015

317 48 4
                                    


»Wie es aussieht müssen wir vorerst nichts bezüglich des Stroms machen.« Jimin lehnte sich an die Hauswand und sah den Männern dabei zu wie sie im großen Stromkasten außerhalb des Hauses umher hantierten. Eigentlich hatte Jimin gedacht das sie in das Haus gehen mussten um dort jeden Raum unter die Lupe zu nehmen was die Strom- und Wasserleitungen anging aber aus welchem Grund auch immer weigerten sie sich konstant das Herrenhaus zu betreten. »Und warum sehe ich keine Steckdosen oder Lichtschalter?« Einer der Elektiker kratzte sich am Kopf und zuckte mit den Schultern. »Man hat sie sicher entfernt oder übertapeziert. Oder auch mit diesem runden Deckel geschlossen, weswegen Sie sie nicht sehen können.« Er kritzelte auf seinen Papieren herum und sah dann zu Jimin. »Wir liefern Ihnen in den nächsten Tagen die Steckdosen und die Schalter in der Durchschnittsgröße die man damals so benutzt hatte. Sollte es nicht passen senden Sie uns per E-Mail die genauen Maßen und wir bringen Ihnen neue.«

Jimin kniete auf dem Boden im Schlafzimmers, tastete die Wände ab und versuchte ein Zeichen von den offenen Stromleitungen zu finden. Einen Vertrag bei einem Stromanbieter hatte er bereits beantragt und in spätestens einer Woche sollten dann die Lichter funktionieren. Er war froh das seine Eltern momentan alle Kosten trugen, denn sonst würde sein Bankkonto im Minusbereich stehen und das konnte er sich nicht antun. Jimin schob mit Ach und Krach den riesigen Schrank etwas von der Wand weg, schaute hinter diesen und verzog angewidert sein Gesicht. Der hintere Teil des Schrankes war übersät mit dicken Spinnenweben und so schmutzig, dass er es nicht wagte die Wand nach den verdeckten Stromanschlüssen abzusuchen.

»Was suchst du da?« Jimin schrie erschrocken auf, zuckte zusammen und drehte sich schwungvoll um. Im Türrahmen stand jemand. Der Student erkannte das Gesicht, die dunklen Augen der Person. Aber diesmal war seine Gestalt nicht schemhaft und schwarz, sondern milchig und etwas transparent. Er wirkte wie ein ganz normaler Mensch, nur eben.. durchsichtiger. »Du- du schon wieder!«, quietschte er panisch und sah sich hastig um, griff nach dem Nächstbesten an das er herankommen konnte: eine Plastikflasche. Jimin sah den Geist drohend an, richtete den unteren Teil der Flasche auf ihn wie ein Schwert. Wie ein sehr, sehr stumpfes Schwert das nicht aus Eisen bestand. »Ich warne dich! Wenn du näher kommst schlage ich dich damit!« Der Geist hob seine Hände, sah Jimin unbeeindruckt an. »Du willst mich also schlagen, ja?«

Jimin nickte wild. »Ja, das will ich! Ich mach dich platt!«
»Also willst du ...einen Geist schlagen?« Jimin hielt inne. Langsam ließ er die Flasche sinken und schwieg dann. Ja, Jimin wollte einen Geist schlagen. Jemanden, der tot war und eigentlich gar nicht so vor ihm stehen dürfte. Er hatte in dem Moment wohl vergessen wie man logisch dachte und hatte gehofft ihn damit verjagen zu können. Der Fremde näherte sich Jimin langsam, welcher nur zurück trat und sich etwas die Hände vor das Gesicht hielt. »Was willst du denn jetzt schon wieder von mir? Ich mach doch gar nichts!« Der Geist blieb vor ihm stehen, hob seine Hände an und legte eine von ihnen an Jimin's Stirn. Er spürte eine eisige Kälte an seiner Haut und eine große Panik durchzog seinem Körper, als er wieder an diesen einen Albtraum zurückdachte. Diese kalten Fingerspitzen, welche über seine Haut gestrichen hatten.

»Du bist ja knallrot.«, staunte der Geist und Jimin spürte die Kälte seine Wangen hinunter wandern. Er verspürte nicht eine Berührung des Fremden, es fühlte sich nur so an als würde man einen Eiswürfel an seine Haut drücken. Er empfand nicht den leichten Druck der Finger, sondern nur die Kälte. »Ja, rot vor Wut!«, fauchte Jimin entsetzt und wich zurück, weg vom Geist. Hastig griff er wieder nach seiner Flasche, während seine Hand zitterte. Er bewegte sie in die Richtung des Geistes, sah dabei zu wie sie einfach durch ihn hindurch ging, als wäre er gar nicht da. Und plötzlich wich die Angst aus ihn und er betrachtete fasziniert die Flasche, in dessen Wasser sich innen drinnen langsam kleine Eiskristalle bildeten, an den Stellen wo sie durch den Geist hindurch gingen.

Dieser sah stumm an sich herunter, ließ Jimin einfach machen und regte sich nicht. Mit großen Augen zog der Student die Flasche zu sich, stellte sie auf den Boden und streckte dann seine Hand aus. Seine Finger glitten durch den Körper hindurch und sie wurde sofort von einer Kälte wie im Winter umgeben. »Kannst du mal aufhören mich zu betatschen?«, hob der Geist eine Augenbraue und folgte Jimin's Bewegungen. »Das kannst du doch eh nicht spüren.«

The legend of the Min family ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt