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Es verging nicht viel Zeit, ehe Jimin seine Vorräte ausgingen und er langsam auch wieder seine Kleidung waschen musste. Dabei hatte er sich so angestrengt, eine neue Waschmaschine zu suchen. Aber natürlich wollte ihm niemand diese liefern, da er in einem Kaff wohnte. Und von dem gruseligen Anwesen wussten die naheliegenden Läden, also konnte er diesen Gedanken direkt wieder verwerfen.

Außerdem hatte Jimin langsam keine Lust mehr auf die Fertiggerichte, von denen er eh nie satt wurde. Er konnte nur noch die Augen verdrehen, wenn sein Magen grummelte und er sich mit den billigen Ramen zufrieden geben musste.

Aber Jimin hatte Hoffnung. Yoongi hatte ihm nämlich erzählt, dass die Küche angeblich nicht von seiner Geisterfamilie heimgesucht wurde. Zwar war Jimin demgegenüber erstmal misstraurisch, da er irgendwie im Gefühl hatte, dass der Geist des Koches dort umherlungern konnte, aber nachdem sie sich zusammen durch den Essbereich und dann in die Küche begeben hatten, schien alles okay zu sein.

Jimin hatte dort erstmal alle Fenster aufgerissen, ebenso auch im Speisesaal, bis ihm dann eine zweite Tür in der Küche auffiel, die laut Yoongi in die Bibliothek führte. Aber dort wollte Jimin definitiv nicht nochmal rein. Er wurde erfolgreich aus diesem Raum vertrieben.

Während Jimin also in den beiden Räumen alles geputzt und gereinigt hatte, kamen tatsächlich die beiden Gärtner zurück, die er fast schon wieder vergessen hatte. Jungkook hatte gefragt, ob alles in Ordnung seie, da er den beiden mehrere Tage hintereinander abgesagt hatte.

Natürlich log Jimin wie gedruckt und meinte dann, dass er erstmal etwas Ruhe brauchte, um sich 'in die neue Umgebung einzugewöhnen' -was offensichtlich ebenfalls eine Lüge war, da er bereits schon über drei Monate in dem Anwesen wohnte. Und sich daran gewöhnen konnte er sich selbst mit bester Mühe nicht.

Jungkook und Jin schlossen dann also ihre Gerätschaften an die Steckdosen an und fuhren mit ihrer Arbeit fort. Jimin derweil packte seine schmutzige Kleidung in seinen Koffer und verließ damit das Haus, lief zur Wäscherei und saß dort die Stunden ab.

Als dies dann erledigt war, brachte er seine nasse Kleidung, eingepackt in Tüten, wieder zum Anwesen zurück, woraufhin er Rio anrief und sie fragte, ob er seinen Kram bei ihr trocknen konnte.

Die Barkeeperin schien wirklich erleichtert ein Lebenszeichen von ihm zu hören, weswegen sie sofort zustimmte und Jimin mit offenen Armen in der Bar begrüßte. Oben, in ihrer Wohnung, schmiss er dann seine Wäsche rein und verabschiedete sich schnell wieder von Rio, da er dringend einkaufen müsse.

Und dann, als Jimin im Einkaufsladen stand und ein paar Batterien in seinen Wagen packte, fiel es ihm auf.

Er war dem gesamten Tag nicht ein mal Taehyung begegnet. Weder bei Rio in der Bar, noch in der Wäscherei oder hier im Laden. Dabei fühlte Jimin sich immer so komisch beobachtet, weswegen er sich manchmal unsicher umschaute, jedoch niemand verdächtigen entdecken konnte.

Jedoch machte er sich nichts draus und erledigte seine Plichten, kehrte mit frischer Wäsche und vollen Taschen zurück zu seinem Zuhause. Drinnen erwartete Yoongi ihn bereits mit einem breiten Lächeln und er fragte Jimin neugierig, was er sich alles gekauft hatte. Jimin war verliebt?

»Ach weißt du,«, meinte Jimin, »da wird dir der Kopf platzen, wenn ich dir jetzt alles zeige.« Sie gingen hoch in sein Zimmer, während Jimin alles auf seinen Platz räumte und Yoongi ihm dabei zuschaute.

Am späten Nachmittag kam wieder der Elektriker vorbei, welcher die Steckdosen in Küche und im Speisesaal anbrachte, genauso wie die Lampen an der Decke. Als der Mann, vielleicht im Alter von Rio, die altmodische Küche erblickte, lachte er nur belustigt und schüttelte seinen Kopf. »Ich würde Ihnen raten, die gesamte Küche zu ersetzen. Die hier ist sicher eintausend Jahre alt.«, hatte er zu Jimin gemeint. 

Das hatte er wahrscheinlich gesagt, weil der große Ofen, der dort stand, nicht ein Ofen aus Jimins Zeit war. Oder wenigstens so einer, mit dem die möchtegern Italiener ihre Pizzen in den Werbungen aufbackten. Es schien so einer wie aus dem Märchen von Hänsel und Gretel, als die Geschwister es geschafft hatten, die Hexe in ihren eigenen Ofen zu sperren und sie zu verbrennen. Mit einer schweren, schwarzen Tür, die stark nach Metall roch und laut beim aufgehen quietschte.

Und ehe Jimin sich versah, war es bereits 18 Uhr und er hockte auf der Veranda, reinigte diese, während die Gärtner unter einem der Bäume hockten und Jimin zusahen. Jin hatte eine Zigarette in der Hand, während Jungkook von seinem Wasser trank.

Sie unterhielten sich ziemlich laut miteinander, weswegen es Jimin möglich war, hin und wieder durch die offene Tür zu linsen, in dessen Türrahmen Yoongi stand. Sie sprachen leise miteinander, damit es nicht so aussah, als würde Jimin Selbstgespräche führen. »Jetzt wirst du endlich nicht mehr so dreckig, wenn dich diese Frau wieder hier liegen lässt.«

Jimin lachte leise. »Wird aber auch mal Zeit, dass ich hier alles weiter putze.« Er hatte nämlich vor, wieder den Wischmob in die Hand zu nehmen und damit durch das ganze Haus zu gehen. Die alte Speisekammer würde er diesmal auch reinigen, da sie –hingegen seiner Erwartungen– komplett leer stand. Keine Regale oder gar verschimmeltes, eingelegtes Fleisch in der Ecke, so wie Jimin es sich eigentlich vorgestellt hatte.

Die Bereiche, die er weg ließ, waren die rechte Hälfte des Hauses und die Bibliothek. Wenn der Spuk ein Ende hatte, würde er sich dann auch darum kümmern. Oder eben auch nicht.

»So, wir sind fertig für heute.«, lächelte Jin und trug mit seinem Kollegen ihre Gerätschaften in den Wagen. »Wenn es geht, kommen wir morgen wieder vorbei. Dann können wir auch schon mit dem Hintergarten anfangen.« Zufrieden ließ Jimin seinen Blick über den Vordergarten wandern. Die toten Büschel waren weg und das graue Gras war runter gemäht worden. Alles schien wieder ordentlich und so, wie es sein sollte.

»Danke, Leute. Wenn ihr wollt, könnt ihr morgen früher kommen.« Somit verabschiedeten sie sich und wenig später stand Jimin alleine an dem Haus, mit Yoongi an seiner Seite.

»Okay, weiter gehts!«

The legend of the Min family ✓Where stories live. Discover now