Tag 12

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[ Levi // 19 // ]

✧ "Komm doch.", lacht er und fährt sich durch die nassen Haare. Unsicher schaue ich zu Eren herunter. "Komm schon. Es ist gar nicht so kalt." Schließlich überwinde ich mich und springe ihm in die Arme. Das warme Wasser umhüllt meine bleiche Haut und ich drücke mich an meinen Freund. "So schlimm?", fragt er leise und ich schüttle den Kopf, schlinge meine Beine um ihn. Ich komme garantiert nicht auf den Boden des Sees.

Wir schwimmen zu den anderen, die sich ziemlich am Rand aufhalten und miteinander spaßen. Doch bevor wir sie endgültig erreichen, legt Eren seine Hände an meine Hüfte, küsst meinen Hals und haucht mir leise ins Ohr, dass er mich liebt. ✧

Durch Gelächter werde ich langsam wach und schaue mich um. Isa und Eren sitzen auf ihrem Bett und schauen sich irgendwas auf seinem Handy an.

Sie haben mich noch nicht bemerkt. Es ist vielleicht etwas absurd, dass ich ihn die ganze Zeit anstarre, aber ich kann immer noch nicht wirklich fassen, dass er zurück ist. Dass er wirklich meinetwegen wieder hier ist. Es scheint so surreal.

"Einjähriges.", lächelt er und sie wischt auf dem Bildschirm herum. "Und das?" - "Mein 16. Geburtstag." 

"Da lächelt er ja.", begeistert wandert Isabels Blick von Erens Handy zu seinem Besitzer, welcher nur verträumt lächelt und zu mir schaut. "Das hat er früher oft gemacht." Isa folgt seinem Blick und starrt mich an, doch ich ignoriere das und stelle mal wieder fest, wie fesselnd Erens Augen sind. Wie sie mich erneut in einen Bann ziehen. Wie ich mich geborgen fühle, nur weil er mich anschaut. Wie ich mich geliebt werde, weil er mich anschaut. 

Ich liebe ihn immer noch so abgöttisch.

Isabel beschließt, dass wir Essen gehen sollten, da die anderen auch schon lange beim Frühstück sitzen. Sie rennt schon vor und ich setze mich auf, reibe mir die Schläfe und stelle fest, dass ich wohl mal wieder sehr komisch gelegen haben muss, denn mein Arm sieht aus, als wäre er voller tiefer Narben. Dabei muss sich nur die Decke seltsam gelegt haben.

"Kommst du auch?" - "Eigentlich habe ich gar keinen Hunger." Eren seufzt, setzt sich zögerlich neben mich und schaut an die Wand gegenüber. "Okay, wenn du nicht essen willst ist das die eine Sache. Wenn du wirklich keinen Hunger hast eine andere."

"Wie meinst du da-" Er unterbricht mich sanft. "Ich kenne dich Levi. Trotz dieser langen Pause hast du dir einiges immer noch nicht abgewöhnt. Du isst viel zu wenig und sagst immer noch, dass du keinen Hunger hättest. Sicherlich sind es in der Zwischenzeit andere Beweggründe als damals, dennoch ist es wichtig, dass du überhaupt mal was zu dir nimmst."

Ich schweige einfach nur und schaue auf meine Beine. Ich bin schon ziemlich dünn geworden, doch ich habe einfach das Problem, dass ich schon weiß, dass mir das Essen nicht schmecken wird. Nichts gegen die Kochkünste der Leute hier, doch ich weiß einfach, dass ich es eklig finden würde. Den Gedanken finde ich schon eklig. Dann sehe ich das Essen und mir wird flau im Magen.

"Wenn du essen möchtest, dann iss. Ich kann mich ja dazu setzen und euch einfach nur zuhören.", murmle ich und er seufzt. "Na schön."

Wir stehen auf, er lässt mir den Vortritt zu den anderen und ich setze mich neben Hanji, die müde einen Kaffee trinkt. "Du auch?" - "Ne." Sie hebt eine Augenbraue, was recht lustig aussieht, da diese vom Schlafen in die entgegengesetzte Wachstumsrichtung liegt. "Bin wach."

Eren setzt sich mir gegenüber und mustert mich etwas. Es ist fast so als würde sein Blick mit mir sprechen wollen. Als würde er mich fragen, warum ich nicht essen wollen würde. Warum ich mich so quälen würde, Tag für Tag.


Während die anderen irgendwann angefangen haben irgendeine Scheiße zu bauen, steure ich mit Mike den Weg in die Stadt an. Frau Kramer war der Meinung, dass ich nach meinem kurzen Zusammenbruch dringend einen neuen Termin brauchen würde. Mike wollte unbedingt mitkommen und ich denke so verkehrt kann das nicht sein, wenn jemand da ist, der Eren kennt. 

100 Briefe [Ereri/Riren]Where stories live. Discover now