Tag 40

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[ Levi // 47 // ]

Gemeinsam mit Mike betrete ich den kleinen Shop und schaue mich ein wenig um. Ich war sehr lange nicht mehr hier und scheinbar hat der Kerl einige Dinge verrückt und umsortiert. Jetzt sieht das irgendwie alles viel unordentlicher aus. Tch.

Während Mike bei Reiner rumsteht, greife ich nach einigen neuen Pullovern und Farben, welche ich in einen Karton schmeiße und diesen lieblos an die Kasse stelle. Reiner und ich können seit einem bestimmten Vorfall hier im Laden nicht mehr so gut miteinander. Wahrscheinlich sieht er das noch anders, ich jedoch würde mich gerne soweit es geht von ihm fern halten. 

✘"Hey Dude!", ruft Mike und wieder mal könnte ich ihn wegen diesem Wort verfluchen. Seit einigen Wochen sagt er immer 'Dude' zu jedem, den er kennt. Das ist schlimm. "Na, Levi auch mal wieder hier?", grinst ein blonder Kerl hinter der Kasse. Er ist nicht viel älter als wir und sein Name lautet Reiner. Wow, waren seine Eltern großzügig.

"Hey.", murre ich und hole die nötigen Farbdosen, ehe ich sie auf die Kasse stelle und bezahle. Mike meint, dass er kurz auf Klo gehen würde und verschwindet schnell hinter Reiner. Kaum hat der dunkelblonde Riese den Raum verlassen, steht Reiner plötzlich neben mir und hält meine Schultern fest. "Bist du eigentlich mit diesem Eren zusammen?", haucht er leise und verwirrt drehe ich mich zu ihm um. "Ich wüsste nicht, was dich das etwas angeht."

Er lacht leise auf. "Ich würde das nur gerne wissen." - "Und wieso?" Anstatt mir zu antworten legt er nur seine Hand an meinen Hintern. Schnell versuche ich seinen Arm wegzuschlagen, doch er packt nur fester zu und zieht mich an sich heran. "Lass ihn los, Reiner.", hört man plötzlich Mike, welcher sofort auf mich zu kommt und mich von ihm weg zieht. ✘

"Tüte.", knurrt Mike der Blondschopf packt eine schwarze Papiertüte aus, um meine neuen Pullover und die Farben einzupacken. Ohne zu bezahlen verlassen wir den Laden seines Onkels und gehen danach noch ein bisschen durch die Stadt.

Als Reiner mich damals angefasst hat, hat Eren ihm deutlich gemacht, dass er das lieber nicht noch einmal tun sollte. Damit ich von einer Anzeige wegen mehrfacher Belästigung - er hatte das schon oft auf nicht ganz so vulgäre Weise versucht - absehe, sagte sein Onkel, dass wir in diesem Shop alle Artikel umsonst bekommen würden. Recht praktisch, wenn man sehr oft dahin geht.


In der Halle gehe ich sofort auf den Schornstein, schnappe mir vorher meine Mathe Sachen. Oben setzte ich mich hin und setze mir meine Kopfhörer auf, ehe ich meine Hausaufgaben mache. Ich hasse Mathe noch immer. Ich bin zwar gut geworden aber es ändert nichts daran, dass ich das meiste nicht auch anders lösen könnte.

Die Klänge von Kreuz hallen in meinem Kopf wieder und ich beginne die Sinusfunktion zu lösen, was mir erstaunlich schnell gelingt. Als ich damit fertig bin, will ich eigentlich wieder runter zu den anderen, doch da schaue ich in den Himmel, schalte die Musik lauter und beginne ein wenig mit zu summen. 

Der Himmel zieht einen schönen Kontrast zwischen rot und orange und lässt den Horizont leicht pink wirken, was unglaublich schön aussieht. Auch mit den herbstlichen Bäumen, die nach und nach ihre Blätter verlieren, wirkt alles noch schöner. Die kühle Luft und die Musik machen alles schon fast perfekt.

Ich mag dieses Wort nicht. Dieses 'perfekt'. Was ist das? Eigentlich doch nur eine Auffassung von einer Gefühlslage. Einer positiven. Aber perfekt würde ich nichts nennen. Wirklich nichts. 

Durch eine Hand auf meine Schulter, zucke ich zusammen und schaue zu Eren, welcher mich lächelnd ansieht und sich neben mich setzt. Ich nehme einen Kopfhörer aus meinem Ohr und gebe ihm dem Stecker, welchen er sich ins Ohr steckt und zu lächeln beginnt. Er mag das Lied. 

Ich lehne meinen Kopf auf seine Schulter, greife nach seiner warmen Hand, verschränke unsere Finger ineinander und verstecke diese Konstellation in meiner Bauchtasche am Pulli. Irgendwie fühle ich mich damit immer wie ein Känguru. Aber ich liebe eben diese Pullis. 

"Levi?" - "Mhm?", mache ich und schließe meine Augen. "Die ganzen Bilder in deinem Zimmer, haben die dich nicht irgendwann deprimiert?" Ich seufze leise. "Ja, immer und immer wieder. Aber ich wollte mich an das Positive in meinem Leben erinnern. Und das warst und bist eben du.", murmle ich und merke dann, wie er über meine Wange streichelt. Ich schaue zu ihm hoch, ehe er seine Lippen auf meine legt und mich etwas an sich zieht. 

Glücklich erwidere ich den Kuss und fahre ein wenig durch seine Haare, ehe wir uns lösen und ich meinen Kopf in seinem Schoß bette und den Sonnenuntergang weiter betrachte. Die Musik in meinem Ohr nehme ich nur noch entfernt war, ich bin mehr fokussiert auf Erens Hand in meinen Haaren und wie er mit einen Haarsträhnen spielt.

Ich liebe ihn so sehr. 

100 Briefe [Ereri/Riren]Where stories live. Discover now