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Freitag 25.04.2052; 17:30 Uhr

Geschockt reibe ich meine Augen. Meine Wangen fühlen sich taub an, als alles Blut aus ihnen wich.

Ich glaubs ja nicht! Was macht die hier?

Die verwirrenden Erinnerungen an heute Vormittag kommen alle wieder hoch. Reflexartig versuche ich mich hinter dem Tisch kleiner zu machen um unsichtbar zu wirken. Doch vom Gefühl her würde ich sagen sie hat mich sowieso noch nicht entdeckt. Das mir unbekannte Mädchen blickt auffällig nach links dann nach rechts, bis sie sich gewandt der dunklen Gasse zuwendet, um in ihr zu verschwinden. Überrascht blicke ich ihr hinterher, als ich ihren trüben Blick sehe, nachdem sie sich recht verdächtig noch einmal umblickt.

Der Drang ihr zu folgen und der Wunsch nachzufragen was das heute Vormittag sollte kommen auf einmal in mir auf. Geschickt angele ich das passende Geld für das Wasser und den Tee aus meinem Portemonnaie, klemme es unter die Untertasse, suche meine 7 Sachen zusammen, und verschwinde rasch aus dem Laden. Das Letzte was ich höre ist ein kleines Glöckchen das zur Verabschiedung klingelt.

Sobald ich ebenfalls die unheimlich wirkende Seitenstraße betrete kommen ein mulmiges Gefühl und das Bedrängnis wieder umzukehren in mir auf. Ich schlucke schwer.

Unauffällig versuche ich um die Ecke zu blicken, und siehe da. Ungefähr 10 Meter weiter bemerke ich die unverkennbar schmale Silhouette von ihr. Schnellen Schrittes schreitet sie voran, dennoch scheint sie sich in Sicherheit zu wiegen, denn umdrehen tut sie sich kein einziges Mal. Gekonnt versuche ich Schutt und Geröll, welches auf dem Boden liegt, aus dem Weg zu gehen um Geräusche zu verhindern. Auch das Atmen versuche ich zu vermeiden. Wer weiß, vielleicht hat sie ein genauso gutes Gehör wie Liem.

Nach ungefähr 10 Minuten haben wir bestimmt schon 30 Abzweigungen genommen und sind mitten im 5. Sektor untergegangen. Mein Plan war es eigentlich sie zu fragen warum genau sie mein Medaillon wollte, doch irgendwie bringe ich jetzt den Mut nicht auf aufzuholen und sie darauf anzusprechen. Doch Umkehren und den Weg aus dem Labyrinth von Gebäuden zu finden kommt auch nicht infrage. Denn zurück würde ich ums Verrecken nicht ohne mein Handy schaffen. Nur zeigt dieses mittlerweile eine nur noch geringe Prozentzahl an Akku an.

In Gedanken versunken hatte ich kurz nicht aufgepasst und das verdächtig auffallende Mädchen aus den Augen verloren.

Ich beeile mich zu der Stelle aufzuholen, an der ich sie das letzte Mal sah. Doch auch von hieraus sehe ich sie nicht.

Es ist eine Sache sie aus den Augen verloren zu haben, doch dass ich jetzt nicht mehr Nachhause finde bevor es stockdunkel ist, ist eine Andere.

Panisch blicke ich um die eine Ecke, dann um die andere. Nichts. Hektisch laufe ich ein wenig weiter bis ich auf einen kleinen Hinterhof komme. Augenblicklich bleibe ich stehen und verstecke mich hinter einem Stromkasten als ich eine schwarze Silhouette im Schatten erblicke.

Ist sie das?

Ich verenge meine Augen zu Schlitzen um genauer erkennen zu können um wen es sich handelt. In genau derselben Sekunde ertönt eine Durchsage, welche ankündigt, dass in ungefähr 10 Minuten der Dimmer der Kuppel Mororas einsetzt. Es war der Moment, in dem die Person vor mir, welche ich für die Unbekannte hielt, empor blickte und dessen Gesicht von einem aufleuchtenden Schwebelicht bestrahlt wurde. Mir stockt der Atem, als die Person vor mir sich zum Schutz der plötzlichen Helligkeit die Hand schützend vor die Augen hält. Denn es ist gewiss nicht der Rotschopf welcher vor mir steht, sondern jemand komplett anderes.

Fluchend zischt er auf.

Wie ist das möglich?

In seinen grünen Augen spiegelt sich das gelbliche Licht als er die Hand runternimmt.

Wie kann es sein?

Seine dunkelblonden Locken fallen ihm locker ins Gesicht.

Wie kann es sein, dass es er ist?

Genervt schiebt er sich diese hinter seine Ohren, wodurch sein markantes Gesicht zum Vorschein kommt.

Ethan.

Trust no AssassinWhere stories live. Discover now