Kapitel 14 (x)

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„Als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, ging ich für zwei Monate nach New York, zu meiner Tante. Und da müssen wir unbedingt mal zusammen hin, du würdest die Stadt lieben", fing Cole an zu erzählen und sah mich glücklich an. „Meine Eltern haben durch den Unfall mitbekommen, dass ich Rennen gefahren bin und fanden, es wäre eine grandiose Idee, mich zuhause unterrichten zu lassen", sagte er sarkastisch. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schlimm das war. Ich mein...Ich war abgekapselt von der Welt, das geht doch nicht", fuhr er fort und ließ sich verzweifelt nach hinten auf die Wiese fallen. Er sah mich so erschüttert und fassungslos an, das ich anfing zu lachen.

Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie er fast durchgedreht sein musste und wie er dabei wie ein kleines Kind rum geschrieben hat. Bei der Vorstellung musste ich noch mehr lachen. Cole war wirklich niemand, den man zuhause einsperren konnte, das war das Schlimmste für ihn. Er liebte seine Familie über alles, das tat er wirklich, aber noch mehr liebte er seine Freiheit. Er musste sich frei bewegen können, unter Leuten sein und brauchte viel Abwechslung. „Du armer", sagte ich, als ich dachte, ich hätte mich beruhig. Aber der Blick, mit dem er mich ansah, sorgte dafür, dass ich wieder anfing zu lachen.

„Woher kennst du eigentlich Damian? Ihr scheint euch recht gut zu verstehen", fragte ich ihn, als ich mich endgültig beruhigt hatte. Auch ich ließ mich langsam neben ihn nach hinten fallen und schaute in den Himmel. „Ich glaub, es ist mittlerweile etwas mehr als ein Jahr. Ich weiß nicht mehr, warum, aber ich bin wieder zur Strecke gegangen und hab bei einem Rennen zugesehen. Bessergesagt habe ich Damian zugesehen, und er war gut. Er war wirklich verdammt gut. Ich wollte unbedingt wissen, wer er war, ich hatte ihn ja vorher noch nie gesehen und dann habe ich ihn angesprochen. Er hat mir aus meinem Loch geholfen. Wegen ihm fahre ich wieder, na ja wir fahren gemeinsam. Er hat mich auch aus meinem Gefängnis meiner Eltern geholt. Er hat so lange auf sie eingeredet, das es das Beste für mich wäre und er auf mich aufpassen würde." „Damian fährt Rennen?", fragte ich verblüfft und setzte mich wieder aufrecht hin. Er nickte. „Der Damian aus unserer Schule? Damian Eaton fährt Rennen? Ich kanns nicht glauben", sagte ich eher zu mir selbst und lachte leicht. Cole sah mich stirnrunzelnd an, er verstand meine Reaktion nicht. „Ich mein äußerlich passt er vielleicht dort hin und auch weil er Motorrad fährt, aber wenn man den Leuten glaubt, soll seine Familie sehr speziell sein. Sein Vater soll sehr streng sein und ihn kontrollieren. Wie soll er da denn Rennen fahren können?", erklärte ich meine Reaktion.

„Ja, sein Dad ist etwas anders, aber so, wie ich Damian kenngelernt habe, interessiert ihn die Meinung seines Vaters recht wenig. Generell interessiert er sich wenig für die Meinung anderer. Nur die seiner Schwester und seiner Freunde sind ihm wichtig." „Hätte ich mir ja auch denken können." War eigentlich klar, das er nicht darauf hörte, was seine Eltern ihm sagten und stattdessen das machte, was er wollte. Das passte zu ihm. „Du magst ihn nicht sonderlich, oder?", fragte Cole und richtete sich grinsend auf. „Was heißt mögen, ich kenne ihn nur durch meinen Bruder. Und eben durch die Schule. Wenn er bei David zu Besuch ist, gehen wir uns aus dem Weg und reden nur das nötigste miteinander. Früher hat er manchmal eine perverse Bemerkung von sich gegeben, aber seit ein paar Monaten ist er ruhig geworden. Vor allem dieses Jahr." „Egal, ob du ihn nun magst oder nicht, aber bitte verurteile ihn nicht sofort, in Ordnung? Er hat es wirklich nicht leicht", bat mich Cole. Ich dachte kurz darüber nach und nickte dann. Dann herrschte wieder eine Stille zwischen uns, dieses Mal war sie angespannt und nicht so angenehm wie vorhin.

„Und was habe ich in deinem Leben verpasst?", fragte er irgendwann. Dieses Mal war ich diejenige, die sich nach hinten fallen ließ und die Arme unter dem Kopf verschränkte. „Meine Eltern haben sich getrennt. Meine Mum lebt jetzt mit ihrem neuen Freund einige Flugstunden entfernt. Er ist sogar ganz in Ordnung. Ich war nie wieder auch nur in der Nähe der Strecke, es fühlte sich falsch an, ohne dich hinzugehen. Am Anfang war es echt schwer, weil ich es vermisst habe. Ich habe das Gefühl vor dem Rennen, währenddessen und danach vermisst. Ich habe sogar die Leute vermisst", sagte ich schmunzelnd. Ich überlegte kurz, ob ich ein wichtiges Ereignis vergessen hatte, aber da war nichts mehr. „Ansonsten verlief mein Leben recht unspektakulär." „Na dann weiß ich ja was wir heute Abend machen werden." Ohne dass ich ihn ansah, wusste ich, dass er grinste. Es war die Art wie er die Wörter betonte, die ihn verriet. "Ach ja?" Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an und stützte mich auf meinen Ellenbogen ab. Begeistert nickte er. „Ja, ich werde dich um halb 9 abholen."

*

Wir saßen noch einige Stunden im Park und redeten über alles Mögliche, lachten über die Zeit damals oder saßen einfach nur neben einander und genossen das herrliche Wetter. Aber irgendwann war es Zeit, dass ich nach Hause musste, weshalb wir uns voneinander verabschiedeten. Ich drehte mich in die Richtung, in der mein zuhause war und lief los. „Ach, Leah?", rief Cole, als ich erst wenige Schritte gegangen war. Ich drehte mich wieder zu ihm um. „Hm?" „Ich brauche noch deine Handynummer, ich habe sie nicht mehr." Ich ging die wenigen Schritte wieder zu ihm zurück. „Klar, gib mir dein Handy." Nachdem ich meine Nummer in sein Handy abgespeichert hatte, machte ich endlich auf den Weg nachhause.

DamianWhere stories live. Discover now