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[Falls das wechselbare "Sie" und "Er" verwirrend sein sollten, tut es mir leid. Es gibt leider keine Pronomen im Deutschen, die beides umfasst, wie das "they" im Englischen.]

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Leise Schritte hallten durch den Saal, während die schweren Stiefel die knarzenden Stufen hinauf stiegen. Der Atem der Person ging stockend, als wäre sie eine lange Strecke ununterbrochen gerannt. Langsam ließ der Unbekannte den Schlüssel in seine Jackentasche verschwinden und eilte weiter, öffnete oben links die Tür.

Die Person ging den Flur entlang, drückte eine der Türen bestimmend auf. Der Eindringling lief zum Kamin, zog an einem der Kerzenständer, woraufhin das Bücherregal von der Wand geschoben wurde. 

Sich beeilend, stieg der Unbekannte durch den eingeschlagenen Durchgang in der Wand und lief die Treppen hoch, öffnete die Tür zum Dachboden. Ohne zu zögern schaltete der Fremde die Taschenlampe ein und suchte den Schreibtisch, versteckt hinter dem Möbelstück, auf.

Die Person öffnete die Schublade, hielt jedoch inne. Die Spieluhr war verschwunden. »Scheiße.«, kam es hauchend über dessen Lippen und ungläubig riss sie alle Schubladen auf, jedoch fand sie nichts weiteres mehr vor. 

»Scheiße!« Der Unbekannte hetzte durch den Dachboden, entdeckte das Gebälde auf dem Boden, welches einem den Rücken zeigte. Der Person schlug das Herz bis zum Hals. »Nein, nein, nein.«, hauchte der Unbekannte, rannte stürmisch vom Dachboden runter und suchte angespannt das Schlafzimmer auf.




»Jimin!« Er riss seine Augen auf. Über sich gebeugt war Yoongi, wie er ihn panisch ansah und erleichtert, sowie auch ängstlich ausatmete. Es war stockdunkel um sie herum, also mitten in der Nacht. Jimin keuchte, er fragte sich, was Yoongi von ihm wolle. Er fasste sich an seinen brummenden Kopf und versuchte, etwas in der Schwärze zu erkennen.

»Jimin, da ist jemand im Haus.«, hauchte Yoongi zittrig, weswegen der junge Mann sofort auf seine Füße sprang und sich gerade so noch an dem Balken der Veranda festhalten konnte. Seine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit, weswegen er erkennen konnte, dass die Haustür weit offen war. Jimin durchfuhr eine fürchterliche Gänsehaut. »Da ist jemand rein gelaufen. G-gerade eben. Ich weiß nicht wer, ich konnte es nicht erkennen, weil es zu dunkel war.« Yoongi hörte sich genauso verängstigt an wie es Jimin war.

»Ist schon okay, ich regel das.«, hauchte er und hielt sich seinen Kopf, ging dann langsam und leise in das Haus hinein. Er hörte ein kurzes Poltern, was von oben kommen musste, was ihn direkt aufhorchen ließ. Er war noch wegen dem Alkohol benebelt, aber er war es beinahe schon gewohnt, mit mehreren Promille im Blut klar zu denken.

»Yoongi, geh nach oben und sag mit, wo die Person ist. Ich hole meine Messer.«, flüsterte er dem Geist zu und ging leise in den Speisesaal, dann durch die angegrenzte Tür in die Küche. Yoongi sah ihm hinterher, lief dann völlig tonlos die Treppen hinauf und den Flur entlang.

Jimin erkannte die schemhaften Umrisse der Küche, aber er öffnete beinahe schon blind eine der Schränke dort und zog seine Küchenmesser heraus, die er sich vor kurzem erst gekauft hatte. Er hielt zwei von ihnen fest in seinen Händen, ehe er langsam wieder zum offenen Durchgang des Speiseraumes ging.

Yoongi sprang gerade die Treppen runter, kam bei Jimin an. »Dein Zimmer.«, hauchte er leise und Jimin nickte verstehend, ging dann langsam die Stufen hoch. Er wusste, auf welche Bereiche er treten musste, damit sie nur ganz leise knarzten.

Oben angekommen, schritt Jimin ganz langsam den Flur entlang, Yoongi ging voraus und stand bereits vor der angelehnten Zimmertür. Es ertönte ein erneutes Poltern. 

Jimin stand der Schweiß auf der Stirn und seine Innenhandflächen wurden auch ganz nass. Er musste mehrmals inne halten, um nicht wegen dem Rausch des Alkohols zur Seite zu kippen.

Jimin trat auf, woraufhin ein lautes Knacken der Bodendielen ertönte und das Rascheln in seinem Schlafzimmer ruckartig aufhörte. Er ging die wenigen Meter weiter, als plötzlich die Tür aufschwang und eine Person hinaus rannte.

Sie schien eher wie ein Schatten zu sein und Jimin konnte dem überhaupt nichts zuordnen. Er trat erschrocken einen Schritt zurück und konnte erkennen, dass der Unbekannte etwas in den Händen hielt. Etwas, was Jimin gehörte.

Die Person schien selber erstmal wie eingefrohren, aber dann rannte sie auf Jimin zu und wollte anscheinend einfach an ihm vorbei laufen. Sie hatte aber nicht die Messer in seinen Händen gesehen, und da er die Griffe von ihnen in den Händen hielt, waren seine Fäuste nun etwas härter, was die Schlagkraft anging.

Fest schubste er sie zurück und griff den Unbekannten mit den Messern an. Er wich geschickt zurück, und dennoch wusste Jimin, dass er sie einige Male getroffen hatte. Jedes Mal atmete die Person keuchend auf, und auch, wenn der junge Mann bewaffnet war, konnte er den Angriffen seines Gegenübers nicht immer ausweichen.

Die Faust traf ihn immer wieder, während jeder Schlag ein großes Durcheinander in seinem Kopf verursachte, ihm für einige Momente die Orientierung nahm. Und dann, als Yoongi wieder in den Vordergrund rückte, krachte die Person an die Wand des Flures und wurde an dieser hochgeschliffen. 

Die Person röchelte, während Jimin wieder eine klare Sicht hatte und erschrocken zu der Silhouette hinauf schaute, wie sie mit den Beinen strampelte und mit ihren Armen fest einen Gegenstand an ihre Brust presste.

»Y-yoongi, was-« Der Geist sah für einen kurzen Augenblick zu Jimin und war dadurch unachtsam, was der Einbrecher nutzte und sich mit den Beinen an der Wand abdrückte. Er kam holprig auf dem Boden an, drückte Jimin hart aus dem Weg und rannte durch den Flur, zu den Treppen runter.

»Nein!«, krächzte Jimin und rappelte sich auf, drückte sein Handgelenk an seinen schmerzenden Arm, während er noch immer die Messer fest hielt. Er rannte los, jagte dem Unbekannten hinterher. Während Jimin noch die Stufen hinunter sprang, flüchtete der Fremde bereits aus dem Anwesen und entkam dem Höllenfeuer.

»Yoongi! Schnell, du musst schauen, wo er hin läuft!«, schrie Jimin und kam auf dem roten Teppich an, versuchte nach Luft zu rangen. Der Geist gehorchte und stürmte aus dem Haus, rannte an den Bäumen vorbei und blieb dort stehen, wo das Gras am Bürgersteig endete. Seine Hände drückte er dabei vor sich, als wäre dort eine unerkennbare Glasscheibe, durch die er nicht durch gehen konnte.

»Rechts, Jimin! Er rennt nach rechts!«
Jimin ließ eines seiner Messer fallen und rannte dann los. Er verließ das Grundstück und lief nach rechts, wohin der Unbekannte geflohen war. Yoongi schrie, dass er sich rechts gehalten hatte, aber wegen den im Weg stehenden Gebüsche der Nachbarhäuser konnte er mehr nicht herausfiltern.

Jimin rannte und rannte, jedoch er hatte die Person schon lange aus dem Augen verloren. Bei der nächsten Kreuzung, da blieb Jimin stehen und rang nach Luft. »Verdammte scheiße!«, schrie er wütend und er spürte es hinter seiner Stirn unangenehm pochen. Ihm schmerzte sein ganzer Körper, und es dauerte eine Weile, bis das Adrenalin abklang und seine Muskeln an Kraft verloren.

Er griff seinen Kragen und riss 
diesen runter, griff an seine nackte Brust. Seine Kette mit dem Anhänger war weg. Der Schlüssel war verschwunden.

Und die Spieluhr auch.

The legend of the Min family ✓Where stories live. Discover now