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Freitag 02.05.2052; 17:47 Uhr

Auch wenn bisher nur ein paar Minuten vergangen waren, seitdem Ethan mich hoffnungslos zurückließ, fühlt es sich für mich wie Stunden an, welche sich bis in die Unendlichkeit zu erstrecken scheinen. Fragen über Fragen überschlagen sich in meinen Gedanken, während ich mir den Kopf zerbreche, um die passenden Antworten zu finden.

War es Ethan der gegen Liem kämpfte? Doch warum sollte er gegen ihn kämpfen wollen? Ist es etwa wegen... Aber wie war es ihm möglich wie er auszusehen. Er hat doch wohl...!

Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen.

„..keinen Katyros vom Staat bekommen haben?", wage ich es die Worte auszusprechen. Nicht mehr als ein Hauchen kommen sie über meine Lippen.

Da kommt mir das Gruppenbild von 2030 in mein Gedächtnis. Das, auf welchem meine Oma, Jackson und Ethans Opa abgebildet sind.

Wie konnte ich nur so blind sein? Es lag doch alles offen auf der Hand!

Von mir selbst enttäuscht massiere ich mir meine Stirn. Ich habe das Gefühl, dass mein Kopf wortwörtlich genommen, bereits raucht.

Doch, wenn er das Aussehen von Anderen annehmen kann, würde das heißen, dass er wie Ayla es bereits erwähnte ebenfalls für die Morde in der Schule verantwortlich ist. Unser Geschichtslehrer und auch Aaron. Meine Gedanken wandern zu dem Gespräch von uns beiden.

Das würde also bedeuten ich hätte in Wirklichkeit nicht mit Aaron, sondern mit Ethan gesprochen. Und zwar über die Beziehung zwischen Liem und mir...

Auch das 1. Treffen zwischen mir und Ayla auf der Mädchentoilette. Dann muss es er gewesen sein. Schließlich reagierte sie recht merkwürdig als ich sie bei unserem 2. Treffen darauf ansprach.

Damals wollte sie, ... nein er, mein Medaillon haben. Ist es das was er meinte als er sagte, er hätte noch etwas zu erledigen? Sich mein Medaillon zu holen? Von Jackson? Doch wozu sollte er die Pille gebrauchen?

Zögerlich taste ich meinen dröhnenden Kopf ab, um sicher zu gehen, dass ich mir auch keine ernst zu nehmende Verletzung durch den Fall zugezogen habe. Nachdem ich mich versichert habe, dass Alles in Ordnung zu sein scheint, versuche ich mich vorsichtig aufzurichten, nur um gleich darauf ins Wanken zu geraten. Zischend stütze ich mich an der Wand ab, meinen Blick auf den Boden gerichtet. Geschwächt sacke ich an der Wand zusammen, als mir mit einem Mal wieder schwarz vor Augen wird.

Langsam als ich mein Bewusstsein zurückerlange, beginne ich die kühle Luft, welche meine Lunge zögerlich füllt, und zwei wärmende Arme um mich herumgeschlungen, zu spüren.

Erst jetzt werde ich mir meines viel zu flachen Atems bewusst. Panisch weiten sich meine Augen, während ich verzweifelt nach Luft schnappe. Hustend fahre ich auf. Unterdessen realisiere ich, dass ich mich offensichtlich nicht mehr in dem Raum befinde, in dem man mich mir allein überließ. Zudem bemerke ich ebenfalls, dass ich den Boden unter den Füßen verloren habe. Erschrocken wandert mein Blick nach oben, um in das Gesicht meines Retters zu blicken. Verwirrt klammere ich mich an sein noch feuchtes T-Shirt, während meine Gedanken Purzelbäume schlagen.

„Ein Glück. Du bist wach.", stellt er mehr oder weniger fest. Seinen Blick verkrampft in die Ferne gerichtet. Den Kloß welcher in meinem Hals steckt, versuche ich verzweifelt herunterzuschlucken. Es ist Liem, der mich in seinen starken Armen hält und mit schnellen Schritten einen Flur nach dem Anderen, fast schon gehetzt, entlang läuft.

Aber, ist es auch wirklich Liem?

Den Gedanken bei Seite geschoben schüttele ich den Kopf.

Es muss Liem sein. Warum sollte Ethan zurückkommen, nachdem er mich mir alleine überließ?

Ängstlich richte ich meinen Blick auf die Verletzung welche ihm von Ethan zugefügt wurde. „Deine Wunde..." „Meine Wunde?", frägt er abwesend. „Na die." Vorsichtig wandert meine Hand zu der Stelle, an der sein Oberteil den Farbton seines Blutes annahm. „Ach die. Halb so wild."

Zweifelnd ziehe ich eine Augenbraue bis zum Haaransatz hoch.

Meine nun in rot gefärbte Hand betrachtend, stelle ich die nächste Frage, welche in meinem Kopf umher spukt.

„Wie hast du mich gefunden?" Aus dem Augenwinkel bemerke ich wie sich sein Kiefer anspannt. „Erkläre ich dir später. Zunächst einmal müssen wir aus dem Gebäude herausfinden. Noch ist die Gefahr nicht gebannt", beginnt er zu erklären. „Deine Verfassung ist außerdem ebenfalls nicht die Beste." Erst jetzt realisiere ich das die Wunde an meiner Stirn wieder aufgeplatzt sein muss.

Sein Blick senkt sich für einen kurzen Moment, in dem er mich besorgt mustert. „Was hat er mit dir angestellt?", entgegnet er mit einer Gegenfrage.

Meine Gedanken wandern wieder zurück. Zurück zu Jackson. Zurück zu Ethan und seiner Offenbarung.

„Später.", gebe ich hauchend von mir. Verständnisvoll nickt er.

Die Sorgen, den Gedanken dass auch Liem, mein Liem, von mir hätte gehen können, abschüttelnd, sacke ich erschöpft in mir zusammen. Froh, dass ich gehalten werde, schmiege ich mich enger an ihn. Seine Körperwärme mit meiner vereinend.

Nein, noch nicht. Noch kann ich ihn nicht aufgeben!

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