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Freitag 02.05.2052; 17:15 Uhr

Mit einem lauten Rums drückt die Liem ähnlich sehende Person eine große bereits angelehnte Glastür auf, und zerrt mich ohne weitere Mühen in den dahinterliegenden Raum.

Abrupt lässt er von mir ab, um mich daraufhin mit voller Wucht weiter in den Raum zu drängen, bis ich unsanft auf die Knie gezwungen werde. Erbittert drehe ich mich zu ihm um, nur umzusehen, dass er sich bereits wieder von mir abgewendet hat. Meine Augen, welche vor Wut bereits brennen, verfolgen verbissen jeden einzelnen Schritt, der die Distanz zwischen uns vergrößert.

Ich werde ihn für das was er Liem antat zahlen lassen!

Zähneknirschend richte ich mich auf, und schreite mit langen Schritten auf ihn zu. Darauf bedacht ihn zur Rede zu stellen, und schleunigst zum anderen Liem zurückzukehren.

„Wer zur Hölle bist du?", hake ich impulsiv nach und versuche nach seiner Schulter zu greifen, um ihn somit zum Stehen bleiben zu bringen. Doch ohne, dass ich reagieren kann, packt er abrupt meine Hand, welche nach ihm greifen wollte, und schmeißt mich über seine Schulter mit voller Wucht auf den Boden. Unwissend wie mir geschieht, weiten sich meine Augen, bis ein Schrei welchen ich meinem Körper nicht zu getraut hatte mir entweicht. Nun auf dem Rücken liegend blicke ich in das mir so familiäre und doch unbekannte Gesicht meines Gegenübers. Vor Schmerz aufstöhnend, atme ich daraufhin scharf ein, in der Hoffnung, dass dies ihn verringert.

Reiß dich zusammen! Liem muss gerade viel schlimmere Schmerzen ertragen!

Verbittert presse ich die Lippen aufeinander dem Blick standhaltend, der mir momentan gewidmet wird. Seine Augen verengen sich, während sich sein Brustkorb vor Anstrengung hebt und senkt.

Der Kampf scheint ihn wohl mehr mitgenommen zu haben als zuvor angenommen.

„Ich versuche dir nur deinen verdammten Arsch zu retten, doch was tust du? Du setzt alles daran, das zu verhindern!", äußert er sich aufgebracht, nein, fast schon verzweifelt.

Fluchend rauft er sich die Harre, atmet einmal tief ein und wieder aus, bis er sich ein wenig entspannter zu mir niederkniet.

„Versprich mir wenigstens, dass du deine Chance noch nutzen wirst. Schließlich ist der Zug noch nicht abgefahren."

Mir stockt der Atem. Meine Augen weiten sich ungläubig. Krampfhaft versuche ich den Kloß, welcher mir tief im Hals steckt, runterzuschlucken. Ich habe das Gefühl, dass sich Alles in mir mit einem Mal zusammenzieht. So sehr, dass es mich beinahe schon zu erdrücken droht.

Feils ich irgendwelche Zweifel hatte, werden sie beseitigt, als er sich mit einer fließenden Handbewegung über das Gesicht zu wischen scheint. Plötzlich beginnt meine Sicht zu verschwimmen. Verwirrt und panisch zugleich kneife ich meine Augen enger zusammen.

Langsam beginne ich wieder Konturen wahrzunehmen. Angefangen mit dem Umriss eines Mannes welcher sich über mich beugt. Ich meine blonde Locken zu erkennen, welche ihm in sein Gesicht fallen. Markante Gesichtszüge und stechend grüne Augen begrüßen mich als wäre ich Dornröschen, die aus ihrem Jahrhundertschlaf erwacht.

Doch im Vergleich zu ihr falle ich meinem Prinzen nicht tränenreich um den Hals, sondern liege immer noch wie versteinert auf dem Boden. Der Grund dessen ist nicht der, dass mir meine Gelenke und der Rücken noch schmerzen. Sondern eher der, dass ich nicht in der Lage bin irgendetwas zu sagen, geschweige denn eine Reaktion zu zeigen.

Fassungslos blicke ich ihm in die Augen. Blicke Ethan in die Augen. Ein mir bekanntes Flackern flammt in ihnen auf. Man könnte meinen er sieht mich mit demselben Blick an, wie damals als noch alles normal zwischen uns war. So wie zu der Zeit als ich noch glaubte ihn zu kennen. Ein vorsichtiges Zucken um seine Mundwinkel macht sich bemerkbar.

„Aber, ... aber wie?", frage ich ungläubig, während ich sein Gesicht von oben bis unten mustere, nur um sicher zu gehen, dass es auch wirklich er ist, der mich mit diesem ungezwungenen Ausdruck anschaut. Fast schon liebenswert.

„Ich habe noch etwas zu erledigen.", entgeht er meiner Frage monoton, richtet sich auf und wendet sich von mir ab.

Fragen über Fragen überschlagen sich in meinem Kopf, während mein Blick sprachlos auf ihm ruht. Hoffnungslos wage ich den Versuch mich aufzurichten, um ihm hinterher zu laufen. Doch habe ich mit jeder Bewegung das Gefühl mir werden gleich die Atemwege zugeschnürt. Nicht einmal einen tiefen Atemzug kann ich nehmen, ohne einen stechenden Schmerz in meiner Brust zu spüren.

Prustend und keuchend gelingt es mir mich auf den Bauch zu drehen.

„Nein, warte. Ich muss dich etwas fragen.", gebe ich unter Anstrengungen von mir.

Von weitem bemerke ich, wie er in seiner Bewegung innezuhalten scheint.

Doch ohne sich auch nur zu mir umzudrehen, entgegnet er mir: „Meinst du nicht, dass es dafür zu spät ist?"

Verbittert senke ich meinen Blick und presse die Lippen zusammen. Das Letzte was ich zu hören bekomme, ist der Schall seiner sich entfernenden Schritte und ein automatisches Klicken, was daraufhin weißt, dass er die Türe von außen her verriegelt hat.

Wut als auch Verzweiflung in der Form von warmen Tränen, welche mir langsam die Wangen hinunter rinnen, kommen in mir auf. Ein fast schon lächerlich aussehender Faustschlag donnert auf den Boden ein, mit dem Wissen, dass alles ausweglos ist.

Trust no AssassinWhere stories live. Discover now