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Mittwoch 23.04.2052; 07:44 Uhr

Am übernächsten Tag komme ich in die Schule, und die Hölle ist los. Sobald ich um eine neue Ecke biege werde ich erkannt, und das Getuschel geht los. Verwundert blicke ich mich um.

Glücklicherweise kann ich verschiedene Gesprächsfetzen aufnehmen, doch als ich endlich verstehe worum es geht schießt mir spürbar die Röte in den Kopf. Es wird über mich geredet. Über die vermutlich unscheinbarste Person in der ganzen Schule. Nach kurzem und beschwerlichem Kopfzerbrechen habe ich auch eine Vermutung weshalb ich auf einmal so auffalle. Vermutlich hat Cloe das Gerücht verbreitet das ich und Liem zusammen gehen würden. Doch fragen kann ich sie schlecht. Denn genau wie Liem ist sie seit gestern spurlos vom Boden verschwunden.

Als ich das Klassenzimmer betrete werde ich von allen Seiten schief angeschaut. Im Sinne von DIE geht mit einem der heißesten Typen der Schule. DIE die als graue Maus betitelt wird. Natürlich versuche ich all die vernichtenden Blicke welche an mich gerichtet sind gekonnt zu ignorieren, doch so wie erhofft funktioniert es schlussendlich leider doch nicht. Vor allem dann nicht, wenn Liem mir nicht beiseite steht. Und erst recht nicht wenn er sich seit Tagen nicht bei mir gemeldet hat und ich keine Ahnung habe was das zwischen uns ist. Ich versuche mich unbekümmert auf meinen Stuhl zu setzten und meine Schulutensilien für den Unterricht bereit zu legen. Doch wird bereits im nächsten Moment mein Name gerufen. Aus dem Augenwinkel erkenn ich wie alle ihn angucken, und dann mich. Bis ich verwirrt aufblicke.

Erwartungsvoll blickt er zu mir hinüber.

„Können wir kurz reden?", frägt er und zeigt hinter sich.

Skeptisch suche ich den Grund warum er mit mir reden wollen würde. Ich meine ich kenne ja nicht einmal seinen Namen. Doch da wir von all meinen Klassenkameraden beobachtet werden, wäre es viel zu peinlich jetzt nicht darauf zu reagieren. Also setzte ich mich doch nicht auf den Stuhl sondern begebe mich stattdessen zur Tür.

Nachdem wir einen Gang weiter sind bleibe ich fragend stehen.

„Und du bist?"

„Aaron."

„Und weiter?"

Er schenkt mir ein rätselhaftes Lächeln doch meine Lippen bleiben starr.

„Aus der Parallelklasse."

„Und was will Aaron aus der Parallelklasse kurz vor Unterrichtsbeginn von mir?", hake ich interessiert nach.

„Dich etwas fragen.", antwortet er darauf grinsend und macht einen Schritt auf mich zu. Den Blick auf den Anhänger meiner Kette gerichtet. Sein Körper überragt definitiv meinen, die markanten Schultern sind nicht zu übersehen.

„Und das wäre?", frage ich mit verschränkten Armen überheblich.

Er scheint einen Moment amüsiert zu überlegen bis er zu einer Antwort ansetzt.

„Stimmen die Gerüchte über dich und Liem?"

„Welche Gerüchte?", vergewissere ich mich.

„Na das ihr zusammen seid."

Also doch.

„Naja, ...es ist kompliziert."

Schnell wiege ich die Chancen ab ob es mir mehr Ärger einbringt wenn ich zustimme oder wenn ich es abstreite. Sollte ich es abstreiten könnte ich als Lügnerin dargestellt werden, da mir sehr wahrscheinlich niemand glauben wird außer dieser überaus nette Typ vor mir, da er anscheinend meine Variante hören möchte. Sollte ich es bejahen könnte ein riesen Shitstorm ausgelöst werden, aber ich könnte mit dieser Aussage auch Liem verletzten je nachdem wie er unsere Beziehung einschätzt.

Nach einer vorgetäuschten Pause in denen ich nach Worten ring, antworte ich schließlich: „Aber wenn man es genau nimmt, stimmen sie." Zusätzlich nicke ich noch sehr eindringlich, um mir die Aussage selbst noch einmal deutlich zu machen, damit das von mehr Realitätsnähe zeugt.

Ein langer Seufzer entweicht seinen Lippen und in seinen Augen spiegelt sich ein Funken von Frustration oder etwas dergleichen. Angestrengt kneife ich meine Augen leicht zusammen. Bei genauerem betrachten kommt mir dieser Ausdruck so bekannt vor. Nur von woher?

Es sieht so aus als wolle er noch etwas sagen, doch sehe in genau dem Moment meinen Lehrer welchen ich in der ersten Stunde habe um die Ecke biegen auf dem Weg in Richtung Klassenzimmer. Da wir sehr wahrscheinlich einen Test schreiben, und ich sowieso schon grottenschlecht in Geschichte bin, will ich ungern die Chance verpassen mich zu verbessern.

„Also dann, man sieht sich bestimmt noch einmal. War nett dich kennenzulernen." verabschiede ich mich höflich aber rasch und beeile mich, um noch rechtzeitig zu kommen.

Auf dem Rückweg habe ich den Eindruck, dass sich ein Augenpaar mir intensiv in den Rücken bohrt.

Auch das vertraute Gefühl, welches mich während dem Gespräch beschlich, scheint nicht zu verschwinden.

Trust no AssassinWhere stories live. Discover now