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Samstag 19.04.2052; 11:03 Uhr

Am darauffolgenden Tag entscheide ich mich dazu unserer Stadtbibliothek einen weiteren kleinen Besuch abzustatten. Denn mir geht diese eine Telefonnummer einfach nicht mehr aus dem Kopf. Nun ist es mein Plan die Bibliothekarin, welche mir den Zettel gab, zu fragen, was genau es mit dieser auf sich hat.

Als ich die Tore durchschreite und geradewegs den Tresen ansteuere, muss ich zu meinem Missfallen feststellen, dass es sich nicht um dieselbe Bibliothekarin wie vom letzten Mal handelt.

„Entschuldigen sie bitte. Dürfte ich nachfragen wer normalerweise donnerstags den Empfangstresen besetzt?" Kurz desorientiert blickt auch sie mich durch ihre Rundglasbrille an. Rückt diese rasch zurecht und räuspert sich ausgiebig. Bis sie es schafft zu einer verständnisvollen Antwort anzusetzen.

„Ahh sie müssen Frau Giebel meinen."

„Äh ja, gut möglich. Ist diese den gerade anzutreffen?"

„Nein, da muss ich sie leider enttäuschen." Heute hat sie einen ihrer freien Tage in der Woche.", meint sie mitleidig und schüttelt ihren Kopf bis sie sich wieder ihren Ernährungs-berater-zeitschriften zuwendet.

Ein hörbares Seufzen entfährt mir.

Und wieder bin ich einen Ticken schlauer geworden.

Verbissen blicke ich den Zettel an, fast so als würde er mir auf die Art und Weise erzählen was sich hinter der Nummer verbirgt, zerknülle ihn und stecke ihn zurück in meine Jackentasche.

Ich wollte mich gerade auf den Nachhauseweg machen, da fällt mir ein ich könnte doch auch meine Möglichkeit nutzen, wo ich schon einmal hier bin, und die Weiten der Bibliothek nutzen um meine Neugierde zu befriedigen, etwas über Liems Eltern ausfindig machen zu wollen.

Auf dem Absatz kehrt gemacht, schärfe ich meine Augen auf der Suche nach einem freien Computer.

Am Ende der Halle kann ich einen unbesetzten Platz ausmachen. Schleunigst begebe ich mich dorthin bevor mir jemand anderes zuvorkommt.

Mein Suchbegriff 'Politiker Brown' ist schnell eingetippt. Nach minutenlangem auflisten von Ergebnissen, klicke ich mich grob durch.

Doch rasch stelle ich fest, dass es in keinem der mir vorliegenden Texte um einen Politiker Namens Brown geht. Kurz verwirrt gebe ich nur Brown in die Suchmaschine ein. Doch auch hier stellt sich meine Suche als ein Fehltritt heraus.

Ein unergründlicher Blick macht sich auf meinem Gesicht breit.

Warum zeigt sich eine Fehlanzeige nach der anderen?

Unkontrolliert verschnellert sich mein Atem merklich.

Ich schließe meine Augen für einen langen Moment und schaue dann hilflos an die Decke.

Sein Gesicht kommt mir in den Sinn. In den markanten hohen Wangenknochen liegt ein tief liegender Schatten. Ebenso auf seiner Stirn. Das mir familiäre schiefe Grinsen aufgelegt. Seine tiefe und feste Stimme ruft meinen Namen.

Mir wird blass um die Nase.

Warum? Soll das ein schlechter Witz sein?

Schnell schlage ich mir das Trugbild aus dem Gedächtnis.

Kalter Schweiß läuft mir den Rücken hinunter.

Ich versuche Ruhe zu bewahren.

Nachdem ich die Tabs geschlossen habe, mache ich mich nochmals auf den Weg in Richtung Empfangstresen.

Die Dame von eben, hat nun von ihren Ernährungs-berater-Zeitschriften zu einem Die-besten-Anmachsprüche-2052-Magazin gewechselt.

„Entschuldigen sie bitte nochmals. Aber kennen sie Politiker mit dem Nachnamen Brown." frage ich sie dieses Mal um einen großen Ticken steifer. Ohne überhaupt erst aufzublicken antwortet sie vertieft in ihr Magazin: „Nein nein, nein.", und deutet mir mit wedelnder Hand an endlich die Fliege zu machen.

Draußen auf der Straße ist die Hölle los. Der größte Trubel überhaupt. Überall Leute die es eilig haben und telefonieren. Doch die Telefonate der um mich herumbewegenden Menschen gleiten gänzlich an mir vorbei, als ich die Türen der Bibliothek öffne. Kalte Luft strömt mir entgegen. Ich nehme einen tiefen Atemzug, in der Hoffnung dass er meine Nervosität lindert. Leider vergebens. Lautsprecher verkünden ohrenbetäubend laut, dass es in ungefähr einer Stunde Regen geben wird. Auch der Verkehr ist nicht zu überhören. Dröhnendes Hupen der E-Buse dringt an meine Ohren. Plötzlich werde ich von einer breiten Schulter angerempelt. Gekonnt ignoriert laufe ich immer weiter geradeaus. Hinter mir höre ich noch die unüberhörbare Beschwerde, woraufhin ich doch noch eine Entschuldigung vor mich her murmele.

Allerdings ist dies nebensächlich.

Will ich wirklich die Wahrheit über diese Lüge wissen? Warum hat er überhaupt gelogen? Warum hat er mich angelogen? Habe ich mich doch in ihm getäuscht?

Angespannt zücke ich mein Handy und wähle die Nummer von Liem.

Nichts.

Er geht nicht ans Telefon.

Jedoch geht er auch nach dem 3. Mal nicht ran und das Piepen des Anrufbeantworters scheint kein Ende zu finden.

Shit.

Trust no AssassinWhere stories live. Discover now