Kapitel 52

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Cole hatte sich von uns verabschiedet, denn einer der Jungs fuhr beim Rennen mit und sie mussten vorher noch etwas erledigen. Charlie und ich standen mittlerweile etwas abseits der Masse. „Wo finde ich was zum Trinken?", fragte sie mich „Hier in dem Gebäude." Ich zeigte auf das Gebäude, vor dem wir standen. Gebäude war vermutlich zu weit hergeholt. Es war früher mal eine alte Lagerhalle, die in die Jahre gekommen war. Es wundert mich, dass es bisher noch nicht eingestürzt ist. Wenn hier kein Rennen war, wurden hier Partys gefeiert, meistens ohne einen Anlass. Aber es war immer schön hier. Cole und ich waren auch manchmal hier, wenn kein Rennen war und es war immer lustig. „Möchtest du auch was?" „Nein Danke. Ich warte hier ja? Aber beeil dich." Sie nickte und verschwand dann in die Lagerhalle.

Ich lehnte mich gegen die Wand und sah in den Himmel. Die Sterne funkelten wunderschön am Himmel und keine einzige Wolke war zu sehen. „Du bist mindestens genauso schön wie die Sterne dort oben." Ich richtete meinen Blick nach vorne und sah die Person an. Sie war groß, dunkel gekleidet und stank nach Alkohol. „Wer bist du?", fragte ich ihn verwirrt, denn ich kannte die Person vor mir nicht.  „Wie unhöflich von mir. Ich bin Alex. Wie ist dein Name, Schöne?" „Ich heiße Leah." Er stellte sich vor mich und stütze sich mit einem Arm neben meinem Kopf ab. „Wunderschön", raunte er leise und strich mir über mein Haar, meinen Hals und dann meine Arme runter. Ich legte meine Hände auf seine Brust und schob ihn ein Stück von mir. „Könntest du mir bitte nicht so nah kommen?" Alex bewegte sich wieder zu mir und legte einen Arm um mich und zog mich näher an sich heran. Ich sah zur Lagerhalle. Charlie ich wäre froh, wenn du wiederkommen würdest. „Lass mich los." Ich versuchte, seinen Arm von mir zu bekommen. „Chris meinte schon, dass du eine harte Nuss wärst. Aber das ist nichts, was ich nicht hinbekomme."
Er fing an, meinen Hals zu küssen. Chris? Was hatte Chris damit zu tun? „Chris?" Er antwortet mir nicht darauf, sondern zog mich noch näher an sich heran. Sein starker Alkohol Geruch stieg mir in die Nase. „Lass mich los!", sagte ich lauter und schlug gegen seine Brust. Innerhalb weniger Sekunden hatte er meine Hände in seiner Hand gefangen und verhinderte, dass ich mich bewegen konnte. Er drückte mich gegen die Wand und fuhr mit seiner Hand unter meinen Pullover. „Lass mich los!", schrie ich nun und zappelte. Warum hört mich hier keiner?

Auf einmal hörte ich ein lautes Brummen. Ein Motor. Als ich an Alex vorbei sah, sah ich, wie ein Licht auf uns zugerast kam. Kurz hatte ich Angst, dass es Chris wäre, der nun das beenden würde, was er damals angefangen hat, aber dann erkannte ich Damians Motorrad. Er war schnell. Zu schnell. Wenn er nicht bald bremsen würde, würde er ungebremst gegen die Wand fahren. Ich spürte die Berührungen von Alex nicht mehr, ich nahm nicht mehr wahr, wie er mit mir redete. Meine Aufmerksamkeit lag ganz auf Damian. Der immer noch mit unveränderter Geschwindigkeit genau auf uns zuraste. Brems. Damian brems doch endlich. Schrie ich ihn in Gedanken an.

Endlich bremste er ab und kam quer vor uns zum Stehen. Alex fuhr erschrocken um. Damian zog seinen Helm ab. Er sagte kein Wort, sondern sah Alex nur an. "Damian, schön dich zu sehen. Wie kann ich dir helfen? " Alex ließ mich los und ich ging sofort einige Schritte von ihm weg, zu Damian. Damian stieg von seinem Motorrad und zog mich zu sich. "Geht es dir gut?" Ich nickte. Damians blick blieb noch einen Moment auf mir, bevor er wieder zu Alex sah. "Was willst du hier?" "Sorry man , ich wusste nicht, dass die Kleine dir gehört. Ich sollte nur einen Auftrag erfüllen." Normalerweise würde ich Alex sagen, dass ich nicht Damians Kleine bin und ihm schon gar nicht gehöre, aber ich war Damian viel zu dankbar. Damian scheint auch hier, das sagen zu haben. Alex Stimme klang bei Weitem nicht mehr so selbstbewusst wie noch vor ein paar Sekunden. Die Angst in Alex Augen, als Damian auftauchte, war nicht zu übersehen, auch wenn er jetzt auf starkmachte. "Verpiss dich einfach wieder dahin zurück, wo du her gekommen bist. Wenn ich dich heute auch nur noch einmal sehe, verspreche ich dir, wird man dich eine Zeit lang nicht mehr sehen.", drohte ihm Damian. "Haben wir uns verstanden?" Ohne Damian zu antworten, verschwand Alex mit schnellen Schritten in der Menge.

Damian sah ihm solange hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war und sah mich dann wieder an. Er machte einen Schritt auf mich zu. "Danke.", sagte ich leise. Er lächelte mich an und strich mit seinem Daumen eine Träne weg. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich geweint hatte. "Was machst du hier? Und vor allem allein? Ist Cole nicht hier?" Er stellte den Motor seines Motorrades aus. "Ich bin nicht alleine. Charlie ist nur gerade was zum Trinken holen gegangen." "Charlie? Die von der Elias immer erzählt?" Ich nickte. Ich ging davon aus, dass Elias nicht mit zwei Charlies gleichzeitig ausging. Obwohl, man weiß bei ihm ja nie.

"Ich hätte nicht gedacht, dich heute hier zu sehen.", sagte ich nach einer Zeit. Aber ich hatte es gehofft. Viel zu sehr gehofft. Damians grinsen tauchte wieder auf. "Warum?" "Du warst die letzte Woche nicht in der Schule und ..." "Ja...ich musste ein paar Sachen regeln. Ich hatte auch nicht vorgehabt, heute hier er zu kommen aber..." Er bricht mitten im Satz ab. Aber was? Was wollte er noch sagen? "Aber?" Die Neugier in mir war geweckt. Damian schüttelte leicht den Kopf. "Ich wollte mich noch entschuldigen wegen Samstag. Der Anruf war sehr wichtig und ich musste los." "Ich weiß. Ich hab Ben auch schon gesagt, dass ich nicht sauer auf dich bin. Absolut gar nicht." "Du hast mir Ben geredet?" Ich nickte. "Er hat sich auch in deinem Namen entschuldigt." Damian verdrehte die Augen. "Ich bring ihn um. " "Ja das hat er auch gesagt." Ich lachte leicht. 

"Ja, ich werde ihn auf jeden Fall umbringen." Sein Grinsen verriet, das er nicht sauer auf Ben war. Damian zog aus seiner Jackentasche eine Zigarettenpackung und zündete anschließend eine an. "Willst du auch?" Er hielt mir die Schachtel hin. Ich schüttelte den Kopf. Wortlos steckte er die Schachtel wieder in seine Tasche. "Du kannst ihn nicht umbringen." "Kann ich nicht?" "Nein, das würde dir unsere Schule niemals verzeihen." Grinsend zog er an der Zigarette. "Ach ja?" "Ja. Dann hätten die ganzen Weiber nur noch eine Person zum Anschmachten und somit weniger Gesprächsstoff, über den sie auf den Toiletten in den Pausen tratschen könnten." "Gehörst du den nicht zu ihnen?", fragte er und blies den Rauch nach oben aus. "Nein. Ich verbringe meine Zeit lieber mit essen. Davon hab ich viel mehr." "Schade, ich würde gerne von dir angehimmelt werden. Ich bin doch viel sehenswerter als essen." "Warum bist du dir so sicher, dass du die Person bist?" "Bin ich es den nicht?" Grinsend verdrehte ich die Augen. Damian lachte leise und zog wieder an seiner Zigarette. "Du bist ganz schön von dir überzeugt, weißt du das?" Er sah mich mit einem schiefen Grinsen an. "Stört es dich?" Gegenfragen zu stellen, war immer meine Art zu antworten gewesen und  jetzt werde ich mit meiner eigenen Taktik geschlagen. 

Ich beobachtete ihn dabei, wie er seine Zigarette rauchte und wie er mich dabei die ganze Zeit ansah. "Fährst du heute auch?", fragte ich ihn. Er nickte und schmiss seine Zigarette weg. "Ja, gegen einen Freund von Cole. Der Kleine weiß noch nicht, dass er gegen mich fährt. Er soll wenigstens bis zum Start denken, dass er eine Chance hat zu gewinnen." "Vielleicht verlierst du ja dieses Mal." "Werde ich nicht." "Warum bist du dir so sicher? Immerhin hast du schon einmal verloren."  Er hat zwar nur knapp verloren, aber er hat verloren. Ich erinnerte mich an das rennen und musste lächeln. "Meine Gegner sind nie so gut wie du." War das ein Kompliment? Habe ich gerade ein Kompliment von Damian Eaton bekommen? Lächelnd musterte ich sein Gesicht, auf dem sich langsam ein Lächeln bildete. "Schau mich nicht so an. Du hattest an dem Tag Glück und ich hab dich falsch eingeschätzt." "Glück?" Ich zog meine Augenbraue hoch. "Wir können ja schauen, ob du noch mal so viel Glück hast. Wir könnten ja heute sehen, wer der bessere von uns beiden ist." "Ich bin nicht mit dem Motorrad hier. Außerdem hab ich dir schon mal gesagt, dass ich eigentlich keine Rennen mehr fahre." "Feigling." Ich schlug ihm leicht gegen den Arm. "Ich bin alles, aber kein Feigling." Er sah mir in die Augen. Sein Brustkorb hob sich langsam "Nein, das bist du nicht.", sagte er ruhig, dann räusperte sich. "Aber, du könntest Training in Selbstverteidigung gebrauchen." "Ja, da könntest du sogar recht haben." 

Damian wollte gerade etwas antworten, als Charlie zu uns kam. "Tut mir leid, da drinnen war so viel los. Oh hey." Damian begrüßte sie mit einem Einfachem hey. "Ich muss dann auch mal wieder weg. Das Rennen beginnt gleich. Man sieht sich." Damian setzte seinen Helm auf und stieg auf sein Motorrad. "Viel Glück.", wünschte ich ihm. Er konnte sein Gesicht nicht sehen, aber ich wusste, das er grinste. Er braucht kein Glück. Er wird gewinnen, so wie er es immer tut. Damian startete sein Motorrad und fuhr davon. 

"Er sieht echt heiß auf dem Motorrad aus." , sagte Charlie und schaute Damian hinterher. Ich drehte meinen Kopf zu ihr. "Ist ja schon gut. Hab ich das richtig verstanden, er nimmt heute ebenfalls an dem Rennen teil?" Ich nickte. "Das will ich sehen. Los lass uns gehen." 

DamianWhere stories live. Discover now