Tag 25

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[ Levi // 33 // ]

Noch immer liege ich wach im Bett und weiß nicht so recht, was ich mit den restlichen Stunden, in welchen die anderen noch ihren Schlaf genießen können, anfangen soll. Sollte ich vielleicht etwas spazieren gehen? Aber das ist morgens um 4 auch nicht ganz ungefährlich. So allein im Wald, im Dunkeln. Nicht, dass ich Angst vor der Dunkelheit hätte, nein ich liebe sie, nur bin ich nicht so das Orientierungswunder. Den Weg hier hin finde ich im Hellen zwar schon mit geschlossenen Augen, aber im Dunkeln sieht hier einfach alles gleich aus, wenn man sich zu sehr von der Halle entfernt.

Ich könnte den Aufsatz schreiben, den ich über die Ferien aufbekommen habe. Ja, ich denke das mache ich. Mit Bedacht ihn nicht zu wecken, winde ich mich aus Erens Armen und tapse in die Küche, wo ich das Licht anmache und den Collage-Block suche, den Mike hier für Einkaufslisten hingelegt hat und mir einen Kugelschreiber nehme. Ich setze mich an den Tisch und beginne zu Überlegen.

Über was soll ich schreiben? Etwas, was nach mir klingt? So wie ich meine Lehrerin kenne, wird sie die Aufsätze einsammeln und dann irgendeinen vorlesen. Dann vielleicht nicht etwas, bei welchem man sofort wissen könnte, dass er von mir wäre. 

Eine Weile überlege ich noch, bis ich einfach irgendwas aufschreibe.

[ Aufsatz // 1 // ]

»In meinem Leben passierte viel Schlimmes. Einiges, was zu verkraften war, anderes, womit ich noch heute zu kämpfen habe. Sei es die Tatsache, dass ich meinen Vater nie kennen gelernt habe, weil meine Mutter eine Hure ist oder, dass ich meine Cousine meinen Freund mehr gönne, als mir. Es sind seltsame Dinge, die in meinem Kopf abgehen.

Doch es gibt einen Ort, an welchem ich das alles vergessen kann. Dieser Küchentisch, dessen Holz schon einige eingeritzte Zeichen beinhaltet, ist Teil dieses Ortes. Hier schreibe ich oft. Eigentlich schrieb ich hier oft. Vor langer Zeit, vor etwa 18 Monaten, verließ ich diesen Ort. Ich konnte es nicht länger ertragen jemand bestimmten nicht mehr bei mir zu haben. Es ging nicht. Und das machte mir in diesen 18 Monaten das Leben zur Hölle.«


[ Levi // 34 // ]

Nach circa einer Stunde lege ich den Stift zur Seite und bewege meine Hand ein wenig. Ich hasse diese Krämpfe, wenn ich zu lange schreibe. Aus Langeweile beginne ich die Wörter zu zählen. 


"556, 557, 558, 559, 600, 601, 602 und 603.", seufze ich und schreibe die Zahl an die Stelle, bei der ich aufgehört habe. Nachher oder morgen werde ich daran weiter schreiben. Nun, werde ich langsam müde. Ich stehe auf, lasse den Block einfach so liegen. Meinetwegen können sie es ruhig lesen, das ist mir egal.

Trottend finde ich den Weg in den Schlafraum und lege mich wieder in Erens Arme. Er atmet laut aus und zieht mich mehr an sich. Ich lächle leicht und küsse seine nackte Brust, als auf einmal ein Handy klingelt und alle hochschrecken. Ich bleibe einfach liegen und höre belustigt zu, wie alle sich bei Hanji wegen ihrem Handy beschweren. Eren verdreht die Augen, schaut zu mir runter und lächelt mich an. Ich lege meine Arme um seinen Hals, kraule durch seine weichen Haare und lege meine Lippen auf seine. 

Etwas überrumpelt erwidert er den Kuss und beugt sich dabei etwas über mich und stützt sich neben meiner Hüfte ab. Ich fahre mit meiner Zunge über seine Lippen und verwickle den Kuss schnell zu einem Zungenkuss. Ich spüre, wie Eren zu lächeln beginnt und sich etwas auf mich fallen lässt. 

Als ich mich langsam von ihm löse, blinzle ich leicht und schaue in sein lächelndes Gesicht. "Ich liebe dich.", haucht er mit kratziger Stimme so leise, dass nur ich es hören kann. Ich lächle, lege meine Lippen wieder auf seine und lege meine Hände kurz an seine Wangen, löse mich wieder und schlinge meine Arme um seinen Torso.

100 Briefe [Ereri/Riren]Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang