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Freitag 02.05.2052; 16:56 Uhr

Nach ungefähr 10 Minuten Laufzeit erreichen wir einen größeren Raum. Er ähnelt einem Versammlungsraum für Sitzungen. Vereinzelt haben sich Leute in Gruppen zusammengesellt und reden angeregt miteinander.

Als ich mich erwartungsvoll umblicke entdecke niemand geringeres als Liem. Er steht abseits, die Hände in den Hosentaschen, wirkt teilnahmelos und gedankenversunken. Ich war gerade dabei auf ihn zuzulaufen, erleichtert, dass es ihm gut geht, dass er ohne Verletzungen davon gekommen ist, da bleibe ich schlagartig wie angewurzelt stehen und starre ungläubig auf das Szenario, dass sich vor meinen eigenen Augen abspielt.

Mir gefriert mit einem Mal das Blut in den Adern, kalter Schweiß läuft mir den Rücken hinunter, prägende Erinnerungen kommen mir ins Gedächtnis. Blonder Kurzharrschnitt, Piercing über dem linken Auge, und ein kühler kontrollierter Ausdruck ruht auf seinem Gesicht.

Dieser Jemand schreitet zielstrebig auf Liem zu, flüstert ihm etwas ins Ohr, wodurch er aufblickt. Dann wendet er sich wieder ab.

Geschockt richte ich meinen Blick auf den Boden.

Was hat Liem mit dem Typen am Stecken, welcher uns vor 2 Monaten noch umbringen wollte?

Ich war gerade dabei mich auf der Stelle umzudrehen und diesen Platz zusammen mit Liem hinter mir zu lassen. Auch wenn sich dank ihm wieder einmal Fragen über Fragen in meinem Kopf türmen.

Doch da nimmt Ayla mich am Arm und zieht mich stürmisch in die komplett entgegengesetzte Richtung. Überrascht blicke ich mich zu ihr um, nur um zu sehen, das sie freudig winkend mich hinter sich her zieht. Das Kind immer noch im Arm haltend. Mein Blick gleitet über meine Schulter in die Richtung auf welche sie zu steuert. Entsetzt weiten sich meine Augen und ich versuche augenblicklich mich aus ihrer Kontrolle zu befreien. Doch verfestigt sie ihren Griff nur noch mehr, anstatt von mir abzulassen und zieht mich bis vor die Augen eines Mörders.

Als sie zum Stillstand kommt, werfe ich ihr einen bösen Seitenblick zu. Allerdings würdigt sie mich keines Blickes, sondern starrt wortwörtlich nur unser Gegenüber an. Dieser jedoch scheint mir direkt in die Seele zu schauen, als ich es wage zu ihm aufzuschauen.

Kristallklare blaue Augen mustern mich und fixieren die meine. Ein kalter Schauer jagt mir den Rücken hinunter. Dennoch versuche ich seinem Blick stand zu halten. Der Seine gleitet mit einem Mal tiefer in Richtung meines Dekolletés. Unverzüglich kommt er mir näher, streckt seine Hand aus und will nach meinem Medaillon greifen. Da schlage ich impulsiv seine Hand weg und schenke ihm einen verbitterten Blick. Herausfordernd zieht er eine Augenbraue nach oben.

Er könnte attraktiv sein, wenn er mich nicht ansehen würde, als wäre ich eine besonders dreckige Socke, die er gefunden hat.

„Phoebe, richtig?" Zumal ich keine Antwort gebe, nickt Ayla links neben mir stumm.

„Und wer ist das Ayla?", frägt er mit dem Kopf deutend in die Richtung des Jungen. Stille. „Er hat nichts mit der Sache zu tun Jackson." Ein überheblicher Ausdruck legt sich auf sein Gesicht. Kühl blickt er von oben auf uns herab. „Ein Unbeteiligter muss beseitigt werden."

Erst jetzt bemerke ich, dass ich bis gerade eben den Atem angehalten habe, als ich entgeistert nach Luft schnappe.

Beseitigen? Er meint doch wohl nicht..

Aus dem Augenwinkel erkenne ich wie Ayla verbissen die Lippen zusammenpresst.

„Selbstverständlich.."

Daraufhin passiert alles zeitgleich. Ayla setzt Jorie ab, den Griff um meinen Arm nicht lockernd, während er sie überrascht anguckt. Gleichzeitig bemerke ich wie dieser Jackson seine Jacke öffnet und in die Innentasche greift. Nachdem ich eins und eins zusammen gezählt habe, gucke ich panisch den Kleinen an und rufe lauthals aus voller Kehle: „Jorie! Lauf! Lauf so schnell du kannst!" Schreckhaft blickt er mich mit großen Augen an, während er zaghaft sich Schritt für Schritt von Ayla entfernt. Meinen verkrampften, besorgten Gesichtsausdruck deutend, rennt er mit einem Mal so schnell seine kleinen Beine ihn tragen in Richtung Ausgang. All die umherstehenden Leute halten ihn nicht auf, hindern aber auch nicht Jackson daran seine Pistole zu zücken und sie auf ihn zu richten. Auch meine markerschütternden Schreie er solle damit aufhören halten ihn nicht davon ab.

Trust no AssassinWhere stories live. Discover now