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Donnerstag 27.02.2052; 07:40 Uhr

An jenem Abend geschah nicht mehr viel. Mum und ich machten es uns vor dem Fernseher gemütlich, aßen Popcorn und hatten viel Spaß. Auf ihre Frage hin, weshalb ich nicht all die Einkäufe die sie notiert hatte, besorgte, antwortete ich ihr, dass diese bereits ausverkauft waren. Den Vorfall erwähnte ich jedoch nicht. Leider bekam sie dennoch von dem Anschlag auf die Schule mit, weshalb ich heute auch nicht dorthin gehe. Sie meinte ich solle mir einen freien Tag gönnen, um die Möglichkeit zu haben, mich von dem gestrigen Stress befreien zu können. Hätte sie auch noch von dem Typen aus dem Supermarkt gewusst, dürfte ich jetzt noch nicht einmal das Haus verlassen.

Glücklicher Weise laufe ich jedoch hier die Hauptstraße, in Richtung Blumenladen entlang, und schiebe das rote Rennrad neben mir her. Mit der Hoffnung den alten Herren von gestern Früh wieder anzutreffen. In meinen Gedanken versunken, bemerke ich nicht, dass ich bereits erwartet werde. Mit einem grimmigen Blick stampft er auf mich zu. „Ich zeige sie an! Hören sie ich zeige sie wegen Diebstahl an!" wiederholt er sich abermals. „Was denken sie sich dabei einfach mein Fahrrad zu klauen? Da ist man einmal mit dem Rad unterwegs, und da passiert es auch schon!" schnauzt er mich mit seiner tiefen Stimme an. „Diese Jugend von heute! Damals. Ja, da war Alles anders. Da würde man einem alten Herrn, wie mir, nicht so etwas Respektloses antun. Nein!" Mit dem Finger weist er mich zurecht und wedelt wütend vor meinem Gesicht damit umher. Meine Hände beschwichtigend gehoben, versuche ich ihm zu erklären das man nicht gleich zu solch drastischen Maßnahmen, wie einer Anzeige, greifen muss. „Ich habe mich doch bereits entschuldigt, was soll ich denn noch machen?" frage ich ihn mit einem aufgezwungenen Lächeln. „Das ist unerhört!", fängt er wieder damit an und hält seinen krummen Rücken. „Okay, ich glaube ich habe es verstanden. Wie wäre es wenn ich meine Schuld abarbeite? Wären wir dann quitt?" frage ich geschaffen. Sein Blick verändert sich von schimpfend und verkrampft zu grübelnd. Es scheint fast so, als würde er über mein Angebot nachdenken. Vielleicht schaffe ich es ja doch noch einer Anzeige aus dem Weg zu gehen. Er streicht sich noch ein letztes Mal über seinen bereits weißen Bart, bis er mir vielsagend in die Augen schaut. „Das ist gar keine schlechte Idee..", geht er auf mein Angebot ein. „Du könntest meinen Dachboden auf Vordermann bringen. Ja, warum nicht. Also, du hast die Wahl zwischen einer Anzeige oder deine Schuld abarbeiten." „Ich würde lieber ihren Dachboden aufräumen, wenn es ihnen keine Umstände bereitet. Herr..?" „Es spielt keine Rolle wie ich heiße. Ich werde sie dann übermorgen um Punkt 13:00 hier abholen lassen." Sagt er argwöhnisch. „Einen schönen Tag wünscht ihnen Gott noch.", murmelt er noch vor sich her, guckt mich noch ein letztes Mal kritisch an, und wendet sich ab. Das Rad neben sich herschiebend.

Ich starre ihm noch einen kurzen Moment verwirrt hinterher, schüttle dann aber entgeistert meinen Kopf. Was für ein komischer Kauz.

Trust no AssassinWhere stories live. Discover now