Kapitel 58

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Nachdem ich wieder Zuhause war und meine neuen Blöcke und Stifte weggeräumt hatte, zog ich mir eine Jogginghose und einen alten Pullover von David an.

Mit einer Schüssel voller Trauben, lag ich nun auf dem Bauch in meinem Bett und las mein aktuelles Buch. So wie dieser Nachmittag verliefen alle Nachmittage im letzten Jahr. Ich, ein Buch und Musik. Ich hatte es geliebt, in die anderen Welten einzutauchen. Ich habe es geliebt, mit den Protagonisten mitzufühlen. Gleichzeitig war ich aber auch froh, dass sobald ich das Buch weglegte, die Probleme nicht mehr meine waren. Es kam mir vor, als hätte ich ewig nicht mehr gelesen. Jedes Wochenende war ich wo anders. Aber ich habe das Lesen irgendwie kein bisschen vermisst.

Meine Beine waren angewinkelt und bewegten sich im Rhythmus der Musik, die ich leise im Hintergrund laufen ließ, vor und zurück.

Gerade als ich nach einer Traube greifen wollte, sah ich einen Schatten auf meinem Balkon. Sofort setzte ich mich auf meine Knie und griff nach meinem Handy. Die Musik machte ich aus und sah zu meinem Balkon. Ein lautes Krachen war zu hören und im nächsten Augenblick stand eine große, dunkel gekleidete Person vor der Glastür. Panisch umklammerte ich mein Handy fester.

Als die Person gegen die Scheibe klopfte und in meine Zimmer sah, erkannte ich sein Gesicht. Erleichtert atmete ich aus. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte.

„Du willst unbedingt, das ich einen Herzinfarkt bekomme, oder?", fragte ich, während ich Damian die Tür öffnete und einen Schritt zur Seite machte. Grinsend trat er ein. „Nein, dann wäre niemand mehr da, den ich erschrecken könnte. Ach ja, ich hoffe, du mochtest diesen komischen Blumentopf nicht zu sehr. Er war plötzlich im weg." Er hat ernsthaft meinen Blumentopf kaputtgemacht? Während ich die Tür wieder schloss, setzte sich Damian auf mein Bett. „Was machst du hier?", fragte ich und beobachtete ihn, wie er meine Trauben aß. „Trauben essen.", verkündete er mir grinsend, während er sich eine weitere Traube in den Mund schob. Mit hochgezogener Augenbraue sah ich zu ihm. „Du kletterst auf meinen Balkon, machst meinen Blumentopf kaputt, um dann meine Trauben zu essen? Warum kletterst du überhaupt hier hoch? Ich dachte, du hättest einen Schlüssel?"

„Ich wollte mich noch mal bei dir bedanken, das du Hailey geholfen hast.", antwortete er mir, ohne auf meine Fragen einzugehen." „Aber eigentlich wollte ich fragen, ob du Lust hast, etwas essen zugehen. Also mit mir. Cole, Ben und Grace werden auch da sein." Er kam den ganzen Weg hierher, um mich zu fragen? Er hätte einfach Cole fragen können. Dann wäre der hässliche Blumentopf von Tante Claudia jetzt nicht kaputt. „Jetzt?" Genau in diesem Moment klingelte sein Handy. „Ja. Wir sind sogar eigentlich schon etwas spät dran." „Wir? Wenn dann bist du spät dran. Immerhin wusste ich bis vor zwei Minuten nichts von deinen Plänen."

„Ja, ich musste warten, bis David weg war." David ist weg? Wann hat er bitte das Haus verlassen? Er hat sich nicht einmal verabschiedet. „Du weißt, das mein Bruder weg ist, und kletterst trotzdem?" Damian griff hinter sich nach einem Kissen und warf mich damit ab. Es traf mich an meiner Schulter. „Ey."

Mit der Schüssel in der Hand stand er auf. Wieder klingelte sein Handy. „Zieh dich um. Ich warte unten auf dich, Honey", sagte er, während er den Anruf bereits angenommen hatte und aus meinem Zimmer ging. „Ja, Ja. Ich bin schon auf dem Weg.", hörte ich ihn noch sagen. Honey? Auch wenn dieses Wort keinerlei Bedeutung hatte, hörte es sich trotzdem schön an. „Das waren meine Trauben!", rief ich ihm hinterher, bevor ich mich im Bad umzog.

*

Wir saßen seit fünf Minuten in seinem Auto, aber sprachen kein Wort miteinander. Warum war das bei uns immer so schwer? Am Anfang fanden wir nie ein Thema, aber sobald wir eins hatten, unterhielten wir uns die ganze Zeit. Nach dem ich ihn beim Einsteigen gefragt hatte, wohin wir fahren würden, hat sich kein Gespräch mehr entwickelt. Wir fuhren zu einem kleinen Diner, etwas außerhalb der Stadt. Es hatte erst vor Kurzem neu eröffnet und war noch recht unbekannt.

DamianNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ