Kapitel 78

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Damians Sicht 

"Ok, ich müsste jetzt alles haben", sagte Grace, die vertieft auf ihr Handy starrte, auf dem sich vermutlich eine Einkaufsliste befand. Skeptisch sah ich zu Cole und erkannte in seinem Blick das auch er davon nicht überzeugt war. Den Satz hatte sie in der letzten Stunde 4-mal gesagt und immer fiel ihr etwas Neues ein.

Meine Laune war sowieso nicht besonders gut und dann kam Ben auch noch auf die grandiose Idee, dass ich ihn auf seinem Shopping Trip mit Grace begleiten solle. Ich war Cole echt dankbar, dass er das Elend mit mir teilte. Bens Interesse für dieses Mädchen in allen Ehren, aber was hatte ich hier zu suchen? Sie schien Ben zu gefallen und daraus machte er auch kein Geheimnis, und ich denke, auch Grace hat gefallen an ihm gefunden. Schon bei ihrem ersten aufeinandertreffen, als sie ins Nachbarhaus gezogen ist, hatte es zwischen den beiden gefunkt. Das, was sich zwischen den beiden anbahnte, wirkte unbefangen. Und einfach.

  Anders als bei Leah und mir. Es gibt kein Leah und ich, rief ich mir wieder ins Gedächtnis. Es gab nur diesen einen Kuss, der nun zwischen uns stand und vielleicht alles zerstörte. Aber ihr intensiver Blick und ihre Stimme Halt dich nicht zurück waren in dem Moment zu viel und mein letztes Stück Selbstbeherrschung war verschwunden. Es war ein Fehler, das war mir bewusst, aber trotzdem war das Gefühl, ihr nah zu sein und sie zu berühren, eins der schönsten Dinge, die die letzte Zeit in meinem Leben passiert waren. Es war ein Fehler, der nicht noch einmal passieren durfte, nicht weil es mir nicht gefallen hatte, sondern weil ich ihn zu sehr genossen hatte. Aber sie noch näher an mich heranzulassen würde sie in Gefahr bringen und ich hatte ihr gesagt, dass ich sie niemals an einen Ort bringe, der für sie gefährlich sei. Aber wenn ich so weiter machte, war ich auf dem besten Weg dazu.

Ich könnte ihr auch niemals gerecht werden. Ich vertraute ihr, sehr, ich hätte ihr sonst niemals etwas über meinen Vater oder meine Mum erzählt. Schon gar nicht hätte ich ihr Hailey anvertraut. Aber ich wusste nicht, ob ich bereit war ihr die ganze Wahrheit zusagen, und das müsste ich, wenn ich mich nicht von ihr fernhielt. Auch wenn es mir schwerfällt. Ich sollte mir schnell etwas einfallen lassen, um es Leah zu erklären. Sie von heute auf morgen zu ignorieren verdiente sie nicht.  

"Wen hat Leon denn da bei sich sitzen?", stört Ben meine deprimierenden Gedanken. Wir standen vor einem Café, das der Familie von Leon gehörte, also war es nicht ungewöhnlich, ihn hier zu sehen. Ihn in Begleitung zu sehen, allerdings schon. Ein Blick reichte, um zu sehen, dass es Leah war. Ihre braunen Haare erkannte ich sofort. Die beiden saßen nah bei einander und waren über irgendetwas gebeugt. Was sie taten, konnte man nicht erkennen, denn sie saßen mit dem Rücken zu uns gedreht. "Das ist Leah", presse ich zwischen den Lippen hervor. Als sich die drei in die Richtung bewegen, hatte ich eine böse Vorahnung. "Was wird das, wenn es fertig ist?", fragte ich. "Wir werden ihr Hallo sagen, oder hast du was dagegen?", erwiderte Cole, der mir nur einen kurzen Blick über die Schulter zuwarf und einfach weiter ging. Ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Brust breit. Ich wurde nervös. Das war noch nie passiert, bei keinem anderen Mädchen, mit dem ich sogar die Nacht verbracht hatte. Ich hatte nie ein Problem damit, auf diese Mädchen zu treffen, aber bei Leah war es anders. Bei ihr war alles anders. Mit schweren Schritten folgte ich ihnen, zu Leah und Leon. Die beiden saßen noch immer dicht beieinander und jetzt sah ich, dass sie auf ein Handy schauten. 

 "Bring ihn nicht um, bevor wir da sind", hörte ich Ben neben mir amüsiert sagen. Wie gerne ich das gerade machen würde. Er hätte ihr einfach das Handy geben können, dann müsste sie nicht halb auf seinem Schoß sitzen. War ich gerade wirklich eifersüchtig? Auf ihn?

Stumm folgte ich den anderen. Da wir von hinten kamen, sahen uns die beiden nicht kommen, was Cole und Ben ausnutzen, um sie zu erschrecken. Cole berührte Leah an den Schultern und gleichzeitig begrüßte Ben die beiden. "Na ihr zwei Süßen, was macht ihr denn hier?" Gegen das Lächeln, das sich begann auf meinen Lippen auszubreiten, konnte ich nichts tun. Wie erwartet zuckte Leah zusammen. Ich habe noch nie einen Menschen kennengelernt, der so schreckhaft war, wie sie. Aber ich mochte es. Es machte mir spaß, sie zu erschrecken. Ich mochte es auch, dass sie mich dann immer böse anschaute, und ich in ihren Augen genau sehen konnte wie sie sich anstrengte, um mir kein Grinsen zu schenken. Und dann lacht sie meistens. Ihre Augen fanden meine und mir war bewusst, dass sie wusste, was ich gerade dachte. Sie erkannte Dinge immer in meinem Ausdruck oder in der Art, wie ich etwas sagte. Ohne das ich etwas sagte, wusste sie, in welche Richtung es gehen wird. Auch ich konnte in ihren Augen immer so vieles lesen, wie jetzt. Sie war unsicher, vielleicht sogar etwas überfordert mit der Situation. Zu wissen, dass es anscheinend nicht nur mir so ging, beruhigte mich etwas. "Leon, Leon...du kannst sie doch nicht bei eurem Date direkt mit zu deinen Eltern schleppen", sagte Ben, der sich hinsetzte. Das er mich damit provozieren wollte, bemerkte natürlich niemand. Mit einem verräterischen Lächeln sah er kurz zu mir, während ich noch kurz unschlüssig dastand und nicht wusste wo ich mich hinsetzen sollte. 

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