100 Briefe [Ereri/Riren]

Tag 31

[ Levi // 40 // ]

Als Eren mich von der Schule abholt, beschließen wir kurzerhand zur Halle zu fahren, da wir schauen wollen, ob Erwin schon etwas mit seinem Vater besprochen hat oder nicht. Ich tippe ja mehr auf ein Nein, aber Eren meint nur, dass ich nicht so pessimistisch sein soll.

Ich habe einfach Angst davor, dass Erwin uns die Schuld daran gibt. Ich will nicht schon wieder Schuld an etwas sein, was ich nicht ändern kann. Ich kann nicht einfach aufhören Eren zu lieben. Ich kann auch nicht einfach aufhören schwul zu sein. Auch, wenn das viele nicht verstehen, es ist keine persönliche Entscheidung welche Sexualität man hat. Das einzige, was man selbst bestimmt, ist die ob man damit Leben will oder nicht.

Ich habe mich dazu entschieden damit zu leben und ich finde es großartig. Hätte ich das von Anfang an abgestritten, wäre ich jetzt nicht bei Eren im Auto und könnte seine Hand halten. Wir würden uns nicht irgendwelche Songs von Green Day anhören. Ich wäre nicht glücklich.

Ich drücke seine Hand etwas fester und merke, wie er zu mir guckt, ehe er seine Hand aus meiner windet um die Handbremse anzuziehen und das Auto auszuschalten.

Unsicher betreten wir die Halle und bekommen sogleich großes Geschrei mit. "Entweder er oder ich!", ruft Mike plötzlich und stürmt an uns vorbei. Der Riese scheint uns zu übersehen und rennt einfach aus der Halle. "Mike!", Erwin kommt auf uns zu, ignoriert uns genauso und verwirrt schauen wir dem Paar hinterher, welches sich nun draußen anschreit.

"Wir sollten ihn später fragen.", murmle ich und ziehe Eren in die Küche, wo Farlan mit hochroten Kopf am Tisch sitzt und auf ein Buch starrt. "Hey.", plötzlich schlägt er es zu und schaut uns überfordert an. "Erschreck mich nicht so, Eren!", zischt er und will das Buch verschwinden lassen, doch Eren grinst nur, rennt schnell auf ihn zu und schnappt es sich. Farlan lässt seinen Kopf sinken und Eren grinst noch mehr, als er den Titel sieht. "Hast du das von Hanji oder von mir?"

Ich trete zu meinem Freund und nehme ihm das Buch aus der Hand.

50 Shades of Grey.

Super. war ja klar, dass Eren das gelesen hat. Und von Hanji habe ich auch nichts anderes erwartet. Ich gebe Farlan das Buch wieder und setze mich neben ihn. "Weißt du was mit Mike abging?", frage ich und er zuckt mit den Schultern.

"Hanji meint, dass Erwin ihn betrogen hätte. Isa meint, dass es um Erwins Vater geht und ich denke, dass es eigentlich nichts mit den beiden zu tun hat."

Nach circa einer Stunde, die wir mit Farlan verbracht haben, kommt Erwin in den Raum marschiert, doch er sieht nicht sonderlich glücklich aus. Als er uns erblickt, scheint seine Laune noch mehr zu sinken, er pfeift Farlan raus und setzt sich uns gegenüber, seufzt - es kann nur noch schlecht werden, was auch immer er uns sagen will.

"Wir haben ein Problem." - "Merkt man."

Erwin seufzt und schaut Eren beleidigt an. "Ach was.", zischt er und fährt sich durch die blonden Haare. "Mein Vater weiß das mit euch. Ich habe ihn unterschwellig nach einer neuen Freundin gefragt, weil er momentan noch häufiger weg ist, als sonst. Und dann hat er mit von deiner Mutter erzählt und halt auch von ihrem Sohn. er hätte nichts gegen eure Beziehung gehabt, wenn wir ehrlich gewesen wären. Also hab ich ihm unsere Gründe genannt. Wir dürfen zwar die Halle behalten, da das schon abgesprochen war, aber ich soll vollkommen ehrlich über uns alle hier reden. Er hat mich einige Dinge gefragt und ich habe halt gesagt, dass ich mit Mike zusammen bin. Das hat ihn wiederum gestört."

"Gestört ist etwas untertrieben, findest du nicht?", höre ich plötzlich Mike und drehe mich zu ihm um. Die anderen tun es mir gleich. "Er verlangt, dass wir uns trennen und ich hier verschwinde. Wenn andere schwul sind, hat er wohl kein Problem damit. Aber wenn sein eigener Sohn glücklich ist, geht das zu weit."

"Und deshalb streitet ihr euch seit Stunden?", fragt Eren ungläubig. Die beiden hatten erst einen Streit, den ich mitgekriegt habe. Und auch da ging es um ihre Familien. "Ich bin sauer und das kann mir ja wohl keiner verübeln. Vorallem, wenn man bedenkt, dass der werte Herr hier nichts dagegen sagt sondern nur auf Daddy hört."

"Bitte sag nicht 'Daddy'. Da kommen mir komische Bilder in Kopf." Verwirrt schaue ich zu Eren, der sein Gesicht verzieht und dann wieder zum Thema kommt. "Wieso sagst du nichts dagegen?"

Ich bin mit Mike irgendwann raus zu Annie gegangen, weil er deutlich zu viel davon hat. Nun sitzen wir hier und trinken ein Bier. Ich bin erstaunt darüber, dass sie sich hier hoch getraut haben. Sie hassen den Schornstein, dennoch sind sie hier.

"Hab ich was falsch gemacht oder warum will er es gar nicht erst versuchen?", fragt er und wischt sich durchs Gesicht. Ich lehne mich an seine Schulter und verneine seine Frage. "Er ist es, der was falsch macht. Er lässt dich fallen. Jemand der dich fallen lässt, tickt nicht ganz richtig.", murmelt Annie und ich höre Mike leise schmunzeln. Ich will nicht, dass diese Familie zerbricht.