Kapitel 2 (x)

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Leah's Sicht

Die Ferien bei meiner Mum waren so schnell vergangen. Heute war Freitag und in drei Tagen war der erste Schultag. Es war schön, die Ferien nicht in gewohnter Umgebung zu verbringen, man konnte ganz abschalten. Nach der Trennung meiner Eltern war meine Mum so weit weggezogen, dass wir zu ihr fliegen mussten. Die Zeit hier hatte mir geholfen wieder selbstbewusster zu werden. Sie hatte mich wieder ein Stückchen zu meinem alten ich gebracht. Zu dem ich, dass ich seit etwa zwei Jahren nicht mehr war. Und das verdankte ich den Menschen, die ich hier kennenlernen durfte, manche würde ich sicherlich vermissen, bei anderen hoffte ich, dass ich sie nie wieder sah. Ich hatte mich auch äußerlich etwas verändert. So hatte ich meine ehemaligen blonden Haare braun gefärbt und hatte Fitness für mich entdeckt. Ich machte keinen Sport, um abzunehmen, viel mehr gefiel es mir, an meine Grenzen zu gehen. Ich mochte das Gefühl, wenn ich einen gewissen Punkt überschritten hatte und mich danach gut fühlte. Ob ich das zu Hause weiterführen würde, wusste ich noch nicht, aber ich hoffe es.

Heute flogen wir zurück und für mich begann mein letztes Jahr. Wenn ich ehrlich war, wusste ich nicht, ob es mich traurig machte zu wissen, dass ich nur noch ein Jahr mit meinen zwei besten Freunden hatte, bevor sich unsere Wege trennten oder ob es mich glücklich machte, das ich nur noch ein Jahr davon entfernt war, die Schule hinter mir zu lassen und ans College zu gehen. Aber so groß auch die Freude auf das College war, ich würde Charlie und Noah unglaublich vermissen.

Charlie – Charlotte – war ein unglaublich tolles Mädchen. Sie war nicht nur bildschön und schlau, nein, sie war der verständnisvollste und fürsorglichste Mensch, den ich jemals kennengelernt hatte. Sie war immer für mich da und ich konnte mich immer auf sie verlassen. Obwohl sie das totale Gegenteil von mir war, konnte ich mir keine bessere beste Freundin wünschen. Charlie war ein sehr offener Mensch, der kein Problem damit hatte mit fremden Menschen in ein Gespräch zu kommen. Ich dagegen hatte da manchmal so meine Probleme. Die Wochenenden verbrachte sie gerne auf Party, sie wollte später nicht das Gefühl haben, etwas verpasst zu haben. Ich verbrachte meine Zeit lieber woanders, viel zu sehr erinnerte mich die vielen glücklichen Menschen an früher. Ich hatte nicht immer mein zuhause bevorzugt, es gab eine Zeit, da liebte ich es, bis spät draußen unterwegs zu sein und mit meinen Freunden zu feiern. Aber diese Zeiten waren vorbei.

Noah war aber auch gerne auf Partys unterwegs. Noah kannte ich schon gefühlt mein ganzes Leben, denn wir hatten uns bereits in der Grundschule kennengelernt. Seitdem er am ersten Tag total in mich reingelaufen war und ich sein Sandwich auf meiner Jacke kleben hatte, gehörte er zu Familie. Und das war auch gut so, denn wenn ich ihn nicht hätte, wäre ich manchmal ziemlich aufgeschmissen. Er hatte immer die passenden Worte und einen guten Rat, wo auch immer er diesen herholte. Ich hatte oft das Gefühl, das ich für ihn wie eine kleine Schwester war, auf die er aufpassen musste. Genau wie David versucht er, mich vor allem und jeden zu schützen.

Die drei, Charlie – Noah – David, waren die wichtigsten Menschen in meinem Leben, die ich über alles liebe und bei denen ich keine Angst haben muss, für etwas verurteilt zu werden.

Das Klopfen an der Zimmertür riss mich aus meinen Gedanken. Meine Mum steckte ihren Kopf durch dir Tür und sagte: „Leah, kommst du? Wir müssen langsam los." Nickend nahm ich meinen Koffer, sah mich ein letztes Mal im Zimmer um, um mich zu vergewissern, dass ich alles eingepackt hatte, und folgte dann meiner Mum nach unten.

*

Im Auto, auf dem Weg zum Flughafen, redete ich nicht viel, sondern schaute aus dem Fenster und folgte den Gesprächen meiner Mum und David. Nach einer Stunde hatten wir den Flughafen erreicht, erleichtert stieg ich aus. Mit einer Umarmung verabschiedete ich mich von meiner Mum und ging gemeinsam mit David zu unserem Gate. Die Beziehung zu meiner Mum litt etwas unter der großen Distanz, wir sprachen zwar fast jeden Tag miteinander, aber es war trotzdem nicht das Gleiche.

*

„David, ich möchte Noah und Charlie noch etwas mitbringen. Ich schaue mal, ob ich etwas finde", informierte ich David und machte mich auf den Weg. Ich suchte nach etwas Persönlichem, etwas das nicht typisch war. Ich hatte Glück und fand schnell zwei perfekte Geschenke.

Als ich wieder am Gate ankam, öffnete es und wir stellten uns in die Reihe. David überließ mir den Platz am Fenster, denn er wollte schlafen und so konnte ich aus dem Fenster schauen. Ich kramte in meiner kleinen Tasche nach meinen Kopfhörern und mein Handy. In der Musikapp drückte ich auf Shuffle und „Backpack" von Justin Bieber ertönte.

*

Wir flogen mittlerweile schon seit 5 Stunden, in denen ich aus dem Fenster sah. Erst als das Lied 'World gone Mad' von Bastille ertönte, fing ich an, den Himmel genauer zu betrachten. Die Sonne ging langsam unter und färbte den Himmel in Rot und Orange. Der Teil, den die Sonne nicht mehr erhellte, färbte sich Lila und Blau. Die verschiedenen Farben ließen die Wolken noch schöner und weicher aussehen. Wie gerne ich meine Hand ausstrecken und nach den Wolken greifen würde. Nur um zu wissen, ob sie genauso weich waren, wie sie aussahen. Je mehr ich die Sonne dabei beobachtete, wie sie immer wieder ihre Farbe veränderte, schweiften meine Gedanken zu meinem letzten Schuljahr. Irgendwas sagte mir, dass dieses Jahr nicht so verlaufen würde wie die letzten Jahre. Aber was würde sich verändern? Würde ich mich weiterhin darauf konzentrieren gute Noten zu schreiben, um dann Medizin zu studieren? Wollte ich das denn immer noch? Seit ein paar Jahren wusste ich endlich, was ich in meinem Leben machen wollte und dafür hatte ich bis jetzt sehr hart gearbeitet. Der Unfall vor ein paar Jahren hatte mir gezeigt, wie hilflos ich war und das wollte ich nicht sein. Ich wollte mich nicht hilflos und verloren fühlen, wenn jemand verletzt war und um sein Leben kämpfte. Ich wollte dafür sorgen, dass es demjenigen besser ging und er Hilfe bekam.

*

Zusammen mit meinem Bruder und unseren Koffern liefen wir durch den Flughafen, auf der Suche nach unserem Dad. Als wir ihn fanden, stellte ich überraschend fest, dass nicht nur er kam, sondern auch Charlie und Noah. Als Charlie mich sah, lief sie sofort schreiend auf mich los, um mich zu umarmen. Lachend erwiderte ich ihre Umarmung. Noah zog mich leicht von ihr weg und zog mich ebenfalls in eine enge Umarmung. Ich drücke ihn fest an mich und erst in dem Moment merkte ich, wie sehr ich die beiden vermisst hatte. Noah gab mir einen Kuss auf die Stirn, wie er es immer tat. „Ich habe dich vermisst", flüstert er leise. „Ich habe euch auch vermisst", sagte ich lächelnd und löste mich von ihm. Nachdem ich auch Dad umarmt hatte, schnappte ich mir meinen Koffer und wir gingen alle nach draußen.

Auf der Autofahrt zu uns nach Hause wurden wir über unsere Ferien ausgefragt. Die Zeit in der Noah und Charlie noch kurz bei mir geblieben waren, berichtete ich ihnen ein wenig, aber ich war von dem Flug viel zu müde, um alles genauestens zu erzählen. Das rechtliche Wochenende räumte ich meinen Koffer aus und bereitete mich auf die Schule vor.

DamianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt