Tag 41

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[ Levi // 48 // ]

Müde sitze ich in Erens Auto. Warum genau mussten wir nochmal so früh los? Es ist Wochenende. Können die uns nicht mal eine Pause vom 'Früh-Aufstehen' geben? Nein? Okay, Sackgesichter. Nein, ich liebe sie alle. 

"Wann wollen wir ihnen sagen, dass wir weg wollen, wenn ich meinen Abschluss habe?", frage ich und lehne mich gegen die beschlagene Fensterscheibe. "Bald." - "Sobald wie du es mir gesagt hast?", murre ich, da ich das hinter mir haben will. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn man sowas aus dem nichts erfährt. Ich hätte Eren damals gerne noch einige Dinge gefragt, bevor er einfach gegangen wäre. 

"Musst du schon wieder damit anfangen?", genervt seufzte er und hielt vor dem Haus meiner Mutter. "Ja muss ich." - "Warum?" Diesmal bin ich es, der genervt seufzt. "Weil du noch immer keine Entscheidungen fällen kannst. Jedenfalls nicht solche wichtigen. Es ist halt wichtig, dass sie das bald erfahren und du weißt genau, dass ich dir ein Lied davon singen könnte, wie es ist ohne diese Info klar zu kommen. Geht nicht so einfach.", murre ich beleidigt. 

Eigentlich hatte der Morgen schön angefangen. Wir hatten keine Probleme. Dann haben Mike und Erwin sich angezickt und die Stimmung irgendwie auf uns übertragen. "Wie oft soll ich denn noch sagen, dass es mir leid tut?" 

"So oft, bis ich es dir glauben kann!", schreie ich und will aussteigen, doch er hat das Auto von innen abgeschlossen. "Sag das nochmal. Komm, sag nochmal, dass du mir nicht vertraust. Denkst du schon wieder, dass ich dich nicht lieben würde?! Denkst du schon wieder, dass es mir nicht um dich geht?!"

"Ja, genau das denke ich! Und jetzt lass mich raus." - "Nein.", entschlossen schaut er mich an und ich beginne panisch an meiner Haut zu kratzen. "Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn ich auf so engem Raum eingesperrt bin."

Er lacht kurz auf. "Achja? Wieso verkriechst du dich dann andauernd im Keller?" - "Weil ich dort alleine sein kann und mir über dich Gedanken machen kann."

"Was musst du denn so dringendes nachdenken?", fragt er spöttisch und hebt eine Augenbraue. Schweigen. Nichts als Stille füllt den Wagen und ich kratze noch immer an meinem Arm herum, bis Eren meine Hand packt. "Hör auf damit."

Tränen steigen mir in die Augen. Ich stehe unter Druck! Ich will hier raus! Doch er wird mich nicht gehen lassen, ehe er keine Antwort erhält. "Wenn ich dir antworte, lässt du mich dann raus?" - "Ja."

"Ich denke darüber nach, warum du bei mir bist. Warum du früher bei mir warst und warum du zurück gekommen bist. Ich bin es nicht wert. Ich bin es nicht wert geliebt zu werden. Das sieht jeder ein außer du. Also entweder bist du blind und taub oder einfach ein besonderer Mensch. Besonderer als jeder andere in meinem Umfeld. Gerade deshalb verstehe ich auch nicht, warum du bei mir bist. Denn ich bin ein Niemand, ein Nichts."

Eren schluckt kurz, ehe er mich aussteigen lässt. Doch anstatt weg zu fahren, bleibt er in seinem Auto und starrt auf sein Lenkrad. Gerade habe ich das Haus betreten und bin nach oben in mein Zimmer gesprintet um sehen zu können, ob er noch immer da ist, sehe ich, wie er weiter vor sich hin murmelt und verwirrt aber auch schockiert aussieht. 


Den ganzen Tag saß er in seinem Auto. Nun am Abend verliere ich die Geduld, da ihm ziemlich kalt sein müsste. Ich schleiche mich die Treppe runter und öffne die Haustür, ehe ich an seine Fensterscheibe klopfe und die Türe öffne. "Ist dir nicht kalt? Nur weil ich denke, dass ich dich nicht verdient habe, musst du nicht hier draußen rum sitzen." 

Er lächelt leicht und steigt aus, ehe er mich plötzlich in eine feste Umarmung zieht. 

"Levi, ich habe vielleicht ein wenig zu lange für die Antwort gebraucht, aber hier habe ich sie jetzt. Du bist das, was mein Leben so schön macht. Es war ein riesigen Fehler dich zu verlassen. Ich hätte das niemals tun sollen. Ich habe soviel nicht miterlebt. Und ich fühle mich grauenhaft deswegen. Du bist das, was mich vollkommen macht. Du bist der, der meine Fehler akzeptiert und sie manchmal sogar vergisst. Du bist etwas, was sich viele andere nur wünschen können - perfekt. Ich liebe dich und ich möchte nie wieder hören, dass du meinst, du hättest mich nicht verdient. Wenn schon habe ich dich nicht verdient. Ich mache so viel falsch und du verzeihst es mir, schenkst mir neuen Mut und bringst mich zum lächeln. Ich wünschte ich könnte das bei dir genauso oft bewirken. Sag nie wieder, dass du ein Nichts wärst. Bitte, bitte sag das nie wieder."

Er drückt mich noch fester an sich und krallt sich in meine Schultern, als er plötzlich leise zu schluchzen beginnt. Vollkommen verwirrt bleibe ich stocksteif stehen. Eren weint? Eren weint? Eren weint. Eren weint!

Schnell erwidere ich die Umarmung, schubse leicht die Autotür zu und ziehe ihn mit mir ins Haus. Eren weint.

"Ich liebe dich so sehr.", schluchzt er und hebt mich plötzlich hoch. Aus Reflex schlinge ich meine Beine um ihn und drücke mich an ihn, ziehe seinen betörenden Duft ein und kralle mich in seine Haare, während er mich immer noch an sich drückt. "Sag sowas nie wieder!"

"Okay." - "Versprich es mir.", fleht er und sieht mich mit geröteten Wangen an. Ich seufze leise. "Okay, ich verspreche es.", murmle ich und küsse ihn kurz. Er hat nur was von sagen gesagt, dass ich es weiterhin denke, ist okay.


Als wir in meinem Bett liegen, höre ich, dass meine Mutter von unten ruft, ob jemand Zuhause ist, doch ich ignoriere sie und streiche Eren weiter durch die Haare. Er liegt mit seinem Kopf auf meinem Bauch und knüllt meinen Pulli zusammen. Ich habe ihn noch nie so zerbrechlich gesehen. "Ich habe Angst, dass du dir wieder was antust, wenn ich gehe.", murmelt er leise und legt einen Arm um mich. "Das mache ich nicht mehr, Eren."

"Aber du hast oft an den Tod gedacht, als ich nicht da war. Ich will nicht, dass du dir was antust." - "Das werde ich nicht, Eren."

Eine Weile liegen wir noch so rum, bis er irgendwann einschläft und sich fest an mich krallt. So habe ich ihn noch nie erlebt. 


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Es tut mir leid, dass momentan so unregelmäßig geupdatet wird. Mir geht es nicht so gut. Habe momentan einen Tiefpunkt der Downphase, bin Zuhause ziemlich unter Druck und Schulisch läuft auch nicht so. Ich versuche das bei der nächsten Geschichte (diese hier endet in einigen Tagen) wieder zu bessern, weil ich es selber nicht mag so zu veröffentlichen. Also so ... mal so mal so ... irgendwie...

-A

100 Briefe [Ereri/Riren]Where stories live. Discover now