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Mittwoch 26.02.205; 07:43 Uhr

Es ist ungewöhnlich grell als ich aufwache. Sonnenstrahlen kitzeln meine Haut. Ich drehe mich um und ziehe mir meine Decke über den Kopf. „Es ist viel zu hell!", beschwere ich mich bei meiner Mutter. „Zieh die Rollo gefälligst wieder runter!", maule ich weiter. Das konternde Gegenargument, das der Tag doch schon begonnen hätte, und das ich doch so viel mehr erledigen könnte, wenn ich früh aufstehe, bleibt aus. Genervt mache ich es mir noch einmal gemütlich unter meiner Decke. Doch da stocke ich und halte einen Moment inne.

Warte was?! Meine Mutter ist doch heute außer Haus!

Wie vom Blitz getroffen drehe ich meinen Kopf in Richtung Uhr. Viertel vor acht zeigt sie mir an.

Shit! Ich habe vergessen mir gestern Abend den Wecker zu stellen, und habe total verschlafen!

Schneller als gedacht sitze ich aufrecht im Bett. Ich schlage meine Decke beiseite und springe auf. Zeit um mich frisch zu machen bleibt mir nicht. Ich greife noch nach den erst besten Klamotten und bekleide mich auf dem Weg nach unten ein. Doch erst in der Küche bemerke ich, dass ich zwei verschiedene Paar Socken trage, als auch dass ich mein T-Shirt falsch herum angezogen habe. Bevor ich aus dem Haus eile, stecke ich mir noch das letzte Stück Brot in den Toaster und streife mir meinen Schulblazer über. Beinahe hätte ich die Schatulle, über welche ich mir die letzte Nacht den Kopf zerbrochen habe, vergessen. Also haste ich zur Kommode rüber und muss erst einmal kräftig durchatmen, bevor ich sie aufmache. Der Moment auf den ich schon so lange gewartet habe ist endlich gekommen. Schon als ich klein war, habe ich in die Schublade geschielt, als mein Vater mal nicht her sah. Doch sobald ich die Schachtel öffnen wollte ermahnte er mich dies lieber zu lassen. Er drohte mir immer damit, dass ich sonst meine Lieblingsserie nicht schauen durfte. Bei dem Gedanken an ihn schleicht sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen ohne dass ich es bemerke. Doch dieses Mal ist es anders.

Ich fahre das Muster welches die Schatulle verziert behutsam nach. Schlangenfiguren winden sich nur so über das hochwertige Holz.

Der Gedanke dass die Zeit drängt lässt mich dann doch nicht allzu lange überlegen. Ich öffne behutsam und vorsichtig die Box. In ihr befinden sich ein Armband, ein Medaillon und ein kleiner Dolch. Ebenfalls entdecke ich einen kleinen zusammengefalteten Zettel. Ihn stecke ich mir zuallererst in die Schultasche. Ich werde ihn mir nachher durchlesen. Von dem Armband hatte mir meine Mutter bereits erzählt. Es soll die damals zu Beginn der neuen Regierung modernste Technik darstellen, und verrät mir ab meinem 18. Geburtstag mein Zielobjekt. Sorgfältig lege ich es mir um mein Handgelenk. Zu meinem Erschrecken schnallt es sich sofort fest. Ich versuche es mit aller Kraft wieder abzunehmen, doch vergeblich. Letztendlich gebe ich es auf, bemerke aber stattdessen einen kleinen Knopf an der Unterseite. Ängstlich was passieren würde drücke ich auf ihn. Ein Flackern erscheint vor meinen Augen. Es ist so hell, das ich zunächst die Augen zukneifen muss. Blinzelnd blicke ich in das hologramartige Gesicht eines älteren Herrn. Daneben entdecke ich den Namen sowie das Alter.

Jake Luke Köffler also, siebzig Jahre alt.

Interessiert beäuge ich ihn weiterhin. Als ich mir im Groben und Ganzen seine Gesichtszüge eingeprägt habe, ich meine man kann ja nie vorsichtig genug sein, drücke ich erneut den Knopf, auf der Unterseite des Armbandes, und das Gesicht verschwindet.

Der Schaft des Dolches hat ein Zeichen eingraviert, welches mir sofort ins Auge fiel. Dabei handelt es sich um ein Quadrat mit einem Kreis in der Mitte. Während ich die Waffe in meiner Hand wende, ist es sogar möglich mein eigenes Spiegelbild erkennen, so sehr glänzt die Klinge. Um mich nicht an ihr zu verletzten, stecke ich den Dolch behutsam in seine Scheide zurück, und packe ihn in meine Schultasche ein. Natürlich nur für den äußersten Notfall. Ist ja selbstverständlich.

Als ich das Medaillon betrachte fällt mir auf dass, auf dem Deckel der Vorderseite genau dasselbe Symbol wie auf dem Dolch abgebildet ist. Ob das eine Bedeutung hat? Außerdem scheint die Kette relativ alt zu sein. Eine schwarze Patina, überzieht bereits die einst silberglänzende Oberfläche. Kleine rote Steinchen verzieren den Rand außen herum. Heutzutage würde man so ein Schmuckstück nur in einem Antiquitätengeschäft erwerben können. Vielleicht handelt es sich um ein Familienerbstück? Wie auch immer, ich werde Mum nachher danach fragen. Ich nehme den aus Silber gearbeiteten, Schmuck ebenfalls heraus und höre ein leichtes Klimpern. Interessiert was sich im Inneren des kleinen Behältnisses befindet, versuche ich es zaghaft zu öffnen. Doch ohne Erfolg. Nun etwas mehr Gewalt aufwendend, bin ich schon fast dabei das Ding aufzubrechen. Aber da ich den Anhänger ja nicht ruinieren will, belasse ich es dann doch dabei.

Achtsam hänge ich sie mir um. Schleunigst laufe ich in Richtung Flur, und betrachte mich für einen Moment im Spiegel. Das Sonnenlicht das durch das Fenster in der Diele herein fällt bricht sich in den kleinen Steinen des Anhängers. Sie glänzen und glitzern in den verschiedensten Farben.

Ich begutachte mich noch ein letztes Mal im Spiegel, bis ich die Nase rümpfe. Was riecht hier nur so verbrannt?

Shit! Ich habe das Brot im Toaster ja mal komplett vergessen, ich Vollidiot!

So schnell es geht, sprinte ich in die Küche, schalte den Toaster ab, und stelle fest dass mein Frühstück nun ungenießbar ist. Also wandert es zu meinem Bedauern im hohen Bogen in den Mülleimer. Ich will mir ja schließlich nicht den Magen verderben. Schnell schultere ich mir noch meinen Rucksack und mache mich auf den Weg.

Schlussendlich verlasse ich mein Heim mit einem riesigen Hunger, als auch zwei verschiedenen Socken, schwer bewaffnet und viel zu spät.

Trust no AssassinWhere stories live. Discover now