Kapitel 18 (x)

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Seit dem Rennen war nun fast eine Woche vergangen und ich war immer noch froh darüber, dass mich an dem Abend keiner gesehen hatte, als ich zurück in mein Zimmer gekletterte. Da es so dunkel war, habe ich die kleinen Töpfe auf meinem Balkon zu spät gesehen und es gab einen lauten Knall. In dieser Woche hatte ich auch wieder Kontakt zu den Leuten von früher aufgebaut und wir verstanden uns noch immer so gut wie damals. Ich kam kein einziges Mal mehr zu spät und mein Bruder nervte mich noch immer, also war alles wieder beim Alten. Cole und ich verbrachten viel Zeit zusammen nach der Schule, in den Pausen stand er bei Damian und seinen Freunden. Seit dem Rennen verhielt sich Damian mir gegenüber immer komischer, immer wieder erwischte ich ihn dabei, wie er mich grinsend beobachtete oder wie er immer einen neuen Weg suchte, um mit mir ins Gespräch zu kommen. Sein Verhalten war komisch, weshalb ich versuchte ihm so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. 

"Wir sehen uns in der Pause", rief Charlie mir hinterher. Wir hatten nun wieder getrennt voneinander Unterricht, weshalb ich sie erst in der Pause wiedersehen würde. Ich musste vor dem Kurs noch an meinen Spind, um meine Bücher zu holen.  Am Schließfach angekommen, öffnete ich gerade die Tür, als ich sah, wie sich jemand hinter der Tür an die Schränke lehnte. Innerlich hoffte ich, dass es nicht Damian war, denn dann hätte ich keine Ausweichmöglichkeit und würde nicht drumherum kommen mit ihm zu reden. Da die Person nichts sagte, ignorierte ich sie weiterhin.  

"Du bist unglaublich, weißt du das?" Und da war wieder seine tiefe Stimme. "Was willst du, Damian?", fragte ich ihn desinteressiert und suchte weiter nach meinem Buch. Gott, wo ist dieses dämliche Buch? "Ich hätte nicht gedacht, dass du selber fährst", fuhr er unbeirrt weiter und spielte wieder auf das Rennen an. Ich fand endlich mein Buch und verstaute es in meiner Tasche. "Du denkst doch sonst auch nicht, warum tust du es jetzt?" Ich schlug die Tür meines Schließfaches zu und drehte mich mit verschränkten Armen zu ihm um. "Und nur zur Information, ich fahre nicht." 

Für mich war das Gespräch in diesem Moment beendet, denn ich hatte keine Lust weiter mit ihm zu reden, weshalb ich mich umdrehte und los ging. Nur hatte ich vergessen meinen Plan mit Damian abzusprechen, denn dieser war damit nicht einverstanden. Er griff nach meinem Handgelenk und zog mich zu sich zurück, um mich dann mit meinem Rücken an die Wand zudrücken. "Ich wusste gar nicht, dass du so frech sein kannst." In seinem Gesicht war keine Reaktion zu sehen, nicht einmal mehr sein dummes Grinsen war da. "Ich bin nicht frech, nur nervst du mich und ich weiß nicht was du von mir willst." Ich versuchte mich aus seinem Griff zu lösen, aber er war viel zu stark.

"Du willst wissen, was ich von dir will? Schön. Obwohl ich gewonnen habe, hat jeder nur von dir geredet, was sie übrigens immer noch tun. Erst war ich mir nicht sicher, ob sie wirklich von dir gesprochen haben, aber als ich nachgefragt habe und sie dich beschrieben haben, wusste ich, dass du es bist. Also wie kann es sein, dass du so was wie ein Star bist, ohne dass ich dich jemals dort gesehen habe?" Ich sah ihn einfach nur an und versuchte zu verarbeiten, was er mir da gerade erzählt hat. Er hatte sich nach mir umgehört? "Ich habe echt ein paar interessante Sachen über dich erfahren, die mich wirklich überrascht haben. Ich kann mich nur wiederholen, du überraschst mich immer wieder", fuhr er fort, als ich keinen Anschein machte, ihm auf seine Frage zu antworten. "Das liegt daran, das du so viele Dinge über mich nicht weißt, und jetzt lass mich bitte los." Wieder versuchte ich mich zu lösen und sein Griff wurde tatsächlich lockerer, aber er ließ mich immer noch nicht los. Das erste Mal, seitdem ich ihn kannte, lächelte er mich an. Sonst zeigte er mir gegenüber immer nur durch sein Grinsen oder einem kalten Gesichtsausdruck, was er gerade fühlte. Ich sah ihm in die Augen. Dieses Lächeln war freundlich und ohne Hintergedanken. Es war aufrichtig. Damian sollte viel öfter lächeln, er hatte ein wunderschönes lächeln.  

"Damian, lass mich bitte los." Er sah mir in die Augen, so, als würde er versuchen in ihnen die Antwort zu finden, nach denen er suchte. Einige Sekunden verharrten wir in dieser Position und sahen uns nur an. "Warum hast du aufgehört?", fragte er leise, fast flüsternd, ließ mich aber nicht aus den Augen. "Wenn du doch so gut warst." "Ich bin gut", sagte ich zu schnell. "Du bist gut?", wiederholte er langsam. "Also fährst du doch noch?" Er kam ein kleines Stück näher. Warum kam er mir so nah? Ich merkte wie sich meine Atmung verschnellerte und immer unregelmäßiger wurde. Warum reagierte mein Körper so stark? Er stand doch nur vor mir und sah mich an. Wir berührten uns nicht einmal, außer seine Hand an meinem Handgelenk, dessen Griff sich mittlerweile gelöst hatte und mich nur noch leicht berührte. "Nein, das habe ich doch schon gesagt", sagte ich, um mich aus der Situation zu retten, bevor Damian spürte, was für eine Wirkung er auf mich hatte. Meine Stimme klang stärker, als ich dachte. Er beugte sich noch ein kleines Stück näher und ich wich automatisch nah hinten, aber mein Kopf berührte bereits das kalte Metall. "Beweis mir, das du gut bist." "Was?", fragte ich verwirrt. Er neigte seinen Kopf zu meinem Ohr und ich konnte seinen Atem an meinem Hals spüren. "Na, fahr gegen mich. Am Freitag. Nur du und ich. Gegeneinander", haucht er mir in mein Ohr. Dann stellte sich Damian wieder aufrecht hin, sah mich noch einen kurzen Moment so an, bis sein Grinsen wiederauftauchte und er sich umdrehte und ging. Er ließ mich mit einer Gänsehaut und einer viel zu schnellen Atmung zurück.  

DamianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt