zurück. Stattessen warte ich auf seine Berührung, die wenige Sekunden später folgt. Er streicht mir eine Haarsträhne aus der Stirn und augenblicklich werde ich nervös. Es ist diese gute Art nervös zu sein, so wie vor einem Date, einem Geburtstag oder einem Konzert. Er streicht mir über die Wange und lässt seine Hand schließlich dort liegen. Seine Handfläche ist warm und weich, es fühlt sich gut an. Seine Fingerspitzen liegen an meinem Hals, sie gleiten vorsichtig darüber und ein Schauer erfasst meinen Körper. Es fühlt sich gut an.

„Ich würde dich gerne küssen", gesteht er leise. Sofort schaue ich auf seine Lippen. Fuck, ich will ihn küssen! Ich will ihn so unbedingt küssen! Meine Gedanken sind wirr und vernebelt. Ich kann nicht mehr klar denken und schaffe es nicht, zu antworten. „Ich sage das nicht, um dich zu drängen, ich sage es nur, weil es so ist." – „Okay", bringe ich heraus und sein Blick fängt meinen auf. Mit dem Daumen streicht er vorsichtig über die dunkelblaue Haut in meinem Gesicht. „Was hat er Kerl auf dem Eis gesagt?" – „Wieso ist es wichtig?", möchte ich wissen. Harry schüttelt leicht den Kopf. „Ist es nicht, du hast recht. Ich... uhm..." – „Was ist?", möchte ich wissen. „Ich mag den Gedanken nicht, dass du dich irgendwie meinetwegen geprügelt hast. Ich habe schon genug angerichtet. Und jetzt hast du auch noch diese Verletzungen." Ich schmunzle. „Das ist in ein paar Tagen alles wieder weg. Es ist nicht gebrochen oder so."

Seitdem wir hier so liegen, wächst in mir das Verlangen, ihm näher zu rücken. Ich zögere einen kurzen Moment. „Du denkst über etwas nach", bemerkt er. „Erwischt", gebe ich zu und lächle schief. „Was ist es?" Ich antworte nicht, ich kenne die Worte nicht, die dafür nötig sind.

„Schatz?"

Ich spanne mich sofort an und meine Augen werden groß. Mein Herz hämmert gegen meine Rippen und mein Körper kribbelt bis in die Fingerspitzen. „Tut mir leid. Ich habe nicht nachgedacht!", sagt Harry sofort und zieht seine Hand zurück. „Es ist nur... irgendwie Gewohnheit, schätze ich. Ich wollte nichts überstürzen oder so, vergiss das einfach wieder!" Ich beiße mit auf die Unterlippe, aber es bringt nichts. Meine Augen brennen und meine Sicht verschwimmt. „Louis, es tut mir leid, wirklich. Ich hätte nicht –" Er bricht ab, als ich mir über die Wange wische. Es hallt immer wieder in meinem Kopf wider. Ich höre es auf Dauerschleife. Schatz.

„Louis..." Harry ist sichtlich überfordert mit diesem Moment. Mir geht es nicht anders. Ich schniefe unbeholfen, kann aber meinen Blick nicht von ihm wenden. „Es tut mir leid", flüstert er und seine Hand zuckt. Er denkt darüber nach, meine Tränen wegzuwischen, aber es lässt es sein.

„Sag es noch einmal." – „Was?" – „Darf ich es noch einmal hören?" Perplex sieht er mich an. „Du möchtest..." – „Du musst es nicht sagen", füge ich sofort hinzu. Sein Blick ist liebevoll. Er lächelt sanft und antworten: „Schatz." Ich presse die Augen zu. „Harry", hauche ich hilflos. Ich schnappe nach Luft, schluchze laut auf und rutsche zu ihm heran. Oh bitte, lass es nicht zu viel sein.

Augenblicklich versteht er, was ich brauche. Er zieht mich in seine Arme und hält mich eng an sich gedrückt. Mein Gesicht liegt in seine Halsbeuge und ich klammere mich an ihn. Unsere Beine sind miteinander verschlungen und mein ganzer Körper fühlt sich plötzlich so leicht an, wie lange nicht mehr. Alles ist weg, der ganze Schmerz, den ich zwei Jahre mit mir herumgeschleppt habe, ist nun vollkommen verschwunden. Harry hält mich fest. Sein Geruch benebelt meine Sinne. „Oh, Schatz", flüstert er und drückt einen Kuss auf meine Haare. Wieder weine ich stärker. Es macht mir nicht einmal etwas aus, dass er mich so sieht. „Haz", murmle ich. Wieder ein Kuss auf meine Haare. Fuck, wie habe ich meinen Mann vermisst.

Plötzlich löst er den Griff um mich und streckt seinen Arm zur anderen Seite aus. Nein! Ich blinzle ein paar Mal und als ich erkenne, dass er lediglich eine Packung Taschentücher vom Nachttisch nehme, atme ich erleichtert auf. Er nimmt eins heraus und trocknet meine Wangen, ehe er mir noch eins gibt. „Danke." – „Nicht dafür", erwidert er und ich werfe die benutzten Taschentücher durch den Raum. Ich treffe den Mülleimer nur einmal. Egal. Sofort zieht Harry mich wieder zu sich und ich bette meinen Kopf auf seiner Brust. Eins meiner Beine sieht zwischen seinen und seine Arme hat er um mich gelegt, eng, trotzdem vorsichtig. Hier bin ich genau richtig.

„Wir sollten schlafen", bemerkt er. Ich nickemüde. Mein Körper ist kraftlos und auch mental hat es für mich heute definitivgereicht. „Möchtest du... uhm... also so bleiben?", fragt er zögerlich. „Ist dasokay für dich?", frage ich richte mich ein Stück auf und sehe zu ihm hoch. Erlächelt und nickt sofort. „Absolut." Ich erwidere sein Lächeln. „Gute Nacht,Harry." – „Gute Nacht, Louis." Ich sinke zurück gegen seine Brust. Er zieht dieDecke höher und streicht durch meine Haare, bis ich einschlafe.

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Love, L

Lightning's HattrickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt