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Es war sehr spät und dunkel draußen, als Jimin durch den Flur schlich und leise das Kaminzimmer betrat, in seiner Hand seine Taschenlampe. Im Hintergrund hörte er die schiefen und lauten Töne des Klaviers, welche in seinen Ohren klingelten und ihn daran erinnerten, was seine Aufgabe war.

Aber dies war nicht die Sache, die ihn wach hielt. Es waren seine Gedanken, weswegen er kein Auge zu bekam. Er hatte sich die letzten zwei Stunden nur im Bett gewälzt, ehe er es dann nicht mehr aushalten konnte. Jimin musste mehr über die Spieluhr erfahren. Im Internet konnte er nichts darüber finden, egal wie tief er grub. Es schien weder ein Artefakt, noch eine verschollene Legende zu sein. Als würde sie eigentlich nicht exsistieren. Als wüsste man nichts davon.

Jimin konnte nicht eher ruhen, bis er mehr herausgefunden hatte. Und wo hätte er eher suchen können, als auf dem Dachboden? Er hätte sich auch durch die einzelnen Bücher im Regal quälen können, Seite für Seite durchblättern, aber er war sich sicher, dass er dort nichts finden konnte. Wer würde schon so wichtige Unterlagen über eine Zeitreisemaschine in einfachen Büchern verstecken?

Er stieg die knarzenden Stufen hoch, öffnete die Tür und beleuchtete den Dachboden mit seiner Lampe. In der Nacht schien diese Umgebung nicht mehr so angenehm, sondern eher düster und verschreckend. Jimin lief zum etwas versteckten Schreibtisch, durchsuchte dort die Schubladen, aber er fand nichts.

Alles was er dort zusehen bekam, waren Unterlagen in verschiedenen Sprachen geschrieben. Auch, wenn diese Hinweise zur Spieluhr hätten, würde Jimin diese ausgestorbenen Schriftarten nicht entschlüsseln können. Also kramte er etwas in den Papieren und Briefen auf dem Schreibtisch herum, jedoch kam er dort zum selben Ergebnis.

Jimin seufzte leise. Er hätte es eigentlich wissen müssen. Gyeong würde es einem nicht so leicht machen und die Lösung direkt unter der Truhe platzieren.
Mit schnellen Schritten ging Jimin durch den Dachboden und betrachtete grob die zugedeckten Dinge um sich herum, ehe er bei dem Gemälde stehen blieb, welchen er und Yoongi sich das letzte Mal angeschaut hatten.

Er zog das Laken runter und strich über die raue Leinwand, ehe er die Taschenlampe erstmal auf ein Möbelstück ablegte und den Rahmen packte. Jimin zog das riesige Gemälde zu sich und legte es langsam zu Boden, sodass sich ihm die Rückseite zeigte.

Das Aufkommen des Gemäldes verursachte einen lauten Knall, von dem Jimin hoffte, dass Yoongi ihn nicht gehört hatte. Er wollte ihn nicht weiter mit seiner Vergangenheit belasten und erstmal selber schauen, was es zu sehen gab.

Er leuchtete auf die Rückseite, welche ihn in einem matten dunkelbraun anleuchtete. Jimin hockte sich runter und betrachtete die Ebene von der Seite. Er entdeckte unten links eine schwache Wölbung, dessen Verursacher sich unter dem dünnen Stoff der Rückseite befinden müsste. Jimin berührte sie vorsichtig, es schien glatt und etwas größer als seine Hand zu sein.

Das Adrenalin rauschte durch seine Adern. Was war das?
Jimin erhob sich schnell, lief die Treppen des Dachbodens runter und betrat sein Schlafzimmer. Er zuckte zusammen, als er eine dunkle Gestalt an seinem Bett stehen sah. Erschrocken richtete er seine Taschenlampe auf sie.

»Yoongi.«, atmete Jimin erleichtert auf und lief zu seinen Rucksäcken, kramte dort nach einem Cuttermesser. »Jimin, wo warst du gewesen?«, sprach der Geist sofort und hockte sich zu seinem Freund runter.

Dieser sah zu ihm hoch, lächelte ihn leicht an. »Ich war nur kurz auf Toilette, alles okay.« Yoongi schüttelte seinen Kopf.
»Wieso lügst du mich an?«

Jimin seufzte schwer. »Ich habe mir Sorgen gemacht. Da hat etwas geknallt und ich dachte- ich dachte dir wäre was passiert.« Yoongi schien sehr besorgt. In seiner Stimme schwang auch ein vorwurfsvoller Hauch mit.

»Yoongi, mit geht es gut.« Jimins Stimme war hart. Er zog das Messer aus seiner Tasche, leuchtete mit der Lampe zur Zimmertür. »Geh bitte, es ist alles in Ordnung.«

Yoongi sah mit großen Augen zum Cuttermesser, dann in das Gesicht seines Gegenübers. »Jimin,.. verletzt du dich selbst?«
Jimin weitete seine Augen.

»Was? Nein!«

Er konnte sich ein genervtes Brummen nicht verkneifen. »Geh, okay? Ich will meine Ruhe haben. Jetzt.«

Der Geist rührte sich nicht.
»Yoongi! Ich will dich jetzt nicht sehen!«

Yoongi sah ihn für einige Sekunden an, ehe er das Schlafzimmer verließ und Jimin wieder aufatmen konnte.

Er blieb noch für wenige Sekunden im Zimmer, ehe er in den Flur schaute und bemerkte, dass das Klavier nicht mehr spielte. Es hatte viel zu früh aufgehört, fiel Jimin auf.

Aber er verschwendete keinen zweiten Gedanken daran und lief wieder zum Dachboden hoch,  hockte sich zum Gemälde runter und schnitt den dünnen Stoff oberhalb der Wölbung auf.

Er schnitt die Öffnung so breit, dass seine Hand rein passte und er griff sein, ertastete tatsächlich etwas. Jimin zog es langsam heraus und er spürte das raue Leder unter seinen Fingern.

In seinen Händen ein Buch, mit der Überschrift ,,Diaboli misica arca — Avaritia magis''

The legend of the Min family ✓Where stories live. Discover now