Kapitel 39

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Was ist zwischen den beiden passiert? Einen kurzen Moment stand ich einfach nur da und schaute auf die Stelle an der Damian vor kurzem noch war. Was ist passiert, dass David Damian noch nicht einmal mehr hier haben will?

Ich drehte mich um und klopfte an die bereits offene Zimmertür von David. Ohne auf eine Antwort zu warten, betrat ich sein Zimmer. David saß auf seinem Bett und hatte sein Gesicht in seinen Händen vergraben und beachtete mich nicht. Was auch immer passiert ist, belastete meinen Bruder sehr. Es kommt nicht häufig vor, dass er vollkommend neben der Spur ist. Das letzte Mal war, als unsere Eltern uns mitteilten, dass sie sich scheiden lassen würden.

„David?", fragte ich und stellte mich vor ihn, aber er hob seinen Blick nicht. „David." Wieder versuchte ich seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich kniete mich vor ihn und nahm langsam seine Hände von seinem Gesicht. David sah mir in die Augen, sagte aber kein Wort. „Was ist gerade passiert?", fragte ich ihn leise.

Er schüttelte seinen Kopf und zog seine Hände aus meinem Griff und wendete sich von mir ab. Ich stand langsam auf und wollte das Zimmer gerade verlassen, als David anfing zu reden. „Halt dich einfach von ihm fern ok?" Er drehte seinen Kopf zu mir. „Warum? Was ist denn los?"

Ich setzte mich neben ihn auf sein Bett und wartete auf eine Antwort. Er ließ sich lange Zeit, bevor er antwortete. „Das ist nicht wichtig, du sollst nur nichts mit ihm zu tun haben."

„Ich versteh das nicht. Ihr seid doch befreundet und auf einmal darf er das Haus nicht mehr betreten?" Er war trotz, dass er und seine Freunde sich über mich lustig gemacht haben hier. David wusste davon und trotzdem war er hier und jetzt auf einmal hat David was dagegen? Der Grund bin nicht ich, das ist klar. Aber was kann es sein? „Leah. Es geht dich nichts an! Hör auf, dich da einzumischen, und frag nicht mehr!", fuhr er mich wütend an.

„Es geht mich nichts an? Ok. Vielleicht hast du recht und es geht mich wirklich nichts an. Aber wenn du in Schwierigkeiten steckst, dann geht es mich sehr wohl etwas an. Du kannst doch immer mit mir reden...Ich bin immer für dich da...", versuchte ich ihn zu beruhigen, aber es passierte das Gegenteil. Er sprang von seinem Bett auf und schaute mich fassungslos an. „Ich bin in keinen Schwierigkeiten! Halt dich einfach da raus verdammt!" „Ja ist in Ordnung. Ich mach mir doch nur sorgen", sagte ich leise. „Ich verstehe einfach nicht, warum du auf einmal so ein Problem mit ihm hast."

David fuhr sich angespannt durch seine Haare. „Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so anschreien." Er setzte sich wieder auf sein Bett und schaute aus dem Fenster.

Jetzt wo ich anfange, mich damit anzufreunden das Damian vielleicht doch nicht so ein Arsch ist, wie ich immer dachte, kommt mein Bruder und sagt, ich soll mich von ihm fernhalten. Davon abgesehen, habe ich ja eh nichts mit Damian zutun. Außerhalb der Schule sehe ich ihn nie. Nur bei den Rennen, aber davon darf David niemals etwas erfahren. Ob er weiß, das Damian bei so etwas mitfährt? Oder ob David schon mal dabei gewesen ist? Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Was ist, wenn jemand David kennt und ihn auf mich angesprochen hat? Warum habe ich da nicht schon früher dran gedacht?

„Ich halte mich von ihm fern. Aber ich habe sowieso nichts mit ihm zu tun. Wir können uns ja nicht einmal leiden", erklärte ich meinen Bruder. „Danke. Er ist nicht so, wie du denkst. Wenn man mit ihm zu tun hat, ist man direkt in Gefahr. Glaub mir, er ist einfach nicht gut", erklärte David.

Ich weiß nicht warum es mich sauer macht, dass David so über ihn sprach. Ich dachte auch immer so über ihn, aber ich hatte meine Gründe. Ich weiß auch, dass er nicht gerade der Vorzeige Junge ist, aber er hat sich heute um mich gekümmert. Er war den ganzen Tag für mich da.

Ich nickte als Antwort. Ich wusste nicht, was ich ihm sonst hätte antworten sollen. „Jetzt erzähl aber erst mal was mit dir passiert ist. Wie geht es dir?", fragte er mich, während er seinen Blick von dem Fenster nahm und mich besorgt ansah. Ich lächelte ihn an. „Alles gut, ich habe nur zu wenige geschlafen. Es war halb so schlimm", versicherte ich ihm. Ich erklärte ihm, wie es dazu kam, dass ich früher nach Hause gegangen bin und was Damian damit zu tun hatte. Allerdings ließ ich Cole raus. Ich erzählte ihm, dass es mir nicht gut ging und Damian so freundlich war, mich nach Hause zufahren. Ich ließ den Streit zwischen uns und die Tatsache, dass er mich aus seinem Auto geworfen hat, aus. Wir unterhielten uns noch etwas, bis Davids Freundin gekommen war.

Nachdem ich mir eine neue Tasse Tee gemacht habe und die Schüssel in die Spülmaschine gestellt hatte, legte ich mich mit meinem Handy aufs Bett.

20 ungelesene Nachrichten in 4 Chats.

4 verpasste Anrufe.

2 Anrufe waren von Cole und die anderen kamen von Noah und Charlie. Als ich die Nachrichten von Noah und Charlie beantwortet und die Nachricht von Dad ignoriert hatte, wählte ich Coles Nummer.

„Gott sei Dank, du lebst noch", begrüßte er mich, als er den Anruf entgegennahm. Ich musste lächeln. „Wer sagt, das ich das noch tue?" Er lachte kurz. „Wie geht es dir?, fragte er aber dann ernst. Wie mir die Frage heute auf die Nerven ging. Noah und Charlie hatten mich das auch schon gefragt.

„Alles in Ordnung. Ich hatte ja ganz tolle Gesellschaft. Apropos tolle Gesellschaft. Wie kommst du auf die grandiose Idee Damian nach Hilfe zu fragen? Jemand besseres ist dir auch nicht eingefallen. Und warum musste ich von ihm erfahren, dass du heute einen wichtigen Test geschrieben hast? Warum hast du mir nichts davon erzählt?"

„Ich weiß nicht. Ich wusste ja nicht, dass bei euch zweien immer direkt Streit entsteht oder jemand umkippt. Das konnte ich ja nicht wissen. Ich weiß nicht, warum ich es dir nicht erzählt habe. Immer wenn wir gesprochen haben, hatten wir wichtigere Gespräche."

„Ja das stimmt schon, aber du hättest es mir trotzdem erzählen können, immerhin ist das für dich sehr wichtig, aber jetzt erzähl mal, wie ist es gelaufen?"

Wir unterhielten uns noch fast eine Stunde über alles Mögliche. Seinen Test, wie er auf der neuen Schule zurechtkommt, die Rennen. Irgendwann musste ich auflegen, weil mir währenddessen immer wieder die Augen zufielen. Ich war immer noch total müde. 

DamianWhere stories live. Discover now