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Langsam kehrte Jimin zum Anwesen zurück. Seine Beine waren taub, die Füße schmerzten ihm und sein Arm, mit dem er gegen die Flurwand geknallt war, pochte unerhört. Er trat auf das Grundstück, schritt schwer atmend zur Veranda. »Jimin! Geht es dir gut? Alles in Ordnung?«, hörte er Yoongi hinter sich rufen.

Er lief auf seinen Freund zu, folgte ihm ins Haus. Ihm schien der Schock genauso wie Jimin im Gesicht zu stehen, und auch, wenn der Mensch es nicht sah, zitterte Yoongi tatsächlich ganz schwach. »Mir ist so schlecht, ich kotze gleich.«, keuchte Jimin und zwang sich die Treppen hoch, ehe er ins Badezimmer stürmte und sich über die Kloschüssel beugte. Das Messer fiel auf die Fließen und erzeugte ein lautes Scheppern.

Yoongi wartete im Flur, bis Jimin nicht mehr würgte und jammerte. Der Alkohol tat ihm, gemischt mit dem Adrenalin und der vielen Bewegung, gar nicht gut. Es war so, als würde man seine anti-depressiva mit Vodka einnehmen. Keine gute Kombination. »Geht's wieder?« Yoongi kam rein. Jimin wischte sich mit dem Toilettenpapier über seinen Mund, hockte sich auf den kalten Boden und fasste sich an seine glühenden Wangen.

»Komm her, Yoongi. Setz dich zu mir.«, bat Jimin mit kratziger Stimme und der Geist setzte sich dicht neben seinen Freund. Jimin rückte noch näher an ihn heran, sodass Yoongis Arm bereits in Jimins verschwand. Er brauchte diese Kälte, um runterzufahren. 

»Die Spieluhr ist weg.«, flüsterte Jimin und er hielt sich seinen Bauch, hustete leise. »Sie ist weg und der Schlüssel auch. Jetzt ist alles vorbei. Ich kann euch nicht mehr helfen und dich befreien kann ich auch nicht mehr.« Jimin rieb sich mit seinem Ärmel über die Augen und er schniefte auf. »Das ist alles nur passiert, weil ich unbedingt diesen scheiß Alkohol trinken musste. Ich hätte es bemerkt, wenn jemand in das Haus gekommen wäre und die Spieluhr hätte er niemals in die Finger bekommen können. Aber jetzt- jetzt..«

Yoongi beugte sich zu Jimin und er hob seine Hand an, wollte versuchen, ihm die Tränen von den Wangen zu wischen. Stattdessen bildeten sich kleine Flocken in ihnen und sie frohren langsam ein. Es sah so aus, als würde Jimin Eis weinen. »Es ist nicht deine Schuld, du kannst doch nichts dafür.«

Jimin schniefte, er rieb sich die Flocken von den Wangen, während seine Lippen wegen der Kälte langsam blau wurden. Aber es tat gut, zu frieren. Ihm war nämlich so heiß geworden, dass es kaum zu ertragen war. »Es ist alles meine Schuld, was redest du denn da? Ich bin so, so dumm und versuche meine Sorgen im Alkohol zu ertränken.«, weinte Jimin und er vergrub sein Gesicht in die Hände, zog seine Knie an sich heran.

Yoongi seufzte. Er stand auf, sah zu Jimin herunter, welcher mit einem verheulten Blick zu ihm hoch schaute. Seine Augen waren gerötet und seine Nase lief wegen Yoongis Kälte. »Wir können jetzt so oder so nichts machen, es ist Nachts und der Dieb ist weg.« Auch, wenn es Jimin nicht wahrhaben wollte, nickte er schwach auf diese Worte hin.

»Komm, steh auf und putz dir deine Zähne. Dann machst du dir einen Tee und legst dich hin, okay? Hast du dir nicht diesen neuen Wasserkocher gekauft? Und die Wärmeflasche?« Jimin nickte angeschlagen. Yoongi lächelte und sah ihm dabei zu, wie er auf stand. »Und einen Eimer musst du dir auch an dein Bett stellen, ja? Ich kann dir nicht beim putzen helfen und wenn, würde ich das auch ganz sicher nicht machen.«

Während Jimins Schniefen lachte er leise auf. Yoongi war ja so blöd, dachte er sich.
Jimin ist verliebt?

Er hörte auf Yoongis Anweisungen und schmiss den Wasserkocher in seinem Zimmer an, putzte sich gründlich die Zähne und machte sich einen Tee. Mit aufgefüllter Wärmeflasche und der Tasse setzte er sich in sein Bett und legte das warme Ding auf seinen Bauch. Yoongi setzte sich ans Fußende, lächelte ihn aufmunternd an.

»Das wird schon wieder, ich verspreche es dir. Und wenn wir die Spieluhr nicht wieder zurückbekommen können, dann ist das auch nicht schlimm. Wir bekommen das hin.« Jimin nickte leicht, wärmte seine Hände an der Tasse Tee. Yoongi war so gut zu ihm. Wäre es nach Jimin gegangen, hätte er sich einfach auf dem Badezimmerboden schlafen gelegt und wäre mit denselben Schmerzen aufgewacht, wie er eingeschlafen war.

Aber jetzt saß er da, mit einem Kopf, der langsam leichter wurde und einem Herzen, welches laut und kräftig vor sich hin schlug.
'Ich glaube ich mag dich, Yoongi.'

»Und jetzt schlaf, morgen suchen wir nach dem Hausschlüssel.«

The legend of the Min family ✓Where stories live. Discover now