Tag 22

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[ Levi // 30 // ]

Durch lautes Gebrülle werde ich wach. Müde grummelnd schlage ich auf die Hälfte des Bettes, auf welcher Eren eigentlich liegen sollte, berühre aber nur das kalte Lacken der Matratze. Ich hebe meine Augenbraue, verziehe gequält das Gesicht, als mir bewusst wird, dass ich nun meine Augen öffnen sollte. Seufzend komme ich diesem nach und lasse meinen Kopf schnell wieder im Kissen verschwinden. Das Gebrülle hört noch immer nicht auf. Soweit ich das raushören kann, ist es Erwin. Und ... Eren. Sofort sitze ich hellwach im Bett, doch die Müdigkeit überkommt mich wieder und ich sacke lustlos in mich zusammen.

Ich schmatze leicht, da sich mein Mund ein wenig taub anfühlt und strecke mich ausgiebig, wobei ich wieder nach vorne falle und meinen Hintern ungewollt in die Höhe strecke. Plötzlich höre ich ein helles Kichern, welches ich Isabel zuordnen kann. Ich öffne meine Augen, drücke mich hoch, sodass ich auf meinen Waden sitze und schaue müde blinzelt zu ihr rüber. Sie lächelt mich glücklich an und setzt sich dann zu mir aufs Bett. Sie überlegt wohl mich in den Arm zu nehmen, was sie dann auch tut und ich es über mich ergehen lasse.

Ich kann das nicht leiden. Klar, für viele mag Körperkontakt unter Freunden schön und nichts Besonderes sein, doch ich fühle mich dabei etwas unwohl. Was genau ich dabei fühle ist ziemlich schwer zu definieren. Es ist kein Ekel aber auch keine Angst. Irgendwie was dazwischen. 

"Du bist der einzige, der was dagegen machen kann!", ruft Eren plötzlich und kommt wütend in den Raum gestapft. Isabel löst sich schnell von mir und ich schaue müde zu ihm hoch. "Hab ich dich geweckt?", fragt er besorgt und setzt sich seitlich auf das Bett, weil Isabel den meisten Platz für sich beansprucht hat. "Nein, glaub ich. Wieso brüllst du so?"

"Weil ein gewisser Jemand ein ziemlicher Idiot ist!", sagt er laut und der Größte von uns allen kommt in den Raum. "Er redet wieder mit seinem Spiegelbild, Levi.", zischt Erwin und verschränkt die Arme ineinander. Verwirrt schaue ich zwischen den beiden hin und her, ehe ich ich aufstehe und mich in die Küche begebe. Dort sitzen Annie, Mike und Hanji mich müden Geschichtsausdrücken und Kaffeetassen vor sich. Mike hat seinen Kopf in seine Hände gelegt und scheint sich beruhigen zu wollen. Annie schaut nur genervt aus dem Fenster, während Hanji konzentriert über etwas nachzudenken scheint. 

Ich setze mich neben die Brillenträgerin und frage sie, was los wäre. "Erwins Vater ist los.", murrt Mike und schaut seufzend zu mir. "Dass du bei dem Lärm schlafen kannst, ist beeindruckend."

"Was? Was ist mit seinem Vater?", unsicher beginne ich auf meinen Fingernägeln zu kratzen. "Er will uns alle kennen lernen um entscheiden zu können, ob es sich noch lohnen würde dieses Gebäude weiter zu halten. Erwin meinte, dass wir am besten morgen Abend bei ihm Zuhause sein sollten, da sein Vater mit uns essen will. Geschäftsmann halt.", erklärt mir Annie und ich nicke.

"Und wo ist da das Problem?", frage ich nun und kann es wirklich nicht nachvollziehen. Dann redet man halt ein bisschen miteinander. "Der Typ ist so ziemlich der unsympathischte Mensch der Erde. Er ist ein Sexist, homophob, gläubig und reich. Der wird kein Verständnis dafür haben, dass ein paar Teenager und sein Sohn sich hier weiter aufhalten wollen."

"Immer, wenn etwas mit ihm war und er hier war mussten wir uns verstellen um bei ihm einen guten Eindruck zu hinterlassen. Wenn er uns nach Beziehungen untereinander gefragt hatte, war ich auf einmal mit Annie zusammen, während Erwin Single war. Er würde mit dem Gedanken nicht leben können, dass sein eigener Sohn schwul wäre. Als er nach der Arbeitsaufteilung gefragt hat, mussten wir sagen, dass die Mädels hier kochen und wir noch zur Schule gehen würden oder den ganzen Tag bei der Arbeit seien.", meint Mike niedergeschlagen und ich beginne langsam zu verstehen.

Wenn wir dann bei ihm im Haus wäre, würde es genauso ablaufen, wie wir es nicht hätten haben wollen. Erwin hatte mir mal erzählt, dass einige Angestellte in seinem Elternhaus arbeiten würden. Die Frage welches Geschlecht wo arbeitet, hätte sich mit der Beschreibung von seinem Vater dann geklärt.

100 Briefe [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt