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Es vergingen nur einige Minuten, in denen Jimin das Anwesen suchte und schlussendlich auch gefunden hatte. Das Gebäude war nicht schwer zu übersehen, da es zwischen den anderen Häusern beinahe herausstach und dem neuen Besitzer einen Schauer über seinen Rücken jagen ließ. Denn das Herrenhaus nahm einen großen Platz in der Nachbarschaft ein und verdunkelte seine Umgebung mit einer Atmosphäre, die man sich nicht erklären konnte.

Der große Vorgarten war übersät mit Unkraut und kleinen, toten Büschen, an denen einst prachtvolle Rosen herangewachsen waren und die Wiese mit Farbe beschmückte. Das Gras wirkte gräulich grün, es ging einem bis zum Knöchel und wirkte ungepflegt, als hätte man das Grundstück jahrzehntelange nicht angerührt und stark vernachlässigt.

Durch einen gepflasterten Weg bis zur Haustür wurde der Vorgarten in Zwei gespalten und hatten links und rechts von ihm zwei Bäume, die hoch in den Himmel ragten und mindestens zwanzig Meter hoch waren. Blätter trugen sie schon lange mehr, sie wirkten tot wie der Rest des Gartens. Staunend ging Jimin langsam den Weg entlang, bewunderte des alte Haus und ihm entging dabei natürlich nicht, dass das Bild, welches der ehemalige Besitzer in der Anzeige stehen gehabt hatte, nicht ganz mit dem Original übereinstimmte.

Klar, im Großen und Ganzen war es offensichtlich, das es sich hier um das selbe Haus handelte, aber es war nicht in so einem guten Zustand, wie es das Bild versprochen hatte. Dort wirkte nämlich der Vorgarten überaus gepflegt und die ganzen Blumen und Planzen, sowie Bäume wirkten gesund und sahen auch wunderschön aus. Jimin hatte aber natürlich wie immer eine Begründung dafür. Wahrscheinlich stammte das Foto von vor einigen Jahren und der alte Mann hatte es nicht mehr geschafft, sich um das Anwesen zu kümmern.

Vielleicht lebte er ja alleine, war verwitwet und landete im Rollstuhl, weswegen er gar nichts mehr machen konnte. Ja, so musste es wohl sein. Da war er sich sehr sicher. »Scheiße, die Renovierung wird mich was kosten.«, klagte Jimin leise vor sich hin und stieg die vier knarzenden Stufen der Veranda hoch, berührte den Holzbalken links von sich und hiefte danach sein Gepäck zu sich nach oben.

Der Boden war alt und verstaubt, die zwei hölzernen Balken links und rechts an der obersten Stufe stützten das Dach über ihn, während ein niedriges Holzgitter die Veranda umrandete und dem Haus einen gewissen Charme verleihte. Erst, nachdem Jimin all dies inspiziert hatte, wagte er es einen Blick auf die Einganstür zu werfen. Sie wirkte mit der beinahe blutroten, bereits abblätternden Farbe majestätisch und Edel, der Türknauf glitzerte in einem goldenen Farbton, welcher durch viele Dellen und Kratzer beschädigt worden wurde.

In der Mitte der schweren Tür befand sich ein goldener Löwenkopf, welcher als Türklopfer diente und ein Ring im Maul hatte. Seine beiden Augen wurden mit kleinen Rubinen verziert und ließen den Türbeschlag recht gruselig aber auch geheimnisvoll aussehen. Unter dem Löwen befand sich ein goldenes Namensschild, dessen Worte aber mit einem scharfen Gegenstand zerkratzt wurde und den Familiennamen somit unlesbar machte.

Neugierig strich Jimin mit seinen Fingerspitzen über den Schlägel, nahm ihn etwas in die Hand und klopfte mit dem Ring gegen den dahinter befestigten Knopf. Die Tür wibbrierte leise, als ein lauter Schlag diese durchzog und das leicht verostete Metall zum ächtzen brachte. Er klopfte noch einmal und wiederholte dies zwei weitere Male, bis er plötzlich ein Klicken im Inneren des Hauses wahrnahm und die Tür, ohne das er etwas getan hatte, aufschwang.

The legend of the Min family ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt