Kapitel 54

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"Wollen wir zusammen fahren?", fragte ich und während ich mir meine Chucks anzog. "Klar, wann soll ich dich abholen?", fragte Cole. "Ich wäre eigentlich fertig." "Super. Ich bin in 20 Minuten bei dir." Dann legten wir auf. Ich ging ins Badezimmer und überprüfte noch einmal meine Haare. Alles war gut. Cole hatte mich in der Schule gefragt, ob ich Lust hätte, mit ihm auf eine kleine Party am See zu gehen. Sie sei nicht groß; eher eine kleine Runde mit Lagerfeuer, mit höchstens 20 Leuten. Es klang nach spaß, also hatte ich zugesagt.

Obwohl Noah und Charlie nicht mit konnten, freute ich mich. Hoffentlich würde ich nicht irgendwann alleine irgendwo rumsitzen. Noah war mit seinen Eltern übers Wochenende zu seinen Großeltern gefahren und Charlie hatte heute ein Date mit Elias.

Ich klopfte leise an die Tür meines Bruders. "Hm?", ertönte seine Stimme. Langsam öffnete ich sie und steckte meinen Kopf hinein. "Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass ich dann jetzt weg bin. Ich habe mein Handy dabei." David lag auf seinem Bett und war an seinem Handy. Er schaute mich nicht einmal an. Früher war er so besorgt um mich und heute lässt er mich einfach so mit, einem ihm fremden Jungen, auf eine Party gehen. Irgendetwas beschäftigt ihn und ich weiß einfach, nicht was es ist. Das machte mir sorgen. "David?", ich trat einen Schritt in sein Zimmer "Hast du mir zugehört?" "Hm." "David.", sagte ich nun lauter. "Was willst du den noch verdammt?! Wolltest du nicht schon lange weg sein? Geh doch einfach." Er schaute mich einmal kurz an und dann wieder auf sein Handy. Ich sah ihn noch einen momentlang an, bevor ich mit gesenktem Kopf das Zimmer verließ. Er hatte noch nie so mit mir geredet. Klar, wir haben uns gestritten, aber nie in einem so abfälligen Ton. Er hat mir noch nie das Gefühl gegeben, das ich ihn nerven würde oder das ich unerwünscht bin.

Das Hupen vor der Haustür unterbrach meine Gedanken. In schnellen Schritten ging ich nach unten, nahm meinen Helm, eine Jacke und mein Handy und ging nach draußen. Während ich auf Cole zu ging, zog ich mir den Helm auf. Wir umarmten uns kurz, bevor ich auf sein Motorrad stieg und er losfuhr.

Er fühlt sich wie früher an. Ich fühlte mich wieder frei und meine Gedanken waren aus. Alles war wie früher. Nur das sich meine Gedanken nicht mehr um die Schule drehten, sondern um meinen Bruder.

Als wir wenige später an einem See an kamen, ging die Sonne bereits langsam unter. An diesem See war ich immer mit meiner Familie. Ich nahm meinen Helm ab und sah mich lächelnd um. Was hier schon alles passiert ist. "Alles gut bei dir?", fragte mich Cole und nahm mir meinen Helm ab. "Ja. Ich musste nur gerade daran denken, was ich hier alles mit meiner Familie erlebt habe. Ich habe hier schwimmen gelernt, bin von einem Baum gefallen und mein Bruder wollte, als er kleiner war, unbedingt mit dem Fahrrad auf dem Wasser fahren können." "Wenn man sonst nicht können will." Er lachte. "Na komm. Es ist nicht weit von hier." Schon nach wenigen Schritten, höre man Stimmen, leise Musik und das Knistern eines Feuers. Als wir noch etwas näher kamen, erkannte ich ein großes Lagerfeuer. Die meisten Leute saßen um das Feuer herum, unterhielten sich, lachten und tranken etwas. Nur wenige standen in kleineren Gruppe etwas abseits. Manche waren sogar im See. Ich musste lächeln, denn es wirkte wirklich gemütlich. Die Musik war nicht unendlich laut, die Leute waren überschaubar und gut gelaunt.

Als wir beim Feuer ankamen, stand ein blonder Junge auf und kam auf uns zu. Er begrüßte Cole mit einem Handschlag, dann drehte er sich zu mir um. "Hey, wir kennen uns noch nicht oder? Ich bin Sam." "Hey, ich bin Leah" "Freut mich, Leah. Holt euch dort hinten was zum Trinken und setzt euch zu uns." Er drehte sich wieder um und stocherte im Feuer rum, bevor er ein weiteres Holzstück drauf warf. Wir nahmen uns etwas zum Trinken, beide eine Cola, und setzten uns zu den anderen.

Ich sah dem Feuer zu, wie kleine Funken in den Himmel stiegen und immer dunkler wurden. Die Stimmung war echt perfekt. Jeder war nett und ich wurde von einigen in ihre Gespräche mit einbezogen. Die meisten waren auf unsere Schule und ich hätte mir niemals vorstellen können, dass man mit ihnen so viel Spaß haben könnte.

Irgendwann tauchte ein Schatten hinter Cole auf. Ich drehte mich zu der Person um, es war Sam. Er legte seine Hände auf seine Schultern. Cole legte den Kopf in den Nacken, um zu Sam schauen zu können. "Könntest du mir einen Gefallen tun?", fragte dieser. "Klar, was denn?" Sam zeigte auf einen kleinen dunkelhaarigen Jungen, der an einem Baumstamm angelehnt stand. "Könntest du ihn vielleicht heimfahren? Du bist der Einzige, der noch nichts getrunken hat. Du kannst auch mein Auto haben." Cole sah mich an und ich wusste, dass er mich fragen wollte, ob es in Ordnung sei, wenn er mich kurz allein lassen würde, deshalb nickte ich lächelnd. Cole hielt Sam seine offene Hand hin, Sam legte einen Autoschlüssel hinein. "Danke, du bist der beste." Cole nickte und stand dann auf. "Bin gleich wieder da." Dann ging er zusammen mit Sam zu dem Jungen, dem es anscheinend alles andere als prächtig ging. Ich schaute wieder zum Feuer und hörte den anderen bei ihren Gesprächen zu.

*

Jemand setzte sich neben mich. "Hey." Ich drehte meinen Kopf zu der Stimme. "Hey." Neben mir saß nun ein Mädchen mit langen dunklen Haaren, braunen Augen und sah mich mit einem freundlichen Lächeln an. "Ist es in Ordnung, wenn ich mich hier hinsetzte? Ich kenne noch fast niemanden hier." Ich nickte. "Klar. Ich bin Leah." "Ich heiße Grace."

"Ich bin erst vor einer Woche hierhergezogen und kenne bis jetzt noch nicht viele. Naja bis auf Ben und Damian. Die beiden haben mich mit hier her geholt. Kennst du sie auch?" Damian war auch hier. Ich sah mich unauffällig nach ihm um, aber konnte weder ihn noch Ben sehen. Es ist mittlerweile stock dunkel und nur das Lagerfeuer und einzelne Fackeln spendeten Licht. "Ja, die beiden kenne ich. So wie eigentlich jeder." Ich lächelte sie an. "Möchtest du etwas trinken?", fragte ich sie. "Ein Bier bitte." Ich bückte mich zu der Bierkiste, die neben mir stand und gab ihr eins. "Dann gehst du auch auf unsere Schule oder? " "Ja. Ab Montag. Wie sind die Leute dort so?" Sie öffnete ihr Flasche und trank einen Schluck. "Sie sind ganz ok. Ich denke so wie an jeder Schule, haben wir Idioten und auch nette Leute." "Also kann ich damit rechnen, dass mindestens eine mich komisch anmachen wird? Na das wird ein toller Start ins letzte Schuljahr." Seufzend nahm sie einen weiteren Schluck. "Wenn du willst, kann ich auf dich am Montag warten und wir gehen zusammen zum Unterricht. Ich kann dir dann auch die Schule zeigen und so." "Das wäre unfassbar lieb von dir. Ben und Damian scheinen zwar nett zu sein, aber ich glaub nicht, das sie für mich den Babysitter spielen würden. So gut kennen wir uns dann auch nicht." "Sehr gerne." Ich trank den letzten Schluck meiner Cola und stellte die leere Flasche weg.

Grace schien echt nett zu sein. Ein fröhlicher und offener Mensch. Sie ist letzte Woche hierher gezogen, weil ihre Eltern einen neuen Job gefunden haben. Wie ich erfahren habe, wohnt sie neben Ben, daher kennt sie auch die beiden.

Als Grace mir erzählte, wie sie an dem ersten Tag an ihrer alten Schule mit Schlafanzug-Oberteil in der Klasse saß, mussten wir lachen. Sie hatte an diesem Tag verschlafen und da sie so gestresst war, hat sie ganz vergessen gehabt, sich umzuziehen. Sie hatte bestimmt einen guten Eindruck hinterlassen. "Worüber lacht ihr beiden den so herzlich?", fragte Ben amüsiert, als er sich zu uns setzte. Gerade als ich mich fragte, wo Damian sei, setzte er sich ebenfalls zu uns. Er sah mich lächelnd an und formte mit seinen Lippen ein lautloses Hey. Ich lächelte ihn an. Er war wie immer total in Schwarz, aber seine Haare waren unordentlich und auch sonst sah er müde aus. Seine Augen glänzten nicht so sehr wie sonst. "Oder Leah?", riss mich Grace aus meiner Starre. Ich überlegte, was die letzten Sekunden geredet wurde, aber ich hatte nichts gehört. "Ja", sagte ich nur und sah zum Feuer. Dank der Hitze vom Feuer, war mein Gesicht sowieso schon rot.

Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche. Als ich Charlies Nummer auf dem Display sah, wusste ich, das das Date nicht gut gelaufen war. Dafür kam der Anruf zu früh. "Ich bin gleich wieder da.", verabschiedete ich mich und ging vom Feuer weg. "Hallo?" "Es war schrecklich", hörte ich Charlie frustriert seufzend. "Wieso? Was ist passiert?" Ich ging einige Schritte und setzt mich dann zwischen zwei Fackeln, direkt vor den See, auf den Boden. "Am Anfang war es echt schön. Wir waren ja etwas essen und haben uns echt gut unterhalten. Er war witzig, aufmerksam und charmant. So richtig perfekt. Und auch in seinem Auto, als wir auf dem Weg zum Kino waren, war alles gut. Aber dann im Kino fing es an.", erzählte Charlie. Sie erzählte, wie das Mädchen an der Kasse Elias mit 'Babe' angesprochen hatte und keine 5 Minuten später hat er die Nummer eines anderen Mädchens bekommen, das auf den Toiletten auf ihn warten würden. Dass Elias ein Aufreißer war, war überall bekannt, deswegen hat es mich auch gewundert, dass er mit Charlie auf ein Date ging. Aber anscheinend hat er die Mädels nicht einmal abgehalten. Danach sei die Stimmung wohl total gekippt und Charlie ist mit der Ausrede, sie müsse auf Toilette, nach Hause gefahren. Wir haben noch eine Zeit lang telefoniert, bis sie sicher zuhause ankam. 

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Hab mich dazu entschieden, zur Feier des Tages ( bin nun 20 haha) poste ich 2 neue Kapitel🙈

Damianحيث تعيش القصص. اكتشف الآن