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Freitag 02.05.2052; 16:35 Uhr

Es ist Nachmittag als Liem und ich uns nach der Schule auf direktem Weg zum Keesinger Platz inmitten der Innenstadt begeben. Vor uns ragen unzählige Hochhäuser empor. Solche wie ich sie noch nie in meinem Leben zuvor gesehen habe. Edel, glänzend und hochwertig in den verschiedensten Formen mit den modernsten Technologien und Architekturen wurden diese errichtet. Umringt von der Natur. Der pure Luxus.

Gerade eben stehen wir vor dem bemerkenswertesten und auffallendstem Gebäude am Platz, welches in grellem weiß hervorsticht und geradezu in den Wolken zu verschwinden droht. Liem scheint meinen erstaunten Blick deuten zu können: „Das ist Mororas bedeutendstes Regierungsgebäude. Es wurde extra für den Präsidenten gebaut, weshalb dort Sicherheit groß geschrieben wird. Allein die Wände dort bestehen aus stabilstem Titanium."

Überwältigt fahre ich die Konturen des Gebäudes mit meinen beiden Augen ab.

„Vergiss nicht deinen Mund wieder zu schließen Phoebe.", erinnert er mich amüsiert.

Im Gegensatz zu mir, ist Liem diesen Anblick gewohnt, nachdem er jeden Nachmittag hier verbringt auf der Suche nach Ray Kobayashi. Heute hatte ich ihm angeboten bei der Suche zu helfen, als er meinte, dass seine Schwester heute nicht könne. Doch musste ich Alles an meiner vorhandenen Überzeugungskraft aufwenden um ihn davon zu überzeugen, dass dies eine gute Idee ist.

„Jaja..", gebe ich geistesabwesend von mir als ich spielerisch versuche Liem einen Knuff in die Hüfte zu verpassen.

Mein Blick schweift hinüber zu einem ebenfalls luxuriös aussehenden Gebäude. Menschenmassen sind gerade dabei aus den riesigen Türen hinein und hinaus zu strömen. Liem scheint meinen fragenden Blick zu deuten. „Das ist Mororas größte Einkaufszentrum.", klärt er mich auf und deutet mit einem Nicken auf die andere Seite des sich ewig erstreckenden Platzes.

Mororas größtes Einkaufszentrum?

„Willst du es dir von innen anschauen?" Kurz zögere ich, immer noch magisch von dem Anblick angezogen. „Wenn schon, denn schon.", gebe ich nun als Antwort und setze mich in Bewegung.

Angestrengt versuche ich mich durch die immer dichter werdende Menge an Leuten hin durchzuschlängeln. Teuer riechende Parfumgerüche steigen mir in die Nase.

Während ich dem Gebäude immer näher komme, wirkt es von Schritt zu Schritt immer prunkvoller und größer. Bis ich meinen Kopf in den Nacken legen muss um den Wolkenkratzer im Himmel verschwinden zu sehen. Meinen Gedanken nachhängend, blende ich alle Geräusche, als auch Konversationen der Menschen um mich herum aus. Bis ein lautes merkwürdiges Geräusch zu mir hindurch dringt. Verwirrt blicke ich mich um. Liem steht hinter mir und scheint ebenfalls das Geräusch nicht ganz deuten zu können. Doch sind wir hierbei nicht die Einzigen. Als ich einen haschen Blick um mich werfe, bemerke ich, dass alle Schaulustigen in ein und dieselbe Richtung blicken. Ein Geraune geht durch die Menge. Wir wechseln alle einen skeptischen Blick, bis erneut ein nicht zuordnungsbares Geräusch aus genau der Richtung ertönt aus der wir dies davor ebenfalls vermuteten. Aus genau der Richtung, in der das edle, glänzende und hochwertige Regierungsgebäude hoch in Richtung Himmel ragt. Doch auffallend ist, dass das Geräusch dieses Mal deutlich vernehmbar war. Das Geraune, welches gerade noch durch die Menge ging, ist nun verstummt, alle blicken neugierig und mit Argwohn empor.

Doch zusehen bekommen wir schlussendlich etwas total Unerwartetes.

Unsere Sicht wird in ein gleißend helles Licht getaucht, worauf ein ohrenbetäubend lauter Knall folgt.

Reflexartig zucke ich zusammen und halte mir die Arme schützend über. Bis sich ein stechender Schmerz in meinem Kopf bemerkbar macht. Auf welchen ein schriller Laut folgt, der immer und immer wieder dort wiederhallt. Meine Umgebung nehme ich kaum wahr, als ich krampfhaft versuche mich aufzurichten. Zischend halte ich mir den Kopf, während ich alles nur verschwommen wahrnehme und orientierungslos in die Richtung, in der Liem bis gerade eben noch stand, zusteuere.

So langsam erkenne ich vage Umrisse von Gestalten, welche hektisch umherlaufen. Doch eine riesige Staubwolke und das immer noch andauernde Fiepen, vernebeln meine Sinne.

Plötzlich schließen sich zwei kräftige Arme um meine Taille. Panik steigt in mir auf.

„Shh, ich bin's."

Diese familiäre Stimme würde ich immer und überall wiedererkennen, und wenn sie noch so leise zu mir hindurchsickert.

Nun sicherer fühlend versuche ich hinter seiner standhaften Brust Schutz zu suchen, da ich selbst noch nicht ganz weiß was gerade passiert ist.

Doch als ich gerade wieder dabei bin zu Sinnen zu kommen, ertönt ein markerschütternder Schrei. Angstverzerrt blicke ich zu Liem auf, aber auch er schaut sich verbissen in der Gegend um. Während er mich von Sekunde zu Sekunde noch näher an sich zieht.

„Liem.., was ist hier los?", frage ich fast schon ängstlich. Als er seinen Blick abwendet und seine Aufmerksamkeit auf mich richtet, sehe ich wie seine Mundwinkel nach oben zucken. Doch sein aufgezwungenes Lächeln, kann die Verwirrung in seinem Gesicht nicht ganz verdecken.

„Alles ist okay.", sagt er während seine Hand sanft auf meine Wange legt und sie beruhigend anfängt zu streicheln. Trotz alldem verfestigt sich mein panischer Gesichtsausdruck von Moment zu Moment. „Es ist gleich vorbei."

„Nein, ist es nicht.", entgegne ich wispernd. „Es hat gerade erst begonnen."

Trust no AssassinWhere stories live. Discover now