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17. Dezember 1900

»Sir, ich soll Ihnen das überreichen.« Der ältere Mann erhob seinen Blick von dem Buch, durch welches er gerade noch geblättert hatte und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Haushälterin, welche ihn höflich anlächelte und ihm einen Briefumschlag überreichte. »Danke, Sie können gehen.« Er betrachtete des Kuvert, schmunzelte verächtlich auf als er das Siegelwachs musterte, welches sein Wappen trug. Er wusste, von wem dieser Brief stammte und er hatte nun wirklich kein Interesse daran den Inhalt zu entblößen, um sinnlose Streitigkeiten zwischen der Familie zu vermeiden. Also legte er den Umschlag beiseite, schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf sein Buch.

Er wurde nach einiger Zeit aus seinen Gedanken gerissen, als plötzlich ein leises Klopfen ertönte und ihn dies aufschrecken ließ. Er sah nach rechts, zur gläsernen Tür welche zum Wintergarten führte und erkannte, dass sich jemand außerhalb diesen draußen in der Dunkelheit befand. Seufzend verdrehte der Herr die Augen, erhob sich von seinem Sofa und schritt in den Wintergarten, öffnete dann die gläserne Tür welche einen direkt in den hinteren Garten führte. Der jüngere Mann, welcher von draußen aus geklopft hatte, grinste den Herren an, quetschte sich an ihn vorbei in den Wintergarten und klopfte sich den Schnee von seiner Baskenmütze. »Hast du es gesehen?« Der Ältere schüttelte nur seinen Kopf, schloss wieder die Tür und blickte durch das Glas in den Garten hinaus, welcher von einer ungewohnt hohen Schicht Schnee bedeckt war. Der diesjährige Winter war besonders kalt und schneelastig, was man gar nicht mehr gewohnt war.

»Ich habe kein Interesse daran wieder die Familie in irgendein unsinniges Chaos zu versetzen, nur weil du irgendwas hinterher jagst.«, seufzte der Herr und ging wieder in die Bibliothek hinein, nahm an seinem vorherigen Platz wieder Platz. Der jüngere Mann hetzte ihm hinterher, seine schweren Stiefel ließen den hölzernen Boden knarzen und knacken. »Sei still, die gesamte Familie schläft bereits und ich möchte nicht das sie wegen deinem Getrampel aufwachen.«, zischte der Herr mit leiser Stimme und klappte das Buch zusammen, bettete es auf seinen Schoß. Der andere Mann entkleidetr sich daraufhin von seiner Mütze und dem dicken Mantel, hing diese dann an den Kleiderständer rechts von der Tür, welche in den Wintergarten führte.

»Aber Bruder, diesmal habe ich wirklich eine erschreckende Nachricht für dich. Sie ist wahr, ich schwöre es!« Er setzte sich neben den Herren und zog sich seine ledernde Fingerlinge über seine Hände. Die Handschuhe legte er neben sich auf das Sofa. »Das hast du mir das letzte Mal auch gesagt und dann ging die gesamte Familie auseinander. Ich kann dir nicht mehr in diesen Dingen vertrauen und außerdem weißt du ganz genau das du eigentlich nicht hier sein dürftest.« Der Jüngere nickte nur und wank ab, als würde er sich deswegen keine Sorgen machen. Mit leicht zitternden Fingern durchsuchte er die Taschen seines Mantels und zog ein Bild hervor, welches er sich selber kurz ansah und für einen Moment teuflisch seine Mundwinkel aufzucken ließ. »Dasselbe Bild habe ich dir auch in den Briefumschlag gelegt aber.. sieh es dir doch bitte an wenn ich doch gerade da bin.«

Nur zögernd griff er nach dem Bild, drehte es um und starrte einfach darauf. Der Jüngere von den beiden wartete gespannt auf eine Reaktion, jedoch kam nichts. »Was soll das darstellen?« Der Herr kratzte sich an der Schläfe, sah seinen Bruder an, welcher nur perplex in seine Augen blickte. »Kannst du es nicht erkennen?« Der Mann zeigte auf das Bild, deutete zu den zwei Gestalten welche dort abgebildet waren. »Wer ist das?« Der Herr musste nicht lange überlegen: »Yoongi. Aber was-« »Und das hier?« Die Stirn des Älteren legte sich in Falten. »Hm, ich tippe auf Jong-Hun.« Ein Grinsen legte sich auf die Lippen des Jüngeren. »Korrekt.«

Der Herr bekam plötzlich ein flaues Gefühl in seinem Magen und nachdenklich betrachtete er das Abbildung, welches ihm langsam sehr seltsam vorkam. »Und was tun sie da?« Er schwieg. Er wusste nicht was er sagen sollte. Die beiden jungen Männer auf dem Bild standen sich nur wirklich, wirklich nah aneinander gepresst und es schien so als würden sie- »Wo hast du das her?« Der Jüngere sah den Herren nur unbeeindruckt an und schien so zu tun, als hätte dieser nichts gesagt. »Sie küssen sich.«, antwortete der Jüngere seiner eigenen Frage und erhob sich, stellte sich mit seinen schwarzen Stiefeln vor den Herren. »Yoongi ist..« Der Herr weitete seine Augen, sah hoch zu seinem Bruder, welcher ihm das Bild aus den Händen riss und sich vor beugte. »... eine Missgeburt.«

Der Herr wäre beinahe wutentbrannt aufgestanden und hätte den jüngeren Mann geschlagen, jedoch wurde er an seinen Schultern runter in das Sofa gedrückt und ihm dabei die Möglichkeit genommen Yoongi zu verteidigen. »Yoongi hat Sex mit einem Mann, Gyeong. Er ist nicht mehr klar im Kopf! Wieso tust du denn nichts dagegen?« Dem Herrn fehlten die Worte. Sein Blick fiel auf das Bild in den Händen seines Bruders und er betrachtete schockiert die zwei dunklen Gestalten, welche sich in der Speisekammer des Herrenhauses fest umschlungen und deren Lippen aufeinander gedrückt hatten.

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Irgendwie habe ich dieses Kapitel komplett geschmacklos geschrieben 🤨

The legend of the Min family ✓Where stories live. Discover now