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Freitag 25.04.2052; 17:51 Uhr

Ungeduldig starre ich auf den Valori Fluss hinab. Pechschwarz liegt dieser vor mir. Die reißende Strömung übertönt alle Geräusche in meinem Umkreis. Sogar das Gespräch des streitenden Pärchens welches gerade die Brücke überquert lässt sich nicht mit verfolgen.

Schon zum mindestens 10ten Mal checke ich fieberhaft die Uhrzeit an meinem Handy. Zwei Minuten verbleiben noch.

Wo bleibt er bloß?

Nervös wippe ich auf und ab. Einmal nach links und rechts blickend, erkenne ich nichts als weitläufig leere Straßen. Auch die 2 Passanten von eben sind bereits um die nächste Biege verschwunden. So langsam wird es gruselig. Keine Menschenseele weit und breit, Dunkelheit umhüllt mich, und der tosende Lärm um meine Ohren lässt mich fast taub werden. Rasch beeile ich mich an ein Ende der Brücke zu gelangen, um wenigstens im Schein einer Schwebelampe meine eigenen Hände sehen zu können. Auch die Geräuschkulisse hat hier nachgelassen. Nun entspannter schalte ich mein Handy an.

20 Minuten wären genau jetzt um.

Zweifelnd sehe ich mich um. Ob er wohl noch kommt?

Doch am Ende der Straße fällt mir ein schwarzer Punkt auf, welcher nur geradezu auf mich zugerast kommt.

Mein Herz macht einen Satz und schlägt unweigerlich viel schneller. Zügig dränge ich mich dazu einmal tief ein und aus zu atmen, da bleibt das Gefährt auch schon mit quietschenden Reifen vor mir stehen und eine Gestalt steigt von dem Motorrad ab. Als er den Helm abnimmt stechen seine fesselnd blauen Augen unter seinen ihm ins Gesicht fallenden schwarzen Haaren direkt hervor.

Bestimmt fixieren sie die meine, ehe er mich von oben bis unten mustert.

Bevor ich es mir anders überlege, mache ich einen großen Schritt auf ihn zu und ziehe ihn in eine eindringliche Umarmung.

Liem versteift sich für einen flüchtigen Moment, wodurch ich seine angespannten Brustmuskeln unter dem T-Shirt spüre, entspannt sich dann aber wieder.

Seiner Reaktion nach zu urteilen, scheint er kurz überrascht zu sein, legt dann aber doch als Antwort seine Arme sanft und schützend um meine Taille. Immer noch ungläubig, dass er nun vor mir steht drücke ich ihn noch fester an mich. Nur um wahr zu haben, dass es doch kein Traum ist. Mein Gesicht vergrabe ich in seinem Shirt um einzelne Erleichterungs-Tränen vor ihm zu verstecken.

Seine Finger fahren liebevoll durch mein Haar und schicken angenehme und beruhigende Schauer über meine Kopfhaut.

„Bist du denn nicht sauer?", frägt er mich sanft. Meinen Kopf immer noch in Liems Brust vergraben, schüttele ich zaghaft meinen Kopf.

„Okay, vielleicht ein kleines Bisschen.", verbessere ich meine Aussage.

Ein leises Lachen ertönt daraufhin von ihm und ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie er belustigt sein Lächeln wahrt. Sein Kinn nun vorsichtig auf meinem Kopf abgelegt vertieft er unsere immer noch ununterbrochene Umarmung.

Bis ich die Frage stelle, welche mir nun fast schon seit einer Woche auf der Zunge liegt.

„Warum hast du mich angelogen?", hake ich entschlossen nach und wende mich seinem Gesicht zu. Ein Lächeln zerrt an seinen Lippen. Doch es erreicht dieses Mal nicht ganz seine sonst so durchdringenden Augen. Er scheint zu einer Antwort ansetzen zu wollen, zögert aber dennoch.

„Phoebe, ich.., es.., es ist eine längere Geschichte solltest du wissen.", fängt er stotternd an zu erzählen. Nach Worten ringend weicht er meinem forschen Blick aus, und blickt in die weite Ferne als würde er dort die Antwort auf meine Frage finden. Unruhig beißt er sich währenddessen auf seine Unterlippe. Doch dann wagt er es mir ernst und aufrichtig in die Augen zu blicken. Er holt tief Luft bis er zum 2. Mal zu einer versuchten Antwort ansetzt.

Trust no AssassinWhere stories live. Discover now