Tag 5

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[ Levi // 8 // ]

Übermüdet schalte ich den Wecker aus. Ich habe tatsächlich geschlafen. Ohne jegliche Träume an die ich mich erinnern könnte. Wieso läuft es nicht immer so ab?

Ich stehe auf, trotte ins Badezimmer, stelle mich unter die Dusche und lehne meinen Kopf gegen die Kacheln. Gerade will ich mich waschen, da klopft es laut an der Tür. "Beeil dich Levi!" "Ja!", entgegne ich genervt und mache extra langsam; ich habe die Zeit.

Als ich dann doch endlich fertig bin, schaue ich in den Spiegel und starre mich erstmal einige Sekunden an, ehe ich meiner Mutter die Tür aufschließe. "Geht doch, weißt du wie lange ich gewartet- Levi.", sofort nimmt sie meinen Kopf in ihre dünnen Hände und dreht sich mein Gesicht zu sich. "Lass das.", zische ich und wende mich aus dem Griff. "Dein Kerl ist dafür verantwortlich. Und du hast nur zugesehen! Also tu jetzt nicht so, als würde es dich kümmern.", zische ich beleidigt und versuche meine Haare über das angeschwollene Auge zu legen. 

Keine Chance. 

"Du wirst zu Hause bleiben Levi. Mit dem Auge lasse ich dich nicht in die Schule! Nachher schicken die noch das Jugendamt her.", faucht meine Mutter und schiebt mich aus dem Bad. Genervt rolle ich mit den Augen und verziehe mich wieder in mein Zimmer. Soll mir recht sein. Sie geht arbeiten und ihr Kerl ist bestimmt auch nicht hier - hoffentlich jedenfalls.

Mit der Gewissheit nicht wieder einschlafen zu können, lege ich mich ins Bett und starre die Decke an. 

An solchen Tagen wäre er bestimmt her gekommen. Er hätte für mich Schule geschwänzt und hätte sich um mich gekümmert. Wahrscheinlich hätte er mir sogar einen gefrorenen Brokkoli aufs Auge gelegt, damit die Schwellung weggeht - Hauptsache er hätte mir damit helfen können. Das hätte er bestimmt getan. Dann hätten wir wahrscheinlich einen Film oder seine Serie gesehen, gekuschelt und geschwiegen, solange bis Keith wieder hier auftauchen würde und Eren ihm eine verpassen würde. Ja, das würde sicherlich so sein.

Wenn es doch nur wahr werden könnte. Mir wäre alles Recht. Es wäre mir sogar recht seine Leiche zu sehen, solange ich ihn nochmal sehen kann. Fotos bringen nichts mehr. Klar, sie wecken abgespeicherte Erinnerungen aber sind damit eigentlich nur wie ein Wecker. 

Jedes Bild, was mir miteinander machten, weckt nur noch mehr Erinnerungen und ruft noch mehr Schmerz hervor. Dennoch schaue ich sie mir oft an. Ist es, weil ich ihn vermisse oder ist es, weil ich denke den Schmerz verdient zu haben? Ich weiß es nicht. Er hätte es sicher gewusst. Er wusste immer alles, irgendwie.

Langsam drehe ich mich auf die Seite, ziehe meine Beine an und starre auf eines der Polaroidbilder an der Wand. Ich muss leicht lächeln und strecke meine Hand nach der Fotografie aus. Als könnte sein Gesicht daran kaputt gehen, streiche ich zärtlich mit meinen Fingerkuppen über Erens Abbild. 

"Ich vermisse dich so sehr

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"Ich vermisse dich so sehr. Wieso hast du mich verlassen? Was wurde aus unserem Für Immer?Du hast mich einfach hier zurück gelassen. Als wäre ich ein einfaches Stück Dreck, welches von deinen Schuhen abgefallen ist; wer weiß, vielleicht bin ich da ja auch. Vielleicht war ich nur der Fußabtreter. Egal was ich war, ich habe es genossen. Denn du hast mich gut behandelt. Aber jetzt... bitte komm zu mir zurück!", ich beginne lautstark zu weinen und kralle mich in mein Kissen.

100 Briefe [Ereri/Riren]Where stories live. Discover now