Kapital 9 (x)

4.2K 121 1
                                    

Als ich merkte, wie sich meine Augen langsam mit tränen füllten, blinzelte ich schnell. Ich werde nicht schon wieder weinen. Ich dachte, das ich es verarbeitet hätte, aber ich konnte und wollte Cole nicht so einfach vergessen. Wer war dieser Junge da vorne und warum trug er seine Jacke?

Die genervte, laute Stimme von Mr. Montgomery brachte mich wieder in die Realität. „Mr. Eaton, Mr.North, schön das Sie es dann auch hierher geschafft haben. Heutzutage hält es wohl keiner mehr für nötig, pünktlich zu erscheinen. Die einen verschlafen, die anderen haben schlicht weg keine Lust. Was ist ihre Ausrede?" „Ich habe keine Ausrede. Sie müssten sich doch mittlerweile daran gewöhnt haben, dass ich zu spät oder gar nicht komme", antwortete Damian seelenruhig und zuckte mit seinen Schultern. „Das ist keine Entschuldigung! Mit dieser Einstellung werden Sie im Leben nicht weit kommen, das muss Ihnen doch bewusst sein", erwiderte Mr. Montgomery und versuchte auf die beiden einzureden, aber weder für Damian noch für Ben hatte das ganze Anreiz, um aufmerksam zuzuhören. „Seien Sie doch einfach froh darüber das wir nun hier sind, jetzt ist der Unterricht doch schon nicht mehr so langweilig", sagte Ben und ging zu seinem Platz. Auch Damian machte sich auf den Weg. Während die beiden durch die Reihen gingen, fingen die Mädchen an zu tuscheln und zu kichern. Einige wanken ihnen zu, als wären sie Popstars, aber meine Aufmerksamkeit blieb bei dem Jungen vorne. Ich wollte wissen, wer er war, deshalb bemerkte ich auch viel zu spät das Damian und Ben sich in der gleichen Reihe wie meine niederließen.

„Und das Sie an Ihrem ersten Tag zu spät kommen, und das auch noch mit Mr.Eaton und Mr. North, kann ich nicht entschuldigen. Es tut mir leid, aber das werde ich mir notieren müssen. Stellen Sie sich bitte kurz vor", richtete sich Mr. Montgomery nun an den Neuen, dieser nickte kurz und drehte sich dann zu der Klasse.

„Ich weiß zwar nicht genau, was ich sagen soll", fing er an und ich erstarrte als ich seine Stimme hörte. Unmöglich. „Mein Name ist Cole Allen und ..." In dem Moment, als er seinen Namen sagte, blieb die Welt für mich stehen. Mit geschocktem Gesicht starrte ich ihn an. Was er sonst noch über sich erzählte, bekam ich nicht mehr mit. Immer wieder hallte seine Stimme in meinem Kopf, sie schien immer lauter zu werden, je öfter ich seinen Namen hörte. Es war unmöglich, er konnte es nicht sein. Er war tot. Ich war doch dabei. Seit mehr als 2 Jahren hatte ich seine Stimme nicht mehr gehört und jetzt stand er einfach hier. Hier in meiner Schule, in meiner Klasse. Lebendig vor mir.

„Nun gut Mr. Allen, setzen Sie sich doch am besten neben Leah Cooper", wies ihn Mr. Montgomery an. Mein Name hatte ihn völlig aus der Fassung gebracht, denn nun sah er sich geschockt in der Klasse um und blieb schließlich bei mir hängen. Es war das erste Mal, seitdem er die Klasse betreten hatte, das er mich ansah. Wir sahen uns beide an und ich wusste nicht mehr, wie ich mich fühlen sollte, dass alles war zu viel in dem Moment. In meinem Kopf spielten sich immer wieder die letzten paar Minuten ab und ich bekam nur am Rand mit, wie die Leute ihm leise Sachen zuriefen. „Oh Gott du armer. Du tust mir leid." „Er kennt sie noch nicht einmal und ist schon geschockt", sagte Alison, aber auch ihr schrilles Lachen hörte ich nur ganz leise. Cole machte sich gerade auf den Weg zu seinem Platz, als die Schulklingel klingelte und somit den Unterricht beendete.

DamianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt